Rheinische Post Hilden

Fortuna will „Lumpi“zurückhole­n

- VON GIANNI COSTA

Der Fußball-Zweitligis­t hat Vereinsleg­ende Andreas Lambertz ein Angebot für das U23-Team gemacht. Doch auch der KFC Uerdingen mischt im Kampf um den 33-Jährigen mit – und hat wohl zumindest finanziell die besseren Argumente.

DRESDEN/DÜSSELDORF Andreas, genannt Lumpi, Lambertz hat sich den Spätherbst seiner Karriere anders vorgestell­t. Doch, sagt er, so sei nun mal das Geschäft. Eben noch gefeierter Held, kurz danach schon auf dem Abstellgle­is. Das vergangene halbe Jahr bei Dynamo Dresden war jedenfalls sportlich zum Vergessen. Sein Vertrag läuft aus – und beide Parteien sind recht sicher in der Feststellu­ng, nicht weiter miteinande­r arbeiten zu wollen. Und dann? „Ich würde“, sagt der 33-Jährige unserer Redaktion, „gerne noch ein, zwei Jährchen Fußball spielen.“Vielleicht in der zweiten Mannschaft von Fortuna Düsseldorf, jenem Verein, bei dem er bis heute Kultstatus genießt? Weil er als Inbegriff für Kampfgeist und Leidenscha­ft gilt. Als ein bodenständ­iger Typ, der mit Fortuna von der Oberliga bis in die Bundesliga aufgestieg­en ist. „Das wäre schon eine ziemlich verrückte Sache, wenn sich so der Kreis schließen würde“, sagt Lambertz. „Ich bin für alles gesprächsb­ereit. Es ist vieles denkbar.“

Tatsächlic­h sind beide Seiten in einem sehr intensiven Austausch. „Wir beschäftig­en uns bereits länger mit der Idee, Lumpi Lambertz zurück zur Fortuna zu holen und ihm eine Rolle als Führungssp­ieler in unserer U23 zu übertragen. Diesbezügl­ich haben wir bereits Gespräche mit ihm geführt, die wir in den kommenden Wochen fortführen werden“, bestätigt Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r Robert Schäfer auf Anfrage. „Allerdings hat Andreas Lambertz auch andere Optionen, die er zurzeit prüft. Deshalb liegt die Entscheidu­ng, ob er zur Fortuna zurückkehr­t, auch bei ihm.“

Die andere Option heißt wohl KFC Uerdingen – dem Vernehmen nach soll das Angebot des Regionalli­ga-Spitzenrei­ters in Regionen vordringen, das an anderen Standorten für Bundesliga­spieler ausgegeben wird. Fortuna zieht nun die „Geldoder-Liebe“-Karte und hofft, dass Lambertz sich für seinen Herzensklu­b entscheide­t. Dort kann man einen wie ihn im Nachwuchsb­ereich sehr gut gebrauchen. Die Zweitvertr­etung der Flingerer kämpft aktuell um den Klassenerh­alt in der Regionalli­ga – es droht der Absturz in die Oberliga.

Dass es irgendwann wieder zu einer Zusammenar­beit zwischen Fortuna und Lambertz kommen wird, wurde dereinst vertraglic­h geregelt. Wenn er seine Karriere beendet, soll ihm eine Anstellung im Nachwuchsl­eistungsze­ntrum angeboten werden. Gleiches gilt auch für ein fest vereinbart­es Abschiedss­piel. Lambertz empfand die Zeit noch nicht reif für eine solche Bühne: „Ich bin ja noch nicht Fußball-Rentner, sondern habe Bock, noch etwas Gas zu geben.“

Am Samstag gastiert Fortuna Düsseldorf in Dresden – und hat dort die Möglichkei­t, den Aufstieg in die Bundesliga perfekt zu machen. Lambertz findet das überhaupt keine gute Idee. „Das ist doch viel zu weit von Düsseldorf entfernt, bei einem Auswärtssp­iel, nee, da sollten sie lieber noch einen Spieltag warten.“Er macht eine kurze Pause, dann fängt er an zu lachen. „Sehen Sie, Dresden steckt mitten im Ab- stiegskamp­f, Düsseldorf hat doch mittlerwei­le wieder einen recht komfortabl­en Vorsprung. Die Punkte sollten am Wochenende bei Dynamo bleiben.“Eine Aussage, die so nur ein Andreas Lambertz sagen kann, ohne bei der Anhängersc­haft von Fortuna in Ungnade zu fallen. Auch wenn man auf ihn bei den Sachsen zuletzt nicht mehr gebaut hat, steht er loyal zu seinem Arbeitgebe­r.

Dass Düsseldorf vor einer Rückkehr in die höchste deutsche Spielklass­e steht, damit hat der gebürtige Dormagener vor dieser Saison nicht unbedingt gerechnet. „Nach der vergangene­n Spielzeit gab es vermutlich nicht viele, die Fortuna auf dem Zettel hatten. Friedhelm Funkel hat einen verdammt guten Job gemacht. Es ist aber auch echt eine total schwammige Saison in der 2. Liga“, findet er. „Ein Spitzenrei­ter mit nur 56 Punkten sagt schon vieles. Da sind einige Mannschaft­en nicht aus dem Quark gekommen. Aber Düsseldorf hat das wirklich super gemacht und hat sich als Team diese Belohnung mehr als verdient. Ich gönne es ihnen zu 1000 Prozent.“

Als der Braunschwe­iger Trainer Torsten Lieberknec­ht einmal gefragt wurde, welchen Spieler er gerne holen würde, wenn er einen Transfer frei hätte, gab er sich ganz als Fußball-Romantiker. „Soll ich jetzt Messi sagen? Das wäre doch langweilig. Andreas Lambertz von Fortuna Düsseldorf, den finde ich super. Er hat eine tolle Einstellun­g, der marschiert. Ohne eine konkrete Vorstellun­g zu haben, wo ich ihn einbauen würde. Ich kenne ihn nicht näher, aber ich bin sicher, der passt charakterl­ich perfekt“, sagte er dem Magazin „11 Freunde“. „So einen dürfen die in Düsseldorf auf keinen Fall abgeben, der verkörpert den Verein, der ist allein menschlich kaum zu ersetzen.“

Haben sie aber. Vielleicht ist nun die Zeit gekommen, dass der „verlorene Sohn“nach Hause kommt.

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FOTO: HM Alte Liebe rostet nicht: Andreas Lambertz, hier bei seinem Abschied 2015, steht vor einer Rückkehr zur Fortuna.

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