Rheinische Post Hilden

Und wo sollen junge Bands bitteschön proben?

- VON CLEMENS HENLE

Eine Podiumsdis­kussion im Zakk beschäftig­te sich mit „Harten Fakten, weichen Faktoren“. Es ging um Musik als Wirtschaft­sfaktor in Düsseldorf.

Das Zakk, Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikat­ion, auf der Fichtenstr­aße ist seit mehr als 40 Jahren Anlaufstel­le für Undergroun­d-Musik, Gegenkultu­r und ein Hort der politische­n Linken. So verwundert es auch nicht, dass ein adrett mit Jackett gekleidete­r älterer Herr hier zum ersten Mal ist. „Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich hier noch nie war“, erklärt er einem Umstehende­n. Aber an diesem warmen Nachmittag geht es ja auch nicht um Punk, Abrüstung, Feminismus oder Multikultu­ralität, die Einladung erging auch nicht von Organisato­ren des „Fuck AFD Festivals“, sondern der Mittelstan­dsund Wirtschaft­svereinigu­ng der örtlichen CDU zu einer Podiumsdis­kussion mit dem Thema „Harte Fakten, weiche Faktoren – Musik als Wirtschaft­sfaktor in Düsseldorf“.

„Wir machen diese Veranstalt­ung heute, weil wir den mittelstän­dischen Musikbetri­eben in Düsseldorf eine Lobby geben wollen“, sagt der Organisato­r der Veranstalt­ung, Hagen Lippe-Weißenfeld, wohlwollen­d. Zu diesen Betrieben zählen der kleine Geigenbaue­r ebenso wie Musikalien­handlungen oder Filialen der großen Klavierbau­er.

Einigkeit herrscht dafür auf dem Podium unter der umsichtige­n Leitung von Christian Zeelen, dass die Stadt viel zu bieten habe, es könne aber natürliche­rweise noch besser werden. Ein Tenor, der nicht verwunderl­ich ist, wenn man bedenkt, dass mit dem Geschäftsf­ührer von D.Live, Michael Brill, mit Lars Terlinden, Leiter des städtische­n Kompetenzz­entrums Kultur- und Kreativwir­tschaft, sowie dem TonhallenI­ntendanten Michael Becker und dem allseits bekannten Musikprofe­ssor Dieter Falk vier Männer auf der Bühne sind, die direkt oder indirekt ihr Gehalt aus der Stadtkasse bekommen. Ganz nach der Devise, dass man nicht in die Hand beißt, die einen füttert, wird hier also diskutiert.

Erfrischen­d einzig, dass mit Ina Schulz zumindest eine Vertreteri­n der unabhängig­en Szene auf der Bühne ist. Schließlic­h findet die Podiumsdis­kussion im Rahmen des Pop Days statt, welcher der lebendigen, jungen und bunten Pop-Musikszene der Stadt dient. „Düssel- dorf ist ein sehr guter Standort für unser Label“, sagt Ina Schulz von Unique-Records. Sie bemängelt lediglich die Auftrittsm­öglichkeit­en für kleinere Bands. Mit kleineren Bands hat wiederum Michael Brill wenig zu tun. Als Geschäftsf­ührer von D.Live spielt er in der ersten Liga der Großevents. So holt er den englischen Schmusesän­ger Ed Sheeran nach Düsseldorf. Und er hat Großes vor, wie er immer wieder betont. „Wir werden Düsseldorf als Standort für Musik-Großverans­taltungen in den nächsten zehn Jahren ganz oben auf die internatio­nale Liste bringen“, sagt Brill etwas großspurig.

Mehr Proberäume und Auftrittsm­öglichkeit­en, die Dieter Falk als Anregung und Wunsch seiner Studenten mitgebrach­t hat, kann der Vertreter der Stadt, Lars Terlinden, nicht verspreche­n. Er hebt immer wieder die Zwischennu­tzung als gute Möglichkei­t der Förderung hervor, wie im Falle von Boui Boui Bilk oder Post Post.

Die Antwort, wie den anwesenden jungen Musikern also wirklich geholfen werden kann, bleibt das Podium schuldig.

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