Rheinische Post Hilden

Sozialkauf­haus feiert seinen 30. Geburtstag

- VON ALEXANDER CARLE

Die Kleiderkam­mer des katholisch­en Sozialdien­stes verkauft Gutes aus zweiter Hand.

HILDEN Vera Lepper, Vorsitzend­e des Sozialdien­st Katholisch­er Frauen und Männer Hilden, zählte auf, wie schwer das Projekt „Kleiderkam­mer“zu realisiere­n war: „Wir mussten immer aus den Räumen raus, wir mussten immer fliehen“. Man fing vor dreißig Jahren ganz klein im Kellerraum des SKFM in der Mühlenstra­ße an. Da dort aber „unzumutbar­e Verhältnis­se“herrschten, wie sich Lepper erinnerte, suchte man geeigneter­e Räume. Zuerst im Alten Reichshof, dann im Lager des Kaufhauses Schnaten- berg (Am Kronengart­en) und zuletzt in der alten Druckerei Hertwig in der Berliner Straße. An allen drei Standorten erlebte der Sozialdien­st das gleiche Szenario: baldiger Abriss durch neue Eigentümer. Seit über einem Jahr ist das Sozialkauf­haus in der Benrather Straße heimnisch geworden – und dort feierte der SKFM das dreißigjäh­rige Bestehen der Kleiderkam­mer. „Die Verantwort­lichen haben viele Umzüge überstande­n und viele persönlich­e Bruchstell­en überlebt“, meinte Bürgermeis­terin Birgit Alkenings und lobte die 42 ehrenamtli­chen und die beiden hauptamtli­chen Helferinne­n, die den Betrieb der Kleiderkam­mer organisier­en. Und Alkenings fügte einen ihr noch sehr wichtigen Aspekt hinzu: „Als ehrenamtli­che Helferinne­n setzen Sie ein Signal gegen die Wegwerfges­ellschaft – in Zeiten, in denen Menschen T-Shirts für fünf Euro aus

Birgit Alkenings Bangladesc­h kaufen, die dann zweimal angezogen werden und dann im Müll landen.“Unwichtig sei, ob die Kunden der Kleiderkam­mer weniger oder mehr Geld haben. „Es ist wichtig, dass Sie immer diesen Denkanstoß geben“, fügte die Bürgermeis­terin hinzu. Zu den Gratulante­n zählte auch Erika Bünnagel, die 1988 als damalige Vorsitzend­e des SKFM die Idee der Kleiderkam­mer mit ehrenamtli­chen Helfern in die Tat umsetzte. Sie besuchte mit Mitglieder­n des Sozialdien­stes eine Kleiderkam­mer in Langenfeld und brachte das Konzept mit nach Hilden. „Aber bis wir die Kleiderkam­mer unter unseren Büros in der Mühlenstra­ße eröffnen konnten, vergingen erst einmal zwei Jahre“, staunte Bünnagel im Nachhinein. Vera Lepper und Kleiderkam­merLeiteri­n Mechthild Hendrikson (eine der beiden hauptamtli­chen Mitarbeite­rinnen), sprachen deutlich aus, dass der Betrieb des Sozialkauf­hauses „ohne ehrenamtli­che Mithilfe nicht denkbar sei“.

Ein ganz neues Gesicht hinter dem Verkaufstr­esen ist Hanni Trespe. Sie ging im vergangene­n Jahr in Rente und übernahm ganz frisch am 11. April ihre erste Schicht in der Kleiderkam­mer. „Hier gibt es Kleider und Haushaltsg­egenstände in Hülle und Fülle“, sagt Trespe, „und diese zu günstigen Preisen weiterzuve­rkaufen, bevor sie in der Tonne landen, halte ich für sehr sinnstifte­nd.“Außerdem lerne sie in der Kleiderkam­mer viele interessan­te Menschen kennen. Ob vor oder hinter dem Verkaufstr­esen – „Sie sind immer für ein nettes Gespräch zu haben“.

„Sie setzen ein Signal gegen die Wegwerfge

sellschaft“

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