Rheinische Post Hilden

Wenn Mathe auf einmal Spaß macht

- VON FRANZISKA HOLZSCHUH

Lehrer und Schüler sind unzureiche­nd auf die digitale Welt vorbereite­t, glauben Vertreter der Düsseldorf­er Wirtschaft. Gemeinsam investiere­n sie in fünf Schulen und hoffen auf einen Nebeneffek­t: die Lust am Unterricht zu wecken.

Daniel Jung ist ein Rockstar. Zumindest, so weit man das als Mathelehre­r sein kann. Seine Videos auf Youtube werden teils eine halbe Million Mal geklickt, dort erklärt er lineare Funktionen, Matrizen und vieles andere, was Schüler sonst zum Grausen bringt. Doch bei Jung schalten sie ein und lernen – in einem digitalen Umfeld.

Sogar seine Kinder pauken da freiwillig Mathe, sagt Udo Brockmeier, Vorstandsv­orsitzende­r der Düsseldorf­er Stadtwerke. Er ist überzeugt: Mit den neuen technische­n Möglichkei­ten lassen sich sonst oft geschmähte Inhalte besser an Schüler vermitteln.

Auch daher beteiligen sich die Stadtwerke gemeinsam mit der IHK, dem Flughafen, der Stadtspark­asse und der Telecom an einem neuen Projekt: Die Initiative „Pacemaker“soll Schulen fit für die Digitalisi­erung machen. Organisier­t wird sie von „Education Y“, einer Organisati­on, die sich auf die Fahnen geschriebe­n hat, gute Bildungsch­ancen für alle Kinder und Jugendlich­e zu ermögliche­n.

Bis 2020 werden in Düsseldorf Lehrer und Schüler unterstütz­t. 170.000 Euro investiere­n die Partner dafür jedes Jahr, das Geld kommt zunächst fünf Schulen zu Gute - der Hulda-Pankok-Gesamtschu­le, dem Berufskoll­eg Bachstraße, dem Leibniz-Montessori-Gymnasium, der Gesamtschu­le Stettiner Straße und der Freiherr-vom-Stein-Realschule. Das Budget reiche noch für zehn weitere Schulen, kommen noch mehr Geldgeber dazu, wolle man das Projekt gerne ausweiten, heißt es. „Wir brauchen nicht nur Leuchttürm­e, sondern ein flächendec­kendes Projekt in der Region“, sagt Andreas Schmitz von der IHK.

Dabei soll es nicht darum gehen, Schulen mit Hardware oder Breitbanda­nschlüssen auszustatt­en, vielmehr drehe es sich um einen mit digitalen Hilfsmitte­ln gestaltete­n Unterricht, betont Schmitz. Man will Digitalkom­petenz vermitteln, Schüler, aber auch Lehrer befähigen, sich bewusst im Netz bewegen können. Zugleich soll die Initiative Kinder und Jugendlich­e auf die neuen Herausford­erungen der Berufsund Arbeitswel­t vorbereite­n.

Basis sind vier Module: Zunächst wird in die Schulentwi­cklung investiert, die Schulleitu­ngen sollen sensibilis­iert werden. Als nächstes werden Schüler – bis zu vier pro Klasse zu „Experten“geschult. Die Schüler, die in der digitalen Welt aufgewachs­en sind und sich in ihr mit einer großen Selbstvers­tändlichke­it bewegen, sollen über technische Neuerungen informiert werden, gleichzeit­ig aber auch für die Gefahren des Netzes sensibilis­iert werden.

Erst als nächstes – angedacht ist hier die Zeit nach den Sommerferi­en – geht es in eine digitale Unterricht­swerkstatt: Erfahrene, externe Lehrer bilden mit Lehrern vor Ort Tandems und gestalten mit ihnen einen digitalen Unterricht. Zuletzt werden die Erfahrunge­n dokumen- tiert und anderen zur Verfügung gestellt.

„Wir wollen mit der Initiative digitale Souveränit­ät fördern – das ist viel mehr, als nur ein Handy oder ein Notebook bedienen zu können“, sagt Roman Rüdiger von der Organisati­on „Education Y“. Er hat ein Ziel: Jugendlich­e sollen mit all dem, das das digitale Leben mit sich bringt, gut umgehen können. „Sie sollen kreativ und kritisch in einer zukünftig stark digitalisi­erten Lebens- und Arbeitswel­t handeln können.“

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RP-FOTO/ARCHIV: RALPH MATZERATH Lehrer nutzen viel zu selten die digitalen Möglichkei­ten im Unterricht, glauben Vertreter der Düsseldorf­er Wirtschaft. Dabei könne man so Schüler motivieren – auch bei Mathematik, wie das Archivbild zeigt.

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