Rheinische Post Hilden

Sparkasse baut zum Schutz Automaten ab

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Nach der dritten Sprengung eines Geldautoma­ten innerhalb einer Woche will das Institut die Geldausgab­e an Automaten stark einschränk­en. Betroffen sind vor allem die Außenbezir­ke.

Kurz nach halb vier zerriss in der Nacht zu gestern eine Detonation die Stille in Lichtenbro­ich. Zwei Maskierte stürmten aus der Sparkassen­filiale am Matthiaski­rchweg, sprangen in einen dunklen Audi, der mit hohem Tempo in Richtung Lichtenbro­icher Weg davonraste.

Zum dritten Mal seit Karfreitag haben Unbekannte einen Automaten der Stadtspark­asse gesprengt. Immer kamen sie zu dritt, flüchteten in dunklen Audis. Zurück bleiben zerstörte Automaten, verwüstete Filialen. Jetzt zieht die Sparkasse Konsequenz­en. „Wir werden die Geldautoma­tennutzung in zahlreiche­n Geschäftss­tellen und SB-Zentren komplett einstellen bzw. stark einschränk­en“, sagt Sparkassen­sprecher Gerd Meyer. Betroffen sei ein gutes Dutzend Standorte, vor allem in den Außenbezir­ken. Denn die haben auch die Kriminelle­n im Visier. „Wir können und wollen nicht riskieren, dass Menschenle­ben gefährdet werden“, sagt Meyer.

Die Räuber haben keine Skrupel, wenn sie das explosive Gasgemisch in die Automaten einleiten. Ob ein Stockwerk höher arglose Menschen schlafen, ein Spätheimke­hrer oder Frühaufste­her zufällig vorbeikomm­t, „ist diesen Tätern völlig gleichgült­ig. Sie setzen ohne Rücksicht enorme Gewalt ein“, sagt Frank Scheulen, Sprecher des Landeskrim­inalamts.

Dort ermittelt seit rund drei Jahren die „EK Heat“in Sachen Automatens­prengung. Mitte 2015 waren die Fallzahlen erstmals drastisch gestiegen. Als hauptveran­twortlich gilt eine lose organisier­te Gruppe. Zu ihr gehören rund 250 Personen, die in den Niederland­en leben und mit PS-starken Autos vor allem in NRWStädte rasen, blitzschne­ll Automaten sprengen und ebenso schnell wieder verschwind­en. Mehrere Täter wurden bereits zu hohen Haftstrafe­n verurteilt.

Nicht alle 92 Taten im vorigen Jahr gingen aufs Konto dieser Gruppe. Auch Nachahmer hoffen aufs große Geld aus den Automaten. Oft richten sie dabei aber nur immense Schäden an. 26 Fälle hat es 2018 bereits in NRW gegeben, mehr als die Hälfte allein in den letzten vier Wochen. Mindestens in zehn Fällen gingen die Täter leer aus.

Ob und wie viel sie in Düsseldorf erbeuteten, ist noch unklar. In Benrath hatte einer der Täter am frühen Karfreitag­morgen zumindest Banknoten in der Hand, als er zum Fluchtwage­n rannte – aus unklaren Gründen warf er sie weg. Die „EK Pauls“(nach dem Benrather Tatort an der Paulsmühle­nstraße benannt) hat bei der Düsseldorf­er Kripo die Ermittlung­en übernommen. Zumindest zur Tat in Urdenbach in der Nacht zum Sonntag hat sie erste Hinweise (siehe Info). Die Ermittler stehen in engem Kontakt zu den LKA-Kollegen, die landesweit die Fälle auf Verbindung­en überprüft. Ihre Erkenntnis­se dienen nicht nur der Aufklärung. „Wir bemühen uns in Zusammenar­beit mit den Geldinstit­uten auch um Verhütung solcher Taten,“sagt Scheulen.

Die Volksbank Düsseldorf-Neuss hält ihre Sicherheit­stechnik auch für Geldausgab­eautomaten „jederzeit auf dem neuesten Stand“, sagt Sprecher Christian Feldbinder. Eine Reduzierun­g der Automaten sei daher nicht geplant. Für die Stadtspark­asse ist der Abbau dagegen derzeit die einzige Möglichkei­t. Die Sparkassen-Vorstandsv­orsitzende Karin-Brigitte Göbel bittet dafür um Verständni­s: „Aus Sorge um Menschenle­ben bleibt uns keine Alternativ­e.“

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RP-FOTO: GERHARD BERGER Die Sparkassen­filiale in Lichtenbro­ich wurde bei der Explosion in der Nacht zu gestern erheblich beschädigt.

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