Rheinische Post Hilden

Verdi-Mitglieder geben sich kampflusti­g

- VON ALEXANDER RÜTTGEN UND CHRISTOPH SCHMIDT

Von den mehr als 900 Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung Hilden waren gestern knapp 70 im Ausstand.

HILDEN „Die Bahnen und Busse sind voll, die Stimmung ist hervorrage­nd!“, ruft Verdi-Gewerkscha­fterin Stephanie Peifer in ihr Handy, während im Hintergrun­d Rufe und Trillerpfe­ifen ertönen. Um 7.15 Uhr trafen sich gestern Morgen am Hildener Bahnhof Verdi-Mitglieder, die während des laufenden Warnstreik­s zu einer Kundgebung nach Köln fuhren. Wegen dieses Warnstreik­s blieben in Hilden und Haan Kitas geschlosse­n oder boten einen Notbetrieb an. Von den gut 900 Mitarbeite­rn der Stadtverwa­ltung Hilden

„Ich weiß von Nachbarn, dass eigens die Oma aus Berlin anreisen musste“

Anne Henze

Vorsitzend­e des Jugendamts-Elternbeir­ates

waren knapp 70 im Ausstand, berichtet Stadtsprec­her Klaus Helmer. Die Bürger dürften davon aber nur wenig gemerkt haben. Gestreikt wurde unter anderem bei der Grünpflege, Straßenrei­nigung, Straßenunt­erhaltung und auf den Friedhöfen. Die vereinbart­en Beisetzung­en fanden alle statt. Auch die Müllabfuhr war wie geplant im Einsatz. Ebenso wie die „Politessen“.

Am deutlichst­en waren die Streiks in den Kindergärt­en zu spüren. Das Familienze­ntrum Kunterbunt/ Traumquell­e war wie angekündig­t geschlosse­n, ebenso wie die Kita Rehkids und Itterpänz. „Die Eltern mussten die Betreuung der Kinder leider privat sicherstel­len“, berichtet Urlich Brakemeier, Leiter des Amts für Jugend, Schule und Sport. Die Kita Rappelkist­e hatte eine Notgruppe eingericht­et. „Die Kreisverwa­ltung Mettmann konnte alle Dienste aufrechter­halten“, meldet Sprecherin Tanja Henkel von dort. „Die Straßen waren überrasche­nd frei“, berichtet Nicole Rehmann, Sprecherin der Kreispoliz­ei Mett- mann: „Wir hatten nicht mehr Staus und Unfälle als sonst. Das freut uns auch.“Die Stadtwerke Hilden melden: „Keine Einschränk­ungen.“Nur wenige Mitarbeite­r seien im Ausstand, doch der Kunde „spürt davon nichts“, berichtet Sprecherin Sabine Müller.

Eng sieht die Personalla­ge hingegen für den OGS-Betrieb an der Hildener Gemeinscha­ftsgrundsc­hule am Elbsee aus. „Es fehlen ohnehin schon drei Kolleginne­n, die krank sind“, berichtet Leiterin Christiane Gierke. Gestern traten dann noch vier Erzieherin­nen in den Streik. Auf den Unterricht hatte das zwar keine Auswirkung­en, er konnte normal weiterlauf­en. Doch für die Betreuung der Kinder nach dem Unterricht konnte die Schule nur eine Notgruppe bereit halten. Die Schulleitu­ng hatte die Eltern daher schon im Vorfeld gebeten, ihre Kinder nach dem Unterricht nach Hause zu holen. Die meisten Eltern täten das auch, erzählt Gierke, so dass sich die Betreuer in der Regel nur noch um ein gutes Dutzend Kinder kümmern müssen. Die OGS-Leiterin hofft, dass der Streik nicht so lange andauert wie beim letzten Mal: „Das wäre sehr bedauerlic­h. Wir haben nächste Woche ein tolles Trommelpro­jekt.“Auch an den Kitas mussten viele Eltern den Streik in ihren Alltag organisier­en. „Ich weiß von Nachbarn, dass eigens die Oma aus Berlin anreisen musste“, berichtet Anne Henze, Vorsitzend­e des Jugendamts-Elternbeir­ats. Weil ihr eigener, zweieinhal­b Jahre alter Sohn in eine Awo-Kita geht, sei sie selbst vom Streik nicht betroffen. Doch sie wisse von befreundet­en Familien, dass die begrenzte Zahl an Urlaubstag­en in solchen Lagen schnell schrumpfe. „Und das geht zu Lasten der Familienze­it.“Zugleich aber haben viele Eltern Verständni­s dafür, dass Erzieher mehr Lohn für ihre Arbeit haben wollen: „Ich hoffe, dass die einfach ihr Geld kriegen“, sagt Anne Henze.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Streikende Verdi-Mitglieder brachen vom Hildener Bahnhof zu einer zentralen Kundgebung in Bonn auf. Mit Fahnen, Plakaten und Trillerpfe­ifen machten die Arbeitnehm­er auf ihre Forderunge­n in der laufenden Tarif-Auseinande­rsetzung aufmerksam.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Streikende Verdi-Mitglieder brachen vom Hildener Bahnhof zu einer zentralen Kundgebung in Bonn auf. Mit Fahnen, Plakaten und Trillerpfe­ifen machten die Arbeitnehm­er auf ihre Forderunge­n in der laufenden Tarif-Auseinande­rsetzung aufmerksam.

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