Rheinische Post Hilden

Weinhändle­r Iniesta auf dem Weg nach China

- VON MARCO MADER

Der 33-Jährige gewinnt in seinem letzten Finale mit Barcelona noch einmal den Pokal. Nach Asien zieht es ihn auch wegen seines Weinguts.

MADRID (sid) Andres Iniesta blickte wehmütig auf den Rasen und die letzten Sekunden des spanischen Pokalfinal­es, der große Kapitän des FC Barcelona hatte Tränen in den Augen. 5:0 (3:0) gegen den FC Sevilla, ein letzter magischer Abend im geliebten Trikot – so hatte er sich seinen Abschied wohl erträumt.

„Es sind sehr starke Emotionen“, sagte Iniesta, nachdem er den Pokal aus den Händen von König Felipe VI. empfangen hatte, „ich trage die Liebe und den Respekt der Leute tief in mir.“Die Fans beider Lager hatten ihm in Madrid, der Stadt des Erzrivalen, bei seiner Auswechslu­ng kurz vor dem Schlusspfi­ff mit Standing Ovations noch einmal die Ehre erwiesen. „Nächste Woche“will Iniesta seinen Wechsel nach China bekannt geben.

Angesichts seiner wie so oft starken Leistung mit dem sehenswert­en Treffer zum 4:0 (52.) kam nicht nur bei ihm Wehmut auf. Auch Papa Jose Antonio kämpfte mit den Trä- nen, Marca, das Hausblatt von Real Madrid, huldigte dem „letzten Kaiser“. Die katalanisc­he Zeitung Sport titelte: „Es lebe der König!“Und AS, ebenfalls aus Madrid, flehte auf Seite 1: „Iniesta, geh’ nicht!“

Und doch: Nach 16 Jahren mit 31 Titeln – Nummer 32 in der Meistersch­aft ist nur noch einen Sieg entfernt – zieht es ihn nach China. Trotz Vertrags auf Lebenszeit in Barcelona. Iniesta wird für drei Jahre bei Chongqing Lifan unterschre­iben. Angeblich soll auch sein Weingut eine Schlüsselr­olle beim Abschied spielen. Die Bodega Iniesta erhoffe sich durch den Wechsel einen jährlichen Absatz von zwei Millionen Flaschen auf dem chinesisch­en Markt – mehr als in Spanien. Dies berichtete­n zuletzt spanische Medien.

Das letzte Finale des bald 34-Jährigen mit Barca gab denen recht, die den Abschied verfrüht nennen. „Wir haben einen großen Iniesta gesehen, den besten seit langer Zeit“, sagte Klubpräsid­ent Josep Maria Bartomeu, „er hat eine Epoche in diesem Klub geprägt. Wir haben den Besten der Welt, Messi, aber Iniesta war der wichtigste Spieler, den wir hatten. Er ist einzigarti­g.“

Neben Iniesta trafen Luis Suarez (14./40.), Lionel Messi (31.) und Philippe Coutinho (69.). Es war der vierte Pokalerfol­g nacheinand­er für den Rekordsieg­er (30 Titel), Nationalto­rwart Marc-Andre ter Stegen wurde dabei wie gewohnt in der Copa del Rey von Jasper Cillessen vertreten.

„Da ist der Platz, er gehört dir. Spiel!“Mit diesen Worten schickte Louis van Gaal den jungen Iniesta einst in dessen Debüt. Fast 700 Pflichtspi­ele später wird er „einen schweren Schritt gehen“, wie sein Vater erzählte – weg von seiner großen Liebe. „Das ist ein Tag mit vielen Gefühlen, es sind viele Jahre“, sagte Iniesta. Vorher wolle er „den Leuten“noch die Meistersch­aft schenken. Es wäre seine neunte neben sechs Pokalsiege­n und vier (!) Triumphen in der Champions League. Sein drittes Triple blieb Iniesta verwehrt, Barca scheiterte in der Königsklas­se an AS Rom.

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Die zwei Großen des FC Barcelona: Lionel Messi (l.) bejubelt mit Kapitän Iniesta dessen Treffer zum 4:0.

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