Grundschüler werden zu Straßenkindern
Für einen Tag gingen die Kinder der Astrid-Lindgren-Grundschule auf die Straße und sammelten Spenden.
HILDEN Auf dem alten Markt sind zwei Mädchen unterwegs, die sofort ins Auge stechen. Sie sind ausgerüstet mit einem Informationsschild über Straßenkinder und einer Sammelbüchse und möchten mit den Passanten über die Not der Straßenkinder sprechen und um eine Spende bitten. Die Mädchen Winona (10) und Elisa (9) machen bei einem Projekt mit, das die Astrid-LindgrenGrundschule gemeinsam mit der Hildener „Terre des Hommes“Ortsgruppe durchführt.
Unter dem Motto „Sichtwechsel – Straßenkind für einen Tag“sind abwechselnd alle vierten Klassen der Grundschule auf dem und um den alten Markt unterwegs, um für eine Stunde in die Rolle der Straßenkinder zu schlüpfen. „Die Aktion machen wir hier in Hilden zum ersten Mal“, erzählt Katrin Westphal von Terre des Hommes Hilden. „Es geht darum, den Kindern ein Bewusstsein für die Straßenkinder zu schaffen, die arbeiten müssen, um leben zu können. Sie sollen es einmal am eigenen Leib erfahren.“
Außerdem werden gleichzeitig Spenden gesammelt, die wieder Straßenkindern zugutekommen. „Sie fließen in Projekte in verschiedenen Ländern“, sagt Westphal. Die Grundschüler wurden im Vorfeld gut auf die Aktion vorbereitet. „Wir haben uns über Kinderrechte informiert und einen Film über die Straßenkinder in Afrika geguckt“, sagt Lehrerin Dorothee Späte.
Die Schüler haben einen Tanz einstudiert, bringen Musikinstrumente mit, um Straßenmusik zu machen. Andere putzen den Passanten die Schuhe und wieder andere sind mit einem Bauchladen unterwegs. „Die Sachen haben sie selbst gebastelt“, erklärt Lehrerin Andrea Lehmann. Armbändchen, Lesezeichen, Streichholzschachteln.
Winona und Elisa haben schon einige Spenden gesammelt. „Am meisten geben die, die auch Kinder haben“, sagt Winona. Aber nicht alle Erfahrungen sind positiv. „Manche bleiben kurz stehen und sagen dann, dass sie schon spenden, oder sie drehen sich um und gehen weg“, erzählt die Schülerin. Und Elisa fügt hinzu: „Bei manchen macht es den Eindruck, als ob sie vor uns flüchten.“Kein schönes Gefühl. Glücklicherweise gibt es auch andere. „Einer ist uns sogar nachgelaufen, weil wir ihn nicht gesehen hatten“, sagt Elisa. Die Aktion fin- den sie super. „Ich finde es gut, dass man damit Straßenkindern helfen kann“, betont Elisa und Winona fügt hinzu: „Uns geht es hier gut, aber manchen Kindern eben nicht.“Auch Jamila (11) hilft gerne. „Ich finde das megatoll“, meint sie. Es sei gut, dass eine Organisation wie Terre des Hommes dahinterstehe. „So bleibt man dran und spricht nicht nur drüber und alles ist wieder vergessen“, sagt Jamila.
Darüber gesprochen wird später auch noch während des Unterrichts. „Wir arbeiten die Aktion nach“, betont Späte, „und wollen sie künftig jedes Jahr mit den vierten Klassen durchführen.“