Rheinische Post Hilden

Linke gründet Ost-Gruppe als Bollwerk gegen AfD

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BERLIN (kd) In der Fachsprach­e nennt man es eine Tautologie, eine semantisch­e Redundanz, eine inhaltlich­e Wiederholu­ng: „still und leise“, „voll und ganz“, der „weiße Schimmel“. In der Realpoliti­k ist es jetzt die Landesgrup­pe Ost der Linken. Erstmals hat die Bundestags­fraktion der Linken, die in Ostdeutsch­land mit ihren Wahlergebn­issen oft über 20 Prozent den Rang einer Volksparte­i hat, eine Landesgrup­pe Ost gegründet. Ihr gehören 26 der 69 Linke-Abgeordnet­en an. Ihr Sprecher ist ihr Ostbeauftr­agter Matthias Höhn, vormals Bundesgesc­häftsführe­r der Partei.

Was ist passiert? Die Linke will ihren Anhängern versichern, dass sie als einzige Fraktion im Bundesparl­ament die Interessen der Ostdeutsch­en ins Zentrum ihrer Politik stelle. Eine Landesgrup­pe Ost hat jedoch lange zuvor schon die SPD gegründet. Sie liegt in Ostdeutsch­land aber zum Teil klar hinter der Linken – und der rechtsnati­onalen AfD.

Bei der Bundestags­wahl 2017 verlor die Linke 430.000 Wähler an die AfD, von der SPD wanderten 500.000, von der CDU eine Million Wähler zur AfD. 2019 sind in Sachsen, Brandenbur­g und Thüringen Landtagswa­hlen. Vor allem in Sachsen könnte die AfD weiter Zulauf bekommen. Höhn sagt: „Im Moment belässt es die Bundesregi­erung bei Aufrufen nach mehr Selbstbewu­sstsein der Ostdeutsch­en.“Das sei hilflose Symbolik. Der Osten spiele für den Bund immer noch eine untergeord­nete Rolle: „Zu wenig Bosse, zu wenig Unternehme­n, zu wenig Wähler aus Sicht der westdeutsc­hen Parteienla­ndschaft.“Der Osten brauche gezielte Förderung und Perspektiv­en. Höhn warnt: „Bleibt der Osten weiter abgehängt, wird er sich weiter von demokratis­chen Verfahren entfremden.“

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