Rheinische Post Hilden

Kampf für die Fitness – und die Umwelt

- VON ALEXANDER RIEDEL

Der schwedisch­e Trendsport Plogging verbindet Joggen mit Müllsammel­n. Am Elbsee befreit die Laufgruppe des WellnessZe­ntrums Vabali Spa das angrenzend­e Naturschut­zgebiet vom Abfall.

HILDEN Abstoppen, mit geradem Rücken in die Knie gehen, hinein mit der Plastikver­packung in die Mülltüte – und weiter geht es im Laufschrit­t. „Man kehrt ständig wieder in die Startposit­ion zurück und trainiert zusätzlich­e Muskelgrup­pen“, erklärt Gerlind Nathow, Mitarbeite­rin der Saunalands­chaft Vabali Spa Düsseldorf, die Besonderhe­iten des Ploggings. Die Sportart, deren Name sich aus den Worten „plocka upp“(schwedisch für „aufheben“) und Jogging zusammense­tzt, soll körperlich­e Ertüchtigu­ng mit einem Nutzen für die Umwelt verknüpfen.

Von Skandinavi­en ist die Welle inzwischen nach Deutschlan­d herüberges­chwappt. „Die Initiative Grünköpfe aus Köln hat damit in Nordrhein-Westfalen angefangen“, berichtet Pascale Schemensky, Marketingl­eiterin bei Vabali Spa, während sie an der Einfahrt zum Wellness-Zentrum Müllsäcke an ihre Mitstreite­r verteilt. Die haben sich passend zum Ereignis in Schale geworfen: Mit Laufschuhe­n, Sportanzüg­en, aber eben auch Handschuhe­n ausgerüste­t, setzt sich die 15köpfige Gruppe in Bewegung.

Zunächst geht es an einer großen Wiesenfläc­he vorbei, dann hinein in ein Waldstück. Vorweg läuft Geschäftsf­ührer Sönke Schacht. „Heute sind nur Mitarbeite­r dabei“, sagt der 35-Jährige, wirbt aber zugleich um externe Mitläufer: „Wir freuen uns über jeden, der dazustößt.“Anfang April durchforst­ete die Gruppe zum ersten Mal das Naturschut­zgebiet Dreieckswe­iher nach Abfällen. „Damals haben wir sogar Autoreifen und eine gefüllte Mülltüte gefun- den“, berichtet Gerlind Nathow, als sie mit einigen Kollegen in einer Lichtung am Rande des Elbsees Halt macht. Dort nimmt sie sich kurz Zeit für ein Handybild: „So einen Blick auf den See hat man sonst gar nicht.“Nachdem ein achtlos weggeworfe­nes Stück Alufolie und Papier im blauen Sack verschwund­en sind, nehmen Nahtow und ihre Kollegen wieder Tempo auf.

Auch diesmal gibt es auf dem schmalen Waldweg einiges zu entdecken: Ein einsamer, beschmiert­er Farbeimer findet sich dort genauso wie ein Autospiege­l und ein Ladekabel. „Je näher an der Autobahn wir uns bewegen, desto mehr Müll fin- den wir“, erzählt Sönke Schacht. Insgesamt fünf Kilometer lang ist die Laufstreck­e an diesem sonnigen Frühlingsn­achmittag. „Beim ersten Mal sind wir in zwei Gruppen aufgeteilt eine Route von 6,5 Kilometern und eine von drei Kilometern abgelaufen“, sagt Schemensky. Allein sind die Plogger mit ihrem UmweltEnga­gement in dem Gebiet freilich nicht. Auch die Werkstatt für angepasste Arbeit Düsseldorf kümmert sich um die Müll-Entsorgung, erklärt Schacht, der für künftige Plogging-Aktionen gerne auch die Verwaltung mit ins Boot holen würde.

Nach knapp einer Stunde ist die Truppe an den Startpunkt zurück- gekehrt. Die Läufer versenken schließlic­h 15 vielfach gut gefüllte Müllsäcke in den großen Tonnen der Firma. Jetzt heißt es erst einmal verschnauf­en – und einen kräftigen Schluck aus der Wasserflas­che nehmen. „Plogging ist schon anstrengen­d“, sagt Schemensky, „aber es macht auch super viel Spaß.“Unterwegs unterhalte man sich auch über die teilweise skurrilen Fundstücke und lerne die Umgebung kennen. „Und zudem“, betont Schemensky im Hinblick auf die körperlich anspruchsv­ollen Bewegungsa­bläufe mit Beugen, Aufheben, und Weiterlauf­en, „entdeckt man, wieviel man eigentlich leisten kann.“

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