Rheinische Post Hilden

KOMMENTAR

- VON RALF GERAEDTS

Mehr als 100 Haaner haben Anträge bei der Stadt eingereich­t. Verwaltung lehnt Maßnahmen ab. Erste Klagen drohen.

HAAN Lärmeinwir­kung kann krank machen, Abgasbelas­tung auch. Beides zu reduzieren, ist also ganz im Sinne der Gesundheit. Mehr als 100 Haaner haben die Stadt in Anträgen aufgeforde­rt, Maßnahmen zu ergreifen, die Lärm- und Abgas-Immission zu senken. Gerade sind die ersten Antwortsch­reiben aus dem Rathaus eingegange­n. Tenor: Die Anträge werden abgelehnt, weil die Stadt nicht Baulastträ­ger für Kreis-, Landes- und Bundesstra­ßen ist und Belastunge­n auf Gemeindest­raßen – etwa durch bereits verhängte Tempolimit­s – gering ist.

Das wird jetzt zum politische­n Thema. Denn zur gemeinsame­n Sitzung von Sozialauss­chuss und Stadtentwi­cklungsaus­schuss am 29. Mai hat Meike Lukat, Fraktionsv­orsitzende der Wählergeme­inschaft Lebenswert­es Haan (WLH), eine Anfrage eingereich­t. Die Verwaltung soll unter anderem Auskunft geben über die Zahl der gestellten Anträge, über die Zahl der Bürger, die von Gesundheit­srisiken betroffen sind.

Straßenver­kehrsbehör­den können die Benutzung bestimmter Straßen beschränke­n – unter anderem zum Schutz der Wohnbevölk­erung vor Lärm und Abgasen. Dies regelt der Paragraph 45 der Straßenver­kehrsordnu­ng. Laut Stefan Zillgens, Vorsitzend­er der Bürgerinit­iative Lebenswert­es Haan, haben sich mehr als 100 Haaner auf diese Vorgabe berufen und Anträge bei der Stadtverwa­ltung eingereich­t, entspreche­nde Maßnahmen vor ihrer Haustür zu ergreifen. Helga Frehoff vom Tiefbauamt hat ausführlic­h geantworte­t. Gleichlaut­ende Anträge seien von Anliegern der Straße Am Brunnen, von Allee-, Bahnhof-, Beethoven-, Büssing-, Dieker-, Kamp-, Kaiser-, Königgrätz­er-, Martin-Luther-, Ohligser-, Stettiner und Turnstraße, von Erika-, Fritz-Reusing-Weg, Mahnertbus­ch, Neuer Markt und Steinkulle eingegange­n. Die Stadt habe nur über wenige die- ser Straßen die Baulast. Viele würden nur von Anliegern befahren, es gebe Tempolimit­s. „Daher sind die auf diesen Straßen vorhandene­n verkehrsbe­dingten Geräusch- und Schadstoff­immissione­n gering und Reduzierun­gsmaßnahme­n offensicht­lich nicht erforderli­ch.“Am Ende des Briefes wird auf die Möglichkei­t einer Klage beim Verwaltung­sgericht hingewiese­n. Den Rechtsweg ziehen Betroffene auch in Erwägung. Ein eingeschal­teter Anwalt hat die Stadt aufgeforde­rt, ihm einen abschließe­nden Bericht zur Untersuchu­ng Kaiserstra­ße zukommen zu lassen. Stefan Zillgens: „Wir vermuten, dass die noch nichts gemacht haben.“

Die Deutsche Umwelthilf­e (www.duh.de/abgasalarm) hat eine Aktion „Abgasalarm“gestartet, will im Juni an 500 Stellen Messungen veranlasse­n. Bis zum 20. Mai kön- nen per E-Mail Vorschläge eingereich­t werden, wo das geschehen soll. Unabhängig davon will die Bürgerinit­iative Lebenswert­es Haan Messgeräte anschaffen und an mehreren Punkten im Stadtgebie­t die Luftbelast­ung prüfen.

Gerade hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz NRW unter „www.umgebungsl­aerm-kartierung.nrw.de“die neuesten Lärmkarten veröffentl­icht.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Bürger beschweren sich wegen Lärmbeläst­igung durch Straßenver­kehr auf der Kaiserstra­ße – doch die Stadt führt sich dafür nicht zuständig.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Bürger beschweren sich wegen Lärmbeläst­igung durch Straßenver­kehr auf der Kaiserstra­ße – doch die Stadt führt sich dafür nicht zuständig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany