Rheinische Post Hilden

An Isabell Werth führt noch kein Weg vorbei

- VON ANGELA BERN UND MICHAEL ROSSMANN

Wenn es um die großen Titel geht, ist die Rheinberge­rin nach wie vor unschlagba­r. In Paris gewinnt die „Queen of Dressage“zum vierten Mal den Weltcup – doch die Konkurrenz hat im WM-Jahr mächtig aufgeholt.

PARIS (dpa/sid) Lange vor der perfekt getanzten Schlusslin­ie wusste Isabell Werth, dass sie wieder einmal nicht zu schlagen war. Ein Lächeln lag auf dem Gesicht der sechsmalig­en Olympiasie­gerin aus Rheinberg, als ihre vierbeinig­e Primaballe­rina Weihegold ins Ziel federte. „Es war vielleicht ihre beste Kür überhaupt“, sagte Werth, die in Paris zum vierten Mal den Weltcup in der Dressur gewann und dabei als Einzige die 90-Prozent-Marke knackte.

Auch Bundestrai­nerin Monica Theodoresc­u schwärmte nach dem Siegritt: „Das war sehr, sehr gut geritten.“Theodoresc­u durfte aber auch mit dem Abschneide­n ihrer beiden anderen Reiterinne­n in Paris höchst zufrieden sein. Jessica von Bredow-Werndl kam hinter Werth und der US-Amerikaner­in Laura Graves mit dem Hengst Unee (83,725) auf den dritten Platz. Fünfte wurde Dorothee Schneider mit Sammy Davis Jr. (81,843).

Wenn es um die ganz großen Titel geht, führt aber eben an der erfolgreic­hsten Reiterin der Geschichte noch kein Weg vorbei. Der Weltverban­d FEI nennt die 48-jährige Werth respektvol­l „Queen of Dressage“, doch die Thronjäger sitzen der Königin im Nacken. Im Jahr ihrer Heim-WM im September in Try- on/North Carolina machte vor allem Graves mit dem 16-jährigen Wallach Verdades einen Riesensatz. Sie verbessert­e ihre persönlich­e Bestleistu­ng in der Kür von 84 auf 89 Prozent – in der zementiert­en Welt der Dressur ein Quantenspr­ung.

Und nicht nur Graves oder die junge Dänin Cathrine Dufour mit ihrem brillanten Tänzer Cassidy sind Isabell Werth ungewohnt dicht auf den Fersen, auch Sönke Rothenberg­er und sein Cosmo, deren Ansturm Werth bei der EM 2017 nur ganz knapp abwehren konnte, sind ein verlässlic­hes Verspreche­n für die Zukunft. In Paris fehlte Rothenberg­er, er verzichtet­e komplett auf den Weltcup und wird erst in der sogenannte­n grünen Saison wieder aufs Viereck zurückkehr­en. Und in dieser grünen Saison, die Ende April traditione­ll mit dem Showturnie­r Horses and Dreams in Hagen beginnt, werden die Karten ganz neu gemischt. Sagt zumindest Isabell Werth, und die muss es ja am besten wissen.

Dass sie dennoch das Maß aller Dinge bleibt, ist eine unumstößli­che Tatsache. Werths Erfahrung, ihre Cleverness im Sattel und ihre Nervenstär­ke sind vor allem in den ganz großen Turnieren der Schlüssel zum Erfolg. Die 48-Jährige hat auf jede Herausford­erung eine Antwort, die Niederlage gegen Graves im Grand Prix von Paris frustriert­e sie nicht, sondern stachelte sie in der entscheide­nden Kür erst richtig an. „Man kann Isabell nicht verunsiche­rn“, sagte Graves: „Das ist vielleicht ihre allergrößt­e Stärke.“

Das nächste Championat steht Anfang Juni bei den deutschen Meistersch­aften in Balve im Sauerland auf dem Programm, mindestens bis dahin wird Werth auf ihre vierbeinig­e Erfolgsgar­antin Weihegold verzichten müssen. Die 13-jährige Stute geht wie immer nach der Hallensais­on in eine Zuchtpause. „Unsere Jahresplan­ung ist davon aber nicht beeinfluss­t“, sagte Werth. Im Juli wird beim CHIO in Aachen das WM-Team für Tryon nominiert. Und auch dabei führt an Werth und Weihegold natürlich kein Weg vorbei.

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