Kampf für die Fitness – und die Umwelt
Der schwedische Trendsport Plogging verbindet Joggen mit Müllsammeln. Am Elbsee befreit die Laufgruppe des WellnessZentrums Vabali Spa das angrenzende Naturschutzgebiet vom Abfall.
HILDEN Abstoppen, mit geradem Rücken in die Knie gehen, hinein mit der Plastikverpackung in die Mülltüte – und weiter geht es im Laufschritt. „Man kehrt ständig wieder in die Startposition zurück und trainiert zusätzliche Muskelgruppen“, erklärt Gerlind Nathow, Mitarbeiterin der Saunalandschaft Vabali Spa Düsseldorf, die Besonderheiten des Ploggings. Die Sportart, deren Name sich aus den Worten „plocka upp“(schwedisch für „aufheben“) und Jogging zusammensetzt, soll körperliche Ertüchtigung mit einem Nutzen für die Umwelt verknüpfen.
Von Skandinavien ist die Welle inzwischen nach Deutschland herübergeschwappt. „Die Initiative Grünköpfe aus Köln hat damit in Nordrhein-Westfalen angefangen“, berichtet Pascale Schemensky, Marketingleiterin bei Vabali Spa, während sie an der Einfahrt zum Wellness-Zentrum Müllsäcke an ihre Mitstreiter verteilt. Die haben sich passend zum Ereignis in Schale geworfen: Mit Laufschuhen, Sportanzügen, aber eben auch Handschuhen ausgerüstet, setzt sich die 15köpfige Gruppe in Bewegung.
Zunächst geht es an einer großen Wiesenfläche vorbei, dann hinein in ein Waldstück. Vorweg läuft Geschäftsführer Sönke Schacht. „Heute sind nur Mitarbeiter dabei“, sagt der 35-Jährige, wirbt aber zugleich um externe Mitläufer: „Wir freuen uns über jeden, der dazustößt.“Anfang April durchforstete die Gruppe zum ersten Mal das Naturschutzgebiet Dreiecksweiher nach Abfällen. „Damals haben wir sogar Autoreifen und eine gefüllte Mülltüte gefun- den“, berichtet Gerlind Nathow, als sie mit einigen Kollegen in einer Lichtung am Rande des Elbsees Halt macht. Dort nimmt sie sich kurz Zeit für ein Handybild: „So einen Blick auf den See hat man sonst gar nicht.“Nachdem ein achtlos weggeworfenes Stück Alufolie und Papier im blauen Sack verschwunden sind, nehmen Nahtow und ihre Kollegen wieder Tempo auf.
Auch diesmal gibt es auf dem schmalen Waldweg einiges zu entdecken: Ein einsamer, beschmierter Farbeimer findet sich dort genauso wie ein Autospiegel und ein Ladekabel. „Je näher an der Autobahn wir uns bewegen, desto mehr Müll fin- den wir“, erzählt Sönke Schacht. Insgesamt fünf Kilometer lang ist die Laufstrecke an diesem sonnigen Frühlingsnachmittag. „Beim ersten Mal sind wir in zwei Gruppen aufgeteilt eine Route von 6,5 Kilometern und eine von drei Kilometern abgelaufen“, sagt Schemensky. Allein sind die Plogger mit ihrem UmweltEngagement in dem Gebiet freilich nicht. Auch die Werkstatt für angepasste Arbeit Düsseldorf kümmert sich um die Müll-Entsorgung, erklärt Schacht, der für künftige Plogging-Aktionen gerne auch die Verwaltung mit ins Boot holen würde.
Nach knapp einer Stunde ist die Truppe an den Startpunkt zurück- gekehrt. Die Läufer versenken schließlich 15 vielfach gut gefüllte Müllsäcke in den großen Tonnen der Firma. Jetzt heißt es erst einmal verschnaufen – und einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche nehmen. „Plogging ist schon anstrengend“, sagt Schemensky, „aber es macht auch super viel Spaß.“Unterwegs unterhalte man sich auch über die teilweise skurrilen Fundstücke und lerne die Umgebung kennen. „Und zudem“, betont Schemensky im Hinblick auf die körperlich anspruchsvollen Bewegungsabläufe mit Beugen, Aufheben, und Weiterlaufen, „entdeckt man, wieviel man eigentlich leisten kann.“