Sozialkaufhaus feiert seinen 30. Geburtstag
Die Kleiderkammer des katholischen Sozialdienstes verkauft Gutes aus zweiter Hand.
HILDEN Vera Lepper, Vorsitzende des Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Hilden, zählte auf, wie schwer das Projekt „Kleiderkammer“zu realisieren war: „Wir mussten immer aus den Räumen raus, wir mussten immer fliehen“. Man fing vor dreißig Jahren ganz klein im Kellerraum des SKFM in der Mühlenstraße an. Da dort aber „unzumutbare Verhältnisse“herrschten, wie sich Lepper erinnerte, suchte man geeignetere Räume. Zuerst im Alten Reichshof, dann im Lager des Kaufhauses Schnaten- berg (Am Kronengarten) und zuletzt in der alten Druckerei Hertwig in der Berliner Straße. An allen drei Standorten erlebte der Sozialdienst das gleiche Szenario: baldiger Abriss durch neue Eigentümer. Seit über einem Jahr ist das Sozialkaufhaus in der Benrather Straße heimnisch geworden – und dort feierte der SKFM das dreißigjährige Bestehen der Kleiderkammer. „Die Verantwortlichen haben viele Umzüge überstanden und viele persönliche Bruchstellen überlebt“, meinte Bürgermeisterin Birgit Alkenings und lobte die 42 ehrenamtlichen und die beiden hauptamtlichen Helferinnen, die den Betrieb der Kleiderkammer organisieren. Und Alkenings fügte einen ihr noch sehr wichtigen Aspekt hinzu: „Als ehrenamtliche Helferinnen setzen Sie ein Signal gegen die Wegwerfgesellschaft – in Zeiten, in denen Menschen T-Shirts für fünf Euro aus
Birgit Alkenings Bangladesch kaufen, die dann zweimal angezogen werden und dann im Müll landen.“Unwichtig sei, ob die Kunden der Kleiderkammer weniger oder mehr Geld haben. „Es ist wichtig, dass Sie immer diesen Denkanstoß geben“, fügte die Bürgermeisterin hinzu. Zu den Gratulanten zählte auch Erika Bünnagel, die 1988 als damalige Vorsitzende des SKFM die Idee der Kleiderkammer mit ehrenamtlichen Helfern in die Tat umsetzte. Sie besuchte mit Mitgliedern des Sozialdienstes eine Kleiderkammer in Langenfeld und brachte das Konzept mit nach Hilden. „Aber bis wir die Kleiderkammer unter unseren Büros in der Mühlenstraße eröffnen konnten, vergingen erst einmal zwei Jahre“, staunte Bünnagel im Nachhinein. Vera Lepper und KleiderkammerLeiterin Mechthild Hendrikson (eine der beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen), sprachen deutlich aus, dass der Betrieb des Sozialkaufhauses „ohne ehrenamtliche Mithilfe nicht denkbar sei“.
Ein ganz neues Gesicht hinter dem Verkaufstresen ist Hanni Trespe. Sie ging im vergangenen Jahr in Rente und übernahm ganz frisch am 11. April ihre erste Schicht in der Kleiderkammer. „Hier gibt es Kleider und Haushaltsgegenstände in Hülle und Fülle“, sagt Trespe, „und diese zu günstigen Preisen weiterzuverkaufen, bevor sie in der Tonne landen, halte ich für sehr sinnstiftend.“Außerdem lerne sie in der Kleiderkammer viele interessante Menschen kennen. Ob vor oder hinter dem Verkaufstresen – „Sie sind immer für ein nettes Gespräch zu haben“.
„Sie setzen ein Signal gegen die Wegwerfge
sellschaft“