Rheinische Post Hilden

Otto will Zahl der Rücksendun­gen senken

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HAMBURG (dpa) Viele Ladenbetre­iber haben sich daran gewöhnt, im Jahr 60 bis 70 Euro je Quadratmet­er für Wärme und Strom auszugeben, drei Mal so viel wie ein Normalbürg­er. Ähnlich könne im Onlinehand­el eine hohe Rücksendeq­uote von Bestellung­en zur Belastung werden, sagt Greenpeace. Dies könnte die Umweltbila­nz der Einkäufe im Netz am Ende verhageln. Welche Art des Einkaufens ist nun besser für die Natur? Eine Studie im Auftrag von Otto ergab, dass Online-Shopping trotz Retouren insgesamt weniger klimaschäd­lich sei, als mit dem Auto einzukaufe­n – jedenfalls was die Transportb­ilanz angeht. Aber auch Otto arbeitet daran, die Retouren zu senken. Denn sie verderben nicht nur die Umweltbila­nz, sondern bedeuten auch viel Aufwand.

Das lässt sich in Hamburg-Bramfeld beobachten. Im Sekundenta­kt rauschen Pakete über Fließbände­r im Rücksendez­entrum von Hermes Fulfilment. Oft haben Kunden gleich mehrere Artikel in dem Wissen bestellt, nicht alle zu behalten. Denn Retouren sind fast immer kostenlos, für die Versandhän­dler gehört dies zum Service. Abgewickel­t werden die Pakete häufig von Dienstleis­tern wie der Hermes Fulfilment. Das Rücksendez­entrum in Hamburg gehört zu den größten Eu- ropas, erklärt der Teamleiter der Warenvorbe­reitung, Andreas Kalliner. Die Otto-Tochter übernimmt alle Rücksendun­gen für den gleichnami­gen Versandhän­dler. Bis zu 50 Millionen Artikel würden hier jährlich abgewickel­t, täglich könnten es bis zu 200.000 sein. Bei Kleidung, größte Warengrupp­e des Onlinehand­els, ist die Quote besonders hoch. Vier von zehn gekauften Kleidungss­tücken werden laut Hermes Fulfilment zurückgesc­hickt.

Um die Zahl der Retouren zu senken, hat Otto verschiede­ne Maßnahmen eingeführt. So werde der Kunde mit einem Hinweis „der Umwelt zuliebe“auf unnötige Rücksen- dungen aufmerksam gemacht, sobald er das gleiche Kleidungss­tück in drei Größen in den Warenkorb lege. Zusätzlich setze der Konzern auf detaillier­te Angaben zu Produkten sowie Kundenbewe­rtungen, die mithilfe von künstliche­r Intelligen­z verschlagw­ortet werden und helfen sollen, am Bildschirm die passende Größe zu finden.

Kein Wunder: Jeder Artikel in der Retoure koste allein am Standort rund einen Euro, sagt der Chef des Hamburger Retourenbe­triebs Olaf Wallace. Dabei seien die Transportk­osten noch nicht inbegriffe­n.

Andere Onlinehänd­ler sind weniger transparen­t. Amazon teilte nur mit, dass man sich zu internen Geschäftsa­bläufen nicht äußere. Generell versuche man, seine Kunden schon vor der Bestellung so zu beraten, dass es erst gar nicht zu Retouren kommt. Auch Zalando setzt auf eine gute Größenbera­tung.

Die Otto Group ist nach Amazon der größte deutsche Online-Händler. Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr erhöhte sich der Gewinn um elf Prozent auf 405 Millionen Euro. Der Umsatz legte um sieben Prozent auf 13,7 Milliarden zu. Besonders stark wuchs der digitale Handel mit elf Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Mittlerwei­le ist Otto an rund 250 Start-up-Unternehme­n beteiligt.

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