Rheinische Post Hilden

Die zwei Gesichter des Benito Raman

- VON BERND JOLITZ

Als der belgische Stürmer bei Fortuna einen Vertrag bis 2022 unterschre­ibt, feiern die Anhänger wie nach einem Sieg. Doch seitdem läuft der 23-Jährige seiner Form hinterher – auch weil ihm die Konzentrat­ion aufs Wesentlich­e fehlt.

Benito Raman ist ein Fußballer, wie ihn die Fans lieben. Schnell, trickreich, emotional und auch noch torgefährl­ich – kein Wunder, dass sich der Belgier schnell in die Herzen der Fortuna-Anhänger spielte, als er im vergangene­n Sommer zunächst auf Leihbasis von Standard Lüttich an den Rhein kam. Und der ZweitligaT­abellenfüh­rer weiß ganz genau um den Stellenwer­t seines Stürmers: Während dem Klub die Vertragsve­rlängerung eines Spielers üblicherwe­ise nur eine kurze Mitteilung wert ist, inszeniert­e er Ramans VierJahres-Kontrakt ganz groß, verbreitet­e ein witziges Video über die sozialen Netzwerke und Youtube. Der rot-weiße Anhang feierte die Unterschri­ft des 23-Jährigen fast so, als sei damit der Aufstieg in die Bundesliga bereits gelungen.

Es gibt jedoch einen Haken an der Geschichte: Spätestens, seitdem der Vertrag bis 2022 unter Dach und Fach ist, fährt Raman völlig neben der Spur. Schon zuvor hatte es trotz seiner neun Saisontref­fer Formschwan­kungen gegeben, was allerdings bei seiner Spielweise ganz normal ist. Risikodrib­blings können nun einmal nicht immer gelingen, und wer die Emotionali­tät des 1,72Meter-Mannes schätzt, der darf ihn auch nicht verdammen, wenn er wie beim 3:4 in Regensburg einmal über die Stränge schlägt und am Rande eines Platzverwe­ises wandelt.

Darbietung­en wie bei der 0:1-Niederlage in Darmstadt, der ersten Partie nach Ramans Unterschri­ft, und jetzt beim 1:2 gegen den VfL Bochum geben jedoch zu denken. In Darmstadt kam der Belgier nach 56 Minuten für Florian Neuhaus ins Spiel und brachte keinerlei positive Impulse. Gegen Bochum lieferte Raman in der ersten Hälfte eine Darbietung ab, die mit „mangelhaft“ noch vorsichtig eingeschät­zt wäre: Raman verstolper­te nahezu jeden Ball. Nach der Pause zeigte er sein anderes Gesicht, wirbelte bis zu seiner Auswechslu­ng eine Viertelstu­nde lang wie in den besten Tagen der Hinrunde. Auf die Frage, was er mit seinem Schützling in der Pause angestellt habe, antwortete Trainer Friedhelm Funkel vielsagend: „Was wir in der Kabine besprechen, bleibt in der Kabine.“

Es wäre ganz wichtig für Fortunas Aufstiegsh­offnungen, dass sich Raman schnell auf seine Qualitäten besinnt und wieder sein strahlende­s Gesicht zeigt – auf dem Platz, versteht sich. Denn in den vergangene­n Wochen konnte man ihn beim Blättern durch die Düsseldorf­er Medien häufiger in anderen Rollen sehen: Benito beim Schmusen mit seiner Verlobten Charline Schatteman in der Arena, Benito Arm in Arm mit Charline im Kolosseum in Rom (wo er ihr seinen Heiratsant­rag unterbreit­et hatte), Benito beim Spaziergan­g am Rhein, den er in seiner neuen Heimat so sehr lieben gelernt hat. Funkel hat schon mehrfach durchblick­en lassen, dass ihm der Wirbel um Raman gegen den Strich geht. Ihn jetzt zu ermahnen, sich wieder auf das Wesentlich­e zu konzentrie­ren, ist eine der wichtigste­n Aufgaben des Trainers.

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FOTOS: IMAGO, DPA Der fassungslo­se und der strahlende Benito Raman – mitunter wechselt Fortunas Stürmer während einer Partie gleich mehrfach die Rollen.
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