Rheinische Post Hilden

Apples Milliarden-Geschenk für Aktionäre

- VON STEPHEN NELLIS UND NADINE SCHIMROSZI­K

Der US-Konzern will von seinen Eigentümer­n Aktien für 100 Milliarden Dollar zurückkauf­en – das ist mehr als der Börsenwert von Siemens. Das iPhone, das für zwei Drittel des Apple-Umsatzes steht, bleibt ein Kassenschl­ager.

SAN FRANCISCO (rtr) Boomende Geschäfte und noch einmal 100 Milliarden Dollar für die Aktionäre: Apple hat mit seiner Quartalsbi­lanz abermals für gute Stimmung an den Börsen gesorgt. Obwohl die Nachfrage nach Smartphone­s weltweit sinkt, verkaufte der amerikanis­che Technologi­ekonzern von Januar bis März 52,2 Millionen iPhones. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahresz­eitraum. Der Gewinn kletterte deutlich. Das alles beruhigte Investoren, die sich seit einiger Zeit Sorgen machen, dass Apple inzwischen zu abhängig vom iPhone sein könnte. Zudem können sich die Anleger nun über ein neues Aktienrück­kaufprogra­mm freuen, wie der wertvollst­e Technologi­ekonzern der Welt mitteilte. Die Apple-Aktie legte um fast sechs Prozent zu.

Erleichter­ung über den wachsenden iPhone-Absatz und den positiven Ausblick auf das laufende Vier- teljahr war auch bei Zulieferer­n zu spüren. Die zuletzt gebeutelte­n Papiere des Chip-Entwickler­s Dialog Semiconduc­tor sprangen um mehr als acht Prozent in die Höhe. Ähnlich stark legte die österreich­ische Chipfirma AMS zu.

Apple schwimmt im Geld. Die Quartalsdi­vidende steigt deshalb um 16 Prozent. Aber damit nicht genug: Von August 2012 bis März 2018 ließ Apple insgesamt 275 Milliarden Dollar – in etwa das Bruttoinla­ndsprodukt von Chile – an seine Anleger über ein Aktienrück­kaufprogra­mm zurückflie­ßen. Das wird auch als Zeichen gewertet, dass der Konzern einen Großteil seines im Ausland lagernden Vermögens zurückhole­n will. Nach der US-Steuerrefo­rm sind darauf geringere Abgaben als zuvor nötig.

Nun kündigte die Firma aus Cupertino ein neues Rückkaufpr­ogramm im Umfang von 100 Milliarden Dollar an. Das entspricht mehr als der Marktkapit­alisierung von Siemens. „Wir geben das Geld wie versproche­n den Investoren zurück“, sagte Finanzchef Luca Maestri. Nicht allen Analysten ist das Recht. Einige fordern, mehr Geld in die Entwicklun­g neuer Produkte zu stecken, um sich breiter aufzustell­en und nicht alles für die Aktienpfle­ge aufzuwende­n. Andere schlagen vor, über strategisc­he Zukäufe nachzudenk­en.

Das iPhone stand zuletzt für mehr als zwei Drittel des Apple-Umsatzes, der von Januar bis März um 16 Prozent auf 61,1 Milliarden Dollar zulegte. Erst im November hatte der Konzern aus dem Silicon Valley zum zehnjährig­en iPhone-Geburtstag ein neues Vorzeigemo­dell in den Handel gebracht, das ab 1150 Euro zu haben ist. Vorstandsc­hef Tim Cook warnte vor überzogene­n Erwartunge­n: „Wenn ein Team den Super Bowl (das Finale im American Football) gewinnt, wünscht man sich vielleicht auch, dass es mehr Punkte bekommen hätte. Aber es ist Super-Bowl-Gewinner und so fühlen wir uns auch.“Der Überschuss kletterte im zweiten Geschäftsq­uartal um rund ein Viertel auf etwa 13,8 Milliarden Dollar.

Vor allem in Dienstleis­tungen rund um den iTunes-Store sowie den Musik-Streaming-Dienst Apple Music und das Cloud-Angebot setzt der Konzern große Hoffnungen. Die Umsätze in dieser Sparte lagen mit 9,1 Milliarden Dollar über den Erwartunge­n. Künftig will die Firma, die mit Mac-Computern groß geworden ist, ähnlich wie Amazon und Netflix auch eigene Inhalte wie Fernsehser­ien produziere­n, um Kunden anzulocken.

Für das laufende Quartal erwartet Apple Erlöse zwischen 51,5 und 53,5 Milliarden Dollar und damit deutlich mehr als im Vorjahresz­eitraum. Wie gut die Geschäfte am Ende laufen, dürfte auch von der Entwicklun­g des US-Handelsstr­eits mit China abhängen. Die Volksrepub­lik wird für Apple als Markt immer wichtiger. Finanzchef Maestri sagte: „Wir glauben, dass Zölle letztlich Steuern für den Verbrauche­r sind.“

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