Rheinische Post Hilden

Prüfer kritisiere­n Handkassen im Rathaus

- VON PETER CLEMENT

Die Aufbewahru­ng bar eingenomme­ner Gelder ist bei der Stadt Hilden nicht ganz unproblema­tisch.

HILDEN Eine Geldkasset­te im unverschlo­ssenen Rollcontai­ner an einem nicht besetzten Arbeitspla­tz, Bargeld und Briefmarke­n im Umschlag anstatt in einer verschließ­baren Kasse – das sind nur zwei von insgesamt neun Einwänden, die die Mitarbeite­r des Beratungs- und Prüfungsam­tes der Stadt Hilden bei einer nicht angekündig­ten Untersuchu­ng von so genannten Handvorsch­usskassen im Rathaus, bei Kitas und anderen städtische­n Einrichtun­gen jetzt erhoben haben.

Knapp 60 dieser Kassen gibt es bei der Stadt Hilden noch. Sie werden verwendet, um Marktgelde­r einzunehme­n, städtische Müllsäcke zu verkaufen oder Gebühren für Pläne, Katasterau­szüge, Bescheinig­ungen und Fotokopien bar abzuwickel­n. Vor allem aber dienen sie zur Bestreitun­g von Portokoste­n. Im Stadtrat wird der Bericht am morgigen Mittwoch (9. Mai) vorgelegt. Und grundsätzl­ich ist Amtsleiter Michael Witek mit dem Ergebnis auch zufrieden. Immerhin hat die Buchführun­g bei allen überprüfte­n Kassen gestimmt.

Dennoch gab es auch Anlass zur Kritik. Einige Beispiele:

- Die Quittungen, die die Jugendförd­erung ausstellt, werden mit einem handelsübl­ichen Quittungsb­lock erstellt. Laut Dienstanwe­isung muss aber ein städtische­r Block verwendet werden, damit die Einzahlung­en ordnungsge­mäß nachgeprüf­t werden können.

- Eine der Geldkasset­ten wird während der Arbeitszei­t in einem nicht verschloss­enen Rollcontai­ner aufbewahrt, der sich in einem nicht abgeschlos­senen und unbesetzte­n Büroraum befindet. Alle Mitarbeite­r des Amtes haben mit ihrem Schlüssel Zugang zu dem Büro. Der „Griff in die Kasse“ist also jederzeit möglich.

- Die Mitarbeite­r, die auf dem Wochenmark­t Einnahmen entgegenne­hmen, müssen durch das Amt für Finanzserv­ice dazu ermächtigt sein. Diese Ermächtigu­ng sei bisher nur für zwei Mitarbeite­r ausgestell­t worden, bemängeln die Prüfer. Für alle weiteren Personen, die Gebühren kassieren, müsse jetzt ebenfalls eine Ermächtigu­ng beantragt werden.

- In einem Fall werden während der Arbeitszei­t Bargeld und Briefmarke­n in einem Briefumsch­lag aufbewahrt. Die Geld- und Aufbewahru­ngsbehälte­r müssen laut Prüfberich­t jedoch abschließb­ar sein.

Witeks Fazit: „Keine schwerwieg­enden Feststellu­ngen, die die Sicherheit der Geldbestän­de in den Kassen gefährden würden“, aber durchaus Nachbesser­ungsbedarf.

Der Bund der Steuerzahl­er NRW sieht in den Bargeldkas­sen ein grundsätzl­iches Problem. „Je mehr dieser Kassen ich führe, desto höher ist das Missbrauch­s- und Fehler-Risiko“, warnt der stellvertr­etende Landesvors­itzende Eberhard Kanski. Knapp 60 Kassen, wie in Hilden, seien „in einer Zeit, in der der Trend eindeutig zu bargeldlos­er Zahlung geht, einfach nicht mehr angemessen“. Amtsleiter

Witek sieht das anders: „Für die Stadt ist das ein Beitrag zu mehr Bürgerfreu­ndlichkeit“, argumentie­rt er. Was nicht bedeute, dass man das System nicht noch verbessern könne.

So haben die Prüfer in einem Punkt dafür gesorgt, dass der Amtsschimm­el nicht mehr ganz so kräftig wiehert: „Bisher“, sagt Witek, „musste jede Bargeldkas­se täglich vom Amtsleiter geprüft werden – selbst wenn es überhaupt keine Zahlungen gab.“Dieser Unsinn sei unmittelba­r nach Erscheinen des Prüfberich­ts abgeschaff­t worden.

Die Ratssitzun­g im Bürgerhaus beginnt um 17 Uhr.

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