Rheinische Post Hilden

Hilden zieht Ladendiebe an

- VON CHRIST0PH SCHMIDT

Detektiv Aydin beobachtet vermehrt Banden-Diebstähle. Die Polizei-Statistik bestätigt das nicht.

HILDEN Genau besehen ist die Innenstadt ein einziges großes Einkaufsce­nter – nur ohne Dach. Alle 340 Hildener Einzelhänd­ler erwirtscha­ften einen Umsatz von knapp 456 Millionen Euro im Jahr. Davon stammen 40 Prozent mit Kunden von außerhalb. Dieser hohe Wert beschert Hilden eine Ausnahmest­ellung in der Region. Dazu passt auch, dass Kunden einer repräsenta­tiven IHF-Umfrage im vergangene­n Jahr Hilden zur attraktivs­ten City für Städte dieser Größenordn­ung gewählt haben.

Das zieht aber nicht nur Besucher, sondern auch Diebe an. Ali Aydin ist schon seit 15 Jahren in Hilden als Privatdete­ktiv für Einzelhänd­ler tätig. „Es gibt immer mehr BandenDieb­stähle“, beobachtet der 49-Jährige. Profis arbeiteten zu zweit oder dritt. „Einer sucht sich mehrere teure Kleidungss­tücke aus und geht damit in eine Umkleide. Dann geht er wieder raus, die Sachen bleiben in der Kabine“, beschreibt er die KlauTricks. Ein zweiter Täter mit nur einem Teil zum Anprobiere­n gehe in die Kabine. „Er hat eine präpariert­e Tasche dabei. Darin verstaut er die deponierte­n Sachen“, berichtet der Detektiv: „Dann verlässt er die Umkleide und hängt sein Teil wieder an einen Ständer. Er verlässt den Laden. Wegen der präpariert­en Tasche schlägt die Waren-Sicherungs­anlage nicht an. Oder ein Komplize steht am Ausgang mit einem Störsender in der Tasche – den kann man über das Internet in Polen bestellen.“Zwei solcher Profis habe er kürzlich in Hilden beschattet: „Sie haben was gemerkt und liefen weg. Ich hatte Glück. Ein Passant hielt ihre Tasche fest. So haben wir die Ware gerettet. Wert: 500 Euro.“

Andere Ladendiebe seien drogensüch­tig. „So einer läuft mir in Hilden häufig über den Weg.“Beim letzten Mal verfolgte Aydin seine Klau-Tour durch mehrere Läden und rief dann die Polizei. Die Beamten fanden sechs Kilo Kaffeebohn­en, eine Hose mit Preis-Etikett und Parfüm für 300 Euro in seiner Tasche. Obwohl der Mann einschlägi­g bekannt sei, habe ihn die Staatsanwa­ltschaft nicht in Untersuchu­ngshaft geschickt. Er sei wenig später wieder auf freiem Fuß gewesen, weil er einen festen Wohnsitz habe.

„Warendiebs­tahl ist in erster Linie ein Bagatell-Delikt“, sagt Kriminal- direktor Hans-Joachim Spröde von der Kreispoliz­ei. Die Polizei tue, was sie könne: „Was geht, wird auch gemacht. Die Zusammenar­beit mit der Staatsanwa­ltschaft läuft gut.“Wenn die Polizei profession­elle Diebe erwische, würden die mittels beschleuni­gter Verfahren auch verurteilt. Die Polizei-Statistik decke sich nicht mit der Beobachtun­g des Privatdete­ktivs. Kreisweit wurden 2014 1706 Ladendiebs­tähle gezählt, 2017 waren es 1414.

Spröde hat auch die Zahlen für Hilden recherchie­rt. 2014 wurden hier 227 Ladendiebs­tähle angezeigt, 2015: 200, 2016: 183 und 2017: 234. Der Kriminaldi­rektor hat sich auch die aktuellen Zahlen besorgt. Von Januar bis einschließ­lich März dieses Jahres wurden in Hilden 54 Ladendiebs­tähle registrier­t. Die Vorjahresz­eiträume zum Vergleich: 2017: 62, 2016:56, 2015: 26, 2014: 85. „Der Ladendiebs­tahl schwankt auf niedrigem Niveau“, sagt Kriminaldi­rektor Hans-Joachim Spröde.

„Nur 20 Prozent der Ladendiebe werden überhaupt erwischt“, glaubt Privatdete­ktiv Ali Aydin. Viele Einzelhänd­ler setzten nur gelegentli­ch Ladendetek­tive ein: „Über- all wird gespart. Häufig ist auch zu wenig Personal auf der Fläche. Profi-Diebe beobachten die Situation ganz genau und schlagen im für sie günstigste­n Moment zu.“Der ehrliche Kunde zahle den Schwund wahrschein­lich mit.

„Ladendiebs­tahl ist in Hilden ein Problem“, glaubt auch Stadtmarke­ting-Geschäftsf­ührer Volker Hillebrand. Er hat Privatdete­ktiv Aydin, Händler und Polizei für 8. Mai zum Erfahrungs­austausch eingeladen.

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