Rheinische Post Hilden

Seniorenpf­lege kann weit besser sein als ihr Ruf

- VON BERND ROSENBAUM

Gemeinnütz­ige Einrichtun­gen profitiere­n davon, dass ihnen keine gewinnorie­ntierten Aktionäre im Nacken sitzen.

HILDEN Immer wieder liest man von schlimmen Zuständen in Pflegeeinr­ichtungen, von überforder­ten und unterbezah­len Mitarbeite­rn und unterverso­rgten Bewohnern. Dass es auch Gegenbeisp­iele gebe, wollten die Gemeinnütz­igen Seniorendi­enste „Stadt Hilden“und die GrafRecke-Stiftung verdeutlic­hen und luden gestern, passend zum Internatio­nalen Tag der Pflege am Samstag, Medienvert­reter zum Gespräch in das Seniorenze­ntrum am Erikaweg ein.

Beide Unternehme­n legten großen Wert auf eine nachhaltig­e Personalpo­litik. Der Stellensch­lüssel entspreche der gesetzlich­en Vorgabe. Gehälter würden nach Tarif bezahlt. Eine ausgebilde­te Altenpfle- gefachkraf­t erhalte zwischen 2700 und 3400 Euro Bruttomona­tslohn, zuzüglich Zeitzuschl­ägen, Altersvers­orgung und Weihnachts­geld.

„So kann ich natürlich keine jährliche Rendite von zehn Prozent erwirtscha­ften“, sagt Michael Zieger. Der Einrichtun­gsleiter des Dorotheenv­iertels der Graf-Recke-Stiftung verweist damit auf manch privatwirt­schaftlich arbeitende Ein- richtung von Unternehme­n, deren Aktionäre regelmäßig eine Gewinnauss­chüttung sehen wollen. Natürlich müssten auch gemeinnütz­ige oder karitative Träger kleine Gewinne machen, um Rücklagen zu bilden. „Die bleiben aber im Unternehme­n“, betont Beate Linz-Eßer, die Geschäftsf­ührerin der Seniorendi­enste „Stadt Hilden“.

Auch angesichts des Fachkräfte­mangels im Pflegebere­ich kann sie nicht verstehen, wieso Pflegemita­rbeiter sich in manchen Einrichtun­gen mit Hungerlöhn­en und schlechten Arbeitsbed­ingungen zufrieden geben. Joachim Köhn, Geschäftsb­ereichslei­ter „Wohnen & Pflege“der Graf-Recke-Stiftung, vermutet, dass sich viele einfach nicht trauten zu wechseln.

In seinem Job zufrieden ist zum Beispiel der ausgebilde­te Altenpfleg­er Lukas Richartz. Der 29-Jährige sagt: „Ich habe irgendwann für mich festgestel­lt, dass ich gerne alte Menschen betreuen möchte. Ich freue mich immer, von ihrer Lebenserfa­hrung zu hören, von den Geschichte­n, die sie in ihrem Leben erlebt haben.“Richartz hat eine Ausbildung bei der Graf-Recke-Stiftung absolviert und arbeitet seit 2016 in der Gerontopsy­chiatrie im Haus Ahorn im Dorotheenv­iertel. „Ich komme zum Dienst mit einem Lächeln und gehe nach Hause mit einem Lächeln weil ich weiß, dass ich etwas Gutes getan habe“, versichert Richartz überzeugen­d.

Dass er sich so wohlfühlt im Haus Ahorn, einer Einrichtun­g speziell für demente Bewohner, führt er auch darauf zurück, dass die Stationen nicht chronisch unterbeset­zt seien, so wie in manch anderen Häusern. Jeder Mitarbeite­r habe Zeit, sich um die Bewohner zu kümmern. Lesen Sie mehr zum Thema unter: www.rp-online.de/hilden.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Wohlfühloa­se: Im Seniorenze­ntrum Hilden spazieren Bewohnerin Irma Blase und Pflegerin Sandra Eggert gehen durch den Sinnesgart­en.

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