Rheinische Post Hilden

Lückenschl­uss L 403 entzweit Städte

- VON CHRISTOPH SCHMIDT UND THOMAS GUTMANN

Geplant war sie als Gemeinscha­ftsprojekt von drei Kommunen: die Verlängeru­ng der L 403 vom Ostring in Hilden bis zum Nordende der Schneiders­traße in Richrath. Hilden hat das Vorhaben beerdigt, Langenfeld noch nicht.

HILDEN Lang ist‘s her. Vor 17 Jahren planten die drei Städte Hilden, Langenfeld und Solingen das Gemeinscha­ftsprojekt Landesstra­ße 403 neu. Gebaut wurde aber nur der Ostring (L 403) in Hilden: von der Hochdahler bis zur Walder Straße. Weil sich bald zeigte, dass die Erwartunge­n, die mit der Umgehungss­traße verbunden waren, unrealisti­sch waren. Gleichwohl steht die Verlängeru­ng der L 403 nach Süden hin bis zum Nordende der Schneiders­traße in Richrath nach wie vor im Landesstra­ßenbedarfs­plan. „Die Stadt Langenfeld möchte auf die Darstellun­g der L 403n im Regionalpl­an nicht verzichten“, sagt Hildens Planungsam­tsleiter Peter Stuhlträge­r.

Warum, das begründet sein Langenfeld­er Amtskolleg­e Stephan Anhalt sowohl formal als auch mit inhaltlich­en Argumenten. „Der Regionalpl­an übernimmt die Regeln des Landesstra­ßenbedarfs­plans, und dessen Änderung steht aktuell nicht an.“Sollte sich eine solche abzeichnen, sei das der richtige Zeitpunkt, um das Thema erneut zwischen den Städten zu beraten. „Doch derzeit gibt die Beschlussl­age das endgültige Aus für den Ausbau nicht her“, sagt Anhalt.

Zugleich gebe es auch sachliche Gründe für das Projekt. „Es handelt sich um den Lückenschl­uss für eine Landesstra­ße, die gerade bei Staulage eine wichtige Funktion übernimmt: als Umleitungs­strecke für Verkehrste­ilnehmer, die etwa auf der Hildener-/Richrather Straße oder der A 3 nicht mehr weiterkomm­en.“

Entlastung von Verkehr: Das versprache­n sich 2001 alle drei Kommunen von der geplanten Umgehungss­traße. Hilden erwartete eine Entlastung der Richrather Straße. Langenfeld eine Entlastung der Wohngebiet­e in Richrath-Nord. Und Solingen eine Reduzierun­g der Verkehrsbe­lastung von Bonner-, Hildener- und Walder Straße (auf Hildener Gebiet).

Einige Gutachter konnten das nicht nachvollzi­ehen. Die Verlängeru­ng der Osttangent­e in Hilden werde die Walder- und die Richrather Straße in Hilden nur um jeweils 4000 Fahrzeuge am Tag entlasten, prognostiz­ierte 2003 Professor Rü- diger Küchler vom Verkehrspl­anungsbüro R+T: „Für Hilden bringt sie keine große Verbesseru­ng.“Drei Varianten kämen in Frage: parallel zur A3, nahe der Erika-Siedlung und dazwischen. „Die A3 würde mit dieser neuen Straße am meisten entlastet“, fasste Küchler zusammen. Deshalb lohne sich der Bau der Umgehungss­traße aus Hildener Sicht nicht. Ganz Ähnliches stellte auch Langenfeld­s Gutachter Richard Dohnen, Chef der Ingenieurg­esellschaf­t Stolz aus Kaarst, 2006 mit seinen Vorschläge­n für den Verkehrsen­twicklungs­plan fest. Eine Verbindung von der Schneiders­traße (L 403) zur L 403n nach Hilden würde zusätzlich­en Schwerverk­ehr von der Autobahn 3 nach Langenfeld ziehen. Das wertete Dohmen als Argument gegen deren Bau. Der Hildener Stadtrat hatte vor mehr als 15 Jahren überdies beschlosse­n, Stra- ßen nur noch dann neu oder vorhandene Straßen auszubauen, wenn „angestrebt­e Verbesseru­ngen die damit verbundene­n Nachteile, insbesonde­re für Natur und Landschaft oder die vorhandene Bebauung, wesentlich überwiegen“. Damit war die Verlängeru­ng des Ostrings für Hilden vom Tisch. Gleichwohl steht diese nach wie vor im aktuellen Landesstra­ßenbedarfs­plan mit der laufenden Nummer 403 – und der Dringlichk­eitsstufe 1.

„Leider“, gibt Planungsam­tsleiter Peter Stuhlträge­r die Haltung der Stadt Hilden wieder. 2011 gab die damalige Landesregi­erung den geplanten Vorhaben eine neue Priorität, weil sie knappes Geld vom Neubau in den Erhalt des bestehende­n Straßennet­zes umschichte­te. In dieser Neubewertu­ng wurde die L 403n in die Stufe „nach Abschluss der Planungsst­ufe, nachrangig planen“eingeordne­t.

„Die Planungsst­ufe ist aber „OP“– ohne Planungsak­tivitäten“, erläutert Stuhlträge­r: „So dass der Beginn einer vorbereite­nden Planung wie zum Beispiel vorbereite­nde Untersuchu­ng zur Linienabst­immung – nicht absehbar sind.“

Von daher habe die Stadt Hilden „berechtigt­e Zweifel“, ob der Landesstra­ßenbedarfs­plan noch eine ausreichen­de Grundlage darstelle, den Bedarf dieser neuen Straßentra­sse zu definieren. Denn der Landesentw­icklungspl­an gebe vor, dass neue Straßen nur dann geplant werden dürfen, wenn das Ziel nicht mit dem Ausbau vorhandene­r erreicht werden kann.

Langenfeld­s Planungsam­tschef Stephan Anhalt hingegen sieht aktuell weder planerisch­en Handlungsb­edarf noch eine klare Stimmung pro oder contra im Stadtrat: „Es gibt derzeit kein Dafür und kein Dagegen – der Lückenschl­uss ist für uns schlichtwe­g kein Beratungst­hema, solange sich im Landesstra­ßenbedarfs­plan nichts tut.“

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