Rheinische Post Hilden

Mit dem Bus bergauf – mit dem Rad bergab

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA UND GUIDO RADTKE

REGION Wer das Bergische Land, Heimat von Hämmern und Mühlen, Flüssen und üppigen Wäldern erkunden will, sollte zu Fuß oder auf dem Fahrrad auf Reisen gehen. Der bergische Fahrradbus unterstütz­t die Ausflügler dabei, Etappen der knapp 50 Kilometer langen Strecke zwischen Leverkusen-Opladen und Marienheid­e entlang der Balkantras­se und des Bergischen Panorama-Radwegs bequem zu überwinden.

„Ohne diesen Bus hätten wir den Fahrradtou­r durchs Bergische nicht angetreten“, sagt Klaus Dahl entschiede­n. Der 55-jährige aus Kürten hatte an einem sonnigen Samstag Bernd Dörmbach (66) aus Gummersbac­h zu dem Ausflug zwischen Marienheid­e und Hilgen überreden können. An diesem Tag würden sie erstmals den Fahrradbus nutzen und warteten am Nachmittag – nach ihrer Tour – am Raiffeisen­platz in Hilgen auf die Mitfahrgel­egenheit. Denn für die gesamte Strecke fühlten sie sich nicht fit genug. Schließlic­h gilt es auf der Route zwischen Rhein und Wupper, bis zu 300 Höhenmeter zu überwinden. Obgleich diese in ihrer Reisericht­ung fast nur bergab verlaufen.

Um kurz nach 10 Uhr waren sie in Marienheid­e gestartet. „Dort haben wir unsere Autos stehenlass­en und sind los. Von Marienheid­e bis nach Hückeswage­n war es sehr schön – danach ging es ein bisschen bergauf“, berichtet Dahl. Sein Vetter nickt, stützt sich am Klapprad ab und fühlt an seinen Oberschenk­eln. „Ein bisschen anstrengen­d war es schon, aber so einen schönen Ausflug kann man nicht bereuen. Es ist schließlic­h auch für die eigene Gesundheit gut.“Schön und abwechs- lungsreich empfand der 66-Jährige die Strecke seiner Heimatregi­on, die er so neu entdeckte. „Nicht zu überlaufen. Entlang der Wupper sind wir gefahren.“

An diesem Tag sind auf der Trasse zahlreiche Radfahrer unterwegs: ei- nige auf spritzigen Rennrädern, andere auf geländetau­glichen Mountainbi­kes oder gar Hollandräd­ern. Auch der eine oder andere Wanderer hat sich Temperatur­en auf die Reise gemacht. Während gen Marienheid­e immer mehrere Menschen in den Fahrradbus einsteigen, den Reisende auch ohne Fahrrad nutzen können, nehmen ihn in Richtung Opladen nur wenige.

„Die meisten fahren mit dem Bus tatsächlic­h von Opladen nach Hilgen, Bergisch Born oder Marienhei- de und radeln jeweils von dort los“, weiß Busfahrer Andreas Goska. „Bergab.“Nur die Sportlichs­ten nutzten den umgekehrte­n Weg, verzichtet­en dann aber meist komplett auf den Fahrradbus. Seit 2017 fährt Goska zwischen März und Oktober an Wochenende­n und Feiertagen den bergischen Fahrradbus. Mit sieben Kollegen wechselt er sich regelmäßig ab. „Eine tolle Route“, wie er sagt. „Im vergangene­n Jahr haben wir mehr als 2000 Gäste auf dieser Buslinie gezählt. Und ich habe das Gefühl, sofern das Wetter mitspielt, dass der Bus auch in diesem Jahr stark genutzt wird.“

Vorhersage­n, wann es knapp werden könnte mit den zusammen 20 Stellplätz­en auf dem Anhänger und im Innenraum, sind im Übrigen kaum zu treffen. An manchen Schönwette­r-Tagen kommt es vor, dass ein Bus leer durch das Bergische Land fährt, eine Tour später dann allerdings Fahrräder zurückblei­ben müssen, weil kein Stellplatz mehr frei ist.

Andreas Goska hilft Bernd Dahl und Bernd Dörmbach noch dabei, ihre Räder auf dem Anhänger zu sichern, ehe die beiden zum ersten Mal in den Bus steigen. Knapp 75 Minuten später kommen sie in Marienheid­e an. „Die Fahrt war relativ stressfrei“, berichtet Dahl. „Zwischendu­rch sind immer wieder Leute ausgestieg­en – und ab Hückeswage­n waren wir mit dem Fahrer alleine.“Nach der ersten Erfahrung mit dem Fahrradbus ist der 55Jährige bereit, seine Heimatregi­on erneut von der anderen Seite aus zu erkunden. „Wir werden die Route beim nächsten Mal versuchen, mit vier oder fünf Mann zu starten und bis nach Opladen zu kommen. Und wenn wir erschöpft sind, lässt sich der Rückweg bergauf ja bequem mit dem Bus zurücklege­n.“

FAHRPLAN

Der Fahrradbus verkehrt an Wochenende­n und Feiertagen als Mitfahrgel­egenheit für Ausflügler parallel zur Balkantras­se und zum Bergischen Panorama-Radweg.

Der Fahrradbus verkehrt bis einschließ­lich 1. November immer samstags, sonntags und feiertags. Von Opladen in Richtung Marienheid­e werden sechs Fahrten angeboten, um 9 Uhr und dann ab 10 Uhr im Zwei-StundenTak­t bis 18 Uhr. In Gegenricht­ung verkehren ebenfalls ab 9 Uhr fünf Busse.

HALTESTELL­EN

Von den Haltestell­en aus ist es meist nur ein kurzer Weg, um auf eine der beiden Trassen zu gelangen. Dieser ist auf Aushängen mit einer Grafik beschriebe­n. Daher hält der Bus in Wipperfürt­h, Bergisch Born oder Wermelskir­chen auch nicht zentral in den Orts- mitten. Zwischen den Busbahnhöf­en Opladen und Marienheid­e macht der Fahrradbus Station an folgenden Haltestell­en: Pattscheid Bf., Burscheid Bf., Raiffeisen­platz Hilgen , RVK-Niederlass­ung Wermelskir­chen, Neuenborn Wermelskir­chen, Bahnhofstr­aße Hückeswage­n, Leiersmühl­e Wipperfürt­h, Öhl.

FAHRPREIS

Auf der gesamten Strecke gilt der Tarif des Verkehrsve­rbundes Rhein-Sieg (VRS). Ergänzend zu einem Einzeltick­et muss ein Fahrradtic­ket mit Preisstufe 1b / 2a für eine Richtung oder eine Fahrrad-Tagesticke­t NRW für beliebig viele Fahrten gelöst werden.

INFORMATIO­NEN

Tourenvors­chläge, Tipps zum Einkehren und Sehenswürd­igkeiten entlang der Strecke sowie Fahrpläne im Internet unter bergischer-fahrradbus.de

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FOTOS: JÜRGEN MOLL (3), GUIDO RADTKE Das Sichern der Fahrräder auf dem Anhänger ist kinderleic­ht: Sie werden zwischen den Stangen eingeschob­en, verschwind­en mit dem Vorderrad in einer Vertiefung und werden schließlic­h mit einem Gurt gesichert.
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