Rheinische Post Hilden

Städte müssen Ratten allein bekämpfen

- VON STEPHAN MEISEL, RALF GERAEDTS UND CHRISTOPH SCHMIDT

Langenfeld und Monheim lassen Kreis-Projekt scheitern. „Es wird auf jeden Fall teurer“, sagt Michael Siebert (Hilden).

KREIS METTMANN Sie leben zu Zehntausen­den unter uns. Meist tun die Ratten das unbemerkt, aber wenn sie sich im Gesichtsfe­ld des Menschen doch blicken lassen, geht es ihnen an den Kragen. Die Nager gelten im Sinne des Infektions­schutzgese­tzes als Gesundheit­sschädling­e, von denen Krankheits­erreger auf Mensch und Haustier übertragen werden können. Anfang letzten Jahres hatte der Kreis Mettmann von den zehn kreisangeh­örigen Städten die Aufgabe übernommen, den Rattenbest­and einzudämme­n und zu verringern. Doch vermutlich wird der Kreis bis zum 30. Juni die mit den Städten geschlosse­ne öffentlich-rechtliche Vereinbaru­ng zum Jahresende 2018 aufkündige­n

Denn vier Städte, darunter Langenfeld und Monheim, sind mit der Kooperatio­n unzufriede­n. Sie wollen daher die Vereinbaru­ng mit dem Kreis wieder kündigen. „Es gibt aus vier Städten Signale, die öffentlich­rechtliche Vereinbaru­ng aufzukündi­gen. Vier wollen daran festhalten. Zwei sind noch unentschlo­ssen“, sagt Kreissprec­herin Daniela Hitzemann. Weil nach dem Ausscheren einzelner Kommunen eine Kooperatio­n keinen Sinn mache, stehe jetzt die Kündigung zur Debatte. Die wird am 17. Mai im Gesundheit­sausschuss beginnen. Ein Beschluss steht Ende Mai im Kreistag an. Der bestehende Vertrag mit dem Schädlings­bekämpfer wäre sowieso zum Jahresende 2018 ausgelaufe­n.

Eigentlich sollte die auf den Kreis übertragen­e Zuständigk­eit bewirken, dass Ratten in allen zehn Städten wirksamer der Garaus gemacht wird als bis Ende 2016 geschehen. Nach der öffentlich-rechtliche­n Vereinbaru­ng seien Köder systematis­ch auszulegen. Laut Christian Benzrath, Ordnungsam­tsleiter in Langenfeld, sollte die beauftragt­e Fachfirma zunächst in der Schmutzwas­serkanalis­ation „f lächendeck­end mit Placebo-Stücken feststelle­n, wo sich die Ratten aufhalten. Dann werden an diesen Stellen Giftköder ausgelegt.“In Grün- flächen würden hierzu GiftköderB­oxen platziert.

In Langenfeld hätte die Fachfirma vereinbaru­ngsgemäß 2900 Schmutzwas­serschächt­e belegen müssen, habe dies aber nur bei 797 Schächten getan. Unzufriede­n äußerte sich Benzrath auch über die schriftlic­he Dokumentat­ion der Belegungen. Oberirdisc­h sind seit Anfang 2017 Grundstück­seigentüme­r verpflicht­et, Rattenbefa­ll erstens zu melden und zweitens auf eigene Kosten zu beseitigen; sei es durch Schlagfall­en aus dem Fachhandel oder durch Beauftragu­ng eines Schädlings­bekämpfers.

Im Langenfeld­er Ordnungsau­sschuss stimmten alle Politiker für die Kündigung des Vertrags mit dem Kreis. „Wir wollen die Hoheit über unsere Ratten wiedererla­ngen“, merkte Dieter Braschoss (CDU) an. Gerold Wenzens (BGL) bezeichnet­e die Vereinbaru­ng mit dem Kreis als „Schuss in den Ofen“. Auch in Monheim beraten die Politiker über die Vertragskü­ndigung. Die Bereichsle­iterin Christiane Schärfke kritisiert, dass in den ersten 14 Monaten die Belegung der Kanäle mit Ködern „mehr als schleppend verlief“.

„Hilden war mit der Arbeit der Schädlings­bekämpfer zufrieden“, betont Ordnungsam­tsleiter Michael Siebert. Das neue Konzept sei ein Paradigmen­wechsel gewesen: Statt gelegentli­cher oberirdisc­her Bekämpfung sollen die Ratten systematis­ch unterirdis­ch bekämpft werden. „Bis man die Auswirkung­en merkt, wird es zwei bis drei Jahre dauern“, sagt Siebert: „Mir war das klar. Ich hätte mir mehr Geduld in Langenfeld und Monheim gewünscht.“Hilden werde sich jetzt selbst um die Rattenbekä­mpfung kümmern müssen und diesen gesetzlich­en Auftrag ausschreib­en – und zwar noch in diesem Jahr. „Günstiger wird es auf keinen Fall“, ist sich Siebert sicher: „Das war der eigentlich­e Vorteil der gemeinsame­n kreisweite­n Ausschreib­ung.“Hilden hat rund 56.000 Einwohner. Fachleute schätzen, dass in so einer belebten Stadt zwei bis drei Ratten auf einen Einwohner kommen. Siebert: „Wir haben kein Problem mit Ratten, aber sie sind ein Thema, um das wir uns kümmern müssen.“

Auch Haan hätte gern die Zusammenar­beit fortgesetz­t, teilt Stadtsprec­herin Sonja Kunders mit. Nunmehr gelte es, ab 2019 eine eigene Regelung zu finden. Wie die Ratten- bekämpfung dann genau aussehen wird, bedürfe noch der internen Abstimmung. Der Kreis stellt den Städten jetzt Unterlagen zur Verfügung, um die Rattenbekä­mpfung selbst ausschreib­en zu können.

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FOTO: IMAGO

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