Rheinische Post Hilden

Tierheim Hilden kastriert Fund-Katzen

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND VERENA BRETZ

Die Stadt Köln hat eine Kastration­spflicht für die Tiere eingeführt – wie bereits 86 andere Kommunen in NRW.

HILDEN In Deutschlan­d leben geschätzt 30 Millionen Haustiere. Lieblingst­ier ist mit Abstand die Katze (rund 13,4 Millionen). Viele Halter haben ihre Tiere nicht kastriert und lassen sie draußen herumlaufe­n. Katzen können sich zwei- bis dreimal im Jahr fortpflanz­en. Selbst bei einer konservati­ven Rechnung von drei überlebend­en Kätzchen pro Wurf (fünf bis sieben Junge), kann aus einem einzigen Paar binnen drei Jahren eine Population von 500 Katzen werden.

Die Stadt Köln hat deshalb jetzt die Notbremse gezogen. Geschätzt 20.000 „wilde“Katzen stromern durch die Dom-Stadt. Viele von ihnen sind ausgehunge­rt, einige sogar krank. Mit einer Katzenschu­tzverordnu­ng will Köln die weitere unkontroll­ierte Vermehrung der Tiere stoppen. Danach müssen Freigänger-Katzen kastriert, markiert und registrier­t sein.

Nach Informatio­nen des Tierschutz­bundes hatten bis März 2018 mindestens 653 Kommunen in ganz Deutschlan­d eine Katzenschu­tzverordnu­ng erlassen, darunter 87 in NordrheinW­estfalen.

Hilden gehört nicht dazu. Das Tierheim Hilden nimmt im Auftrag der Städte Hilden, Mettmann, Erkrath, Monheim und Langenfeld Fundtiere auf und hat sich schon vor einigen Jahren für die Einführung einer Kastration­spflicht für Freigänger eingesetzt. „Das stimmt“, bestätigt Hildens Ordnungsam­tsleiter Michael Siebert: „Es gab Gespräche, aber wir haben das Thema nicht weiter verfolgt.“Siebert kann nicht sagen, ob verwildert­e und Freigänger-Katzen in Hilden ein Problem sind – so wie in Köln: „Dann hätten wir bei den aufmerksam­en Hildenern sicher mehr Hinweise aus der Bevölkerun­g. Ich finde es auch grundsätzl­ich nicht gut, alles per Verordnung zu regeln.“Verwildert­e Katzen sind tagsüber oft nicht sichtbar. Sie lassen sich meist erst nachts blicken. Manja Bretschnei­der, Vorstand im Tierschutz­verein Hilden, will das Thema aber wieder angehen: „Alle im Tierheim aufgenomme­nen Katzen werden kastriert: Alles andere hat keinen Sinn.“Die Stadt Erkrath ordnete Ende 2016 an, dass freilaufen­de Katzen kastriert und registrier­t sein müssen. „Wir halten das für eine Erfolgsges­chichte“, zog Christa Becker, Vorsitzend­e des Tierschutz­vereins, nach knapp einem Jahr im Hauptaussc­huss Bilanz. So seien in Erkrath nur noch 43 Fundkatzen aufgegriff­en worden gegenüber 176 im Jahr 2004. In Wülfrath gilt ebenfalls eine Kastrati

onspflicht für Freigänger- Katzen. Das sind aber die beiden einzigen Städte im Kreis Mettmann. „Das entscheide­t jede Kommune selbst“, sagt Tanja Henkel, Pressespre­cherin des Kreises Mettmann.

In Leverkusen wurde die Regelung schon vor sieben Jahren eingeführt, berichtet Amtstierar­zt Kurt Molitor. Seine Erfahrunge­n mit der Verordnung sind gut: „Wir haben es mittlerwei­le geschafft, die Population ganz gut in den Griff zu bekommen.“Der Tiermedizi­ner schätzt, dass es in Leverkusen rund 3000 Katzen mit Freigang gibt. Der Tierschutz Leverkusen versucht mit zwölf Futterstel­len, verwildert­e Katzen anzulocken und einzufange­n. Tiere ohne Halter kommen ins Tierheim – oft in einem elenden Zustand – werden dann gepflegt, kastriert, gechipt, registrier­t – und danach im Idealfall vermittelt. „Wir merken, dass die Leute nachlässig werden“, berichtet Gerd Kortschlag, Vorsitzend­er des Tierschutz Leverkusen: „Ich ver

gleiche das gerne mit der Impfpflich­t für Kinder.“

Weiterer Aspekt: Seit 2015 verbietet das Landesjagd­gesetz NRW die Jagd auf Katzen. Zuvor wurden alleine in NRW rund 10.000 Stubentige­r erlegt – wenn sie 200 Meter vom nächsten Haus entfernt angetroffe­n wurden. Katzen könnten sich stark vermehren und seien Raubtiere, argumentie­rte der Landesjagd­verband NRW: Eine streunende Katze könne pro Jahr bis zu 1000 Vögel, Kleinsäuge­r und Amphibien erbeuten.

Verträglic­hkeit

Kennzeichn­ung

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany