Ein guter Lehrer gab den Ausschlag
(rps) Der Weg ins Handwerk war für Annika Staudt keineswegs vorgezeichnet. Nach dem Abitur in ihrem Heimatort Bad Ems wurde der gebürtigen Koblenzerin erst nach und nach klar, was sie beruflich machen wollte. Auch ein Studium zog sie in Betracht, traf dann, nachdem sie sich viele Betriebe angesehen und zahlreiche Praktika gemacht hatte, die Entscheidung für die Ausbildung als Steinmetzin.
Gern gezeichnet hatte sie immer schon, und wie so oft gab ein guter Lehrer den Ausschlag – ihr Kunstlehrer, der die Schüler zu einem anderen, selbstständigen Arbeiten ermutigte und an den Umgang mit verschiedenen Materialien heranführte, beeinflusste sie stark. Noch heute ist sie sich sicher, dass ihre Mappe, in der diese andere Herangehensweise sichtbar wurde, auch ihren späteren Ausbilder Friedrich Meyer überzeugte. Heute ist Annika Staudt nicht nur Steinmetzmeisterin, sondern seit gut einem Jahr auch selbstständige Handwerkerin und Chefin in ihrem einstigen Ausbildungsbetrieb in Düsseldorf.
Dass sie auf diese Weise zu ihren „Wurzeln“zurückkehren würde, war nicht unbedingt abzusehen. Hat die 35-Jährige doch schon einen außergewöhnlichen Werdegang hinter sich. Dieser führte sie nach der Gesellenprüfung in die Schweiz und dort nach zwei Stationen in Steinmetzbetrie- ben in das Architekturbüro von Peter Zumthor. Sechs Jahre leitete sie die Modellbauwerkstatt des Architekten von Weltrang, bekannt zum Beispiel durch das Kölner KolumbaMuseum.
Bei der Entscheidung für die Rückkehr in den Düsseldorfer Betrieb kamen mehrere Faktoren zusammen: Sich selbstständig zu machen schien in Deutschland leichter als in der Schweiz, der Kontakt zu Friedrich Meyer war sowieso nie abgerissen, und den Meister zu machen, war dann nur der natürliche nächste Schritt.
Staudt zieht ein durchweg positives Fazit: Sie fühlte sich gut vorbereitet auf die Selbstständigkeit und fand ihre Erwartungen bestätigt. Dass die angestrebten Veränderungen sich etwas langsamer vollziehen als gedacht, ist in ihren Augen kein Nachteil. Gegenwär- tig befindet sie sich in einer Phase des Ausprobierens: zwischen dem Schwerpunkt Grabmal, der nach wie vor die Haupttätigkeit der Werkstatt im Düsseldorfer Stadtteil Itter ausmacht, und Aufträgen im Bereich Küche und Wohnen, den sie ausbauen möchte.
Seit gut einem Jahr
selbstständige Handwerkerin und Chefin im einstigen Ausbildungsbetrieb