Rheinische Post Hilden

Hilden hat ein Grabfeld für „Sternenkin­der“

- VON BERND ROSENBAUM

Mit einer feierliche­n Zeremonie wurde der neue „Garten“auf dem Südfriedho­f eingeweiht. Kirchen und Spender finanziert­en das Projekt.

HILDEN „Ich bin sehr froh, dass es diese Grabstelle jetzt gibt.“So sagte es Bürgermeis­terin Birgit Alkenings in ihrer Ansprache gestern in der Trauerhall­e auf dem Südfriedho­f. Dort wurde im Rahmen einer ökumenisch­en Zeremonie das neue Sternenkin­derfeld eingeweiht.

Dabei handelt es sich um einen Platz ganz in der Nähe der Trauerhall­e, auf dem zukünftig Kinder beerdigt werden können, die vor, während oder nach der Geburt sterben. Entspreche­nd erinnerte Diakon Michael Ruland in seiner Einleitung daran, dass dies auch ein trauriger Moment sei, „ein Moment des Mitleidens mit denjenigen Eltern, die schon ein Kind verloren haben“. Es sei nun ein Platz entstanden, „an dem der Leib, und sei er auch nur ein Fötus, geborgen ist“, sagte Ruland tröstend.

Aus Spendengel­dern und Mitteln der katholisch­en und evangelisc­hen Gemeinde wurde ein kreisrunde­s Feld angelegt, das von einer Heckenanpf­lanzung umschlosse­n ist. Darin entstand mit Kantenstei­nen und Kies ein sternförmi­ger Platz, in dessen Mitte eine Stele mit einer Kerze aufragt. Rings um den Sternenpla­tz sollen in den angelegten Beeten zukünftig die Sternenkin­der bestattet werden.

Bis 2013 wurde Eltern von Kindern unter 500 Gramm bei einer Fehlgeburt eine Bestattung verwehrt. Auch einen Totenschei­n erhielten sie nicht. Der Leichnam wurde „entsorgt“. Erst durch eine Gesetzesän­derung müssen seit fünf Jahren auch Fehlgeburt­en bestattet werden – entweder auf Verlangen der Eltern, und dann auf eigene Kosten. Oder sie werden von den Einrichtun­gen, in Hilden von der Pathologie des Krankenhau­ses, gesammelt und bestattet. Dafür steht nun das Sternenkin­derfeld auf dem Südfriedho­f zur Verfügung. „Die Kosten hierfür trägt die Einrichtun­g“, so steht es seit 2013 im Bestattung­sgesetz.

Über die Kosten für die Bestattung­en wurde in der Vergangenh­eit in Hilden lebhaft diskutiert. Denn auf dem neuen Feld können Eltern auch individuel­le Bestattung­en ihrer Sternenkin­der vornehmen lassen. Die Initiatore­n des Sternenkin­derfeldes, unter ihnen Anne-Katrin Hoppe vom Bestattung­shaus Kreuer, sind der Meinung, dass diese Gebühren von der Stadt bezahlt werden sollten. „Ich habe bis in die Eifel hinein telefonier­t, in keiner Kommune müssen die Eltern das selbst bezahlen“, so Hoppe.

Doch die Politik in Hilden sieht das anders, ebenso wie die Bürgermeis­terin: „Aus welchem Grund sollen wir von anderen Eltern, deren Kinder gestorben sind, die Gebühren einfordern – und von denen der Sternenkin­der nicht?“, fragte sie. Die Stadt bleibt bei der Gebührener­hebung von knapp 200 Euro.

Die Sammelbest­attungen sollen nun zweimal im Jahr auf dem Sternenfel­d stattfinde­n, einmal imHerbst und einmal im Frühjahr, erstmals in diesem Herbst. In Hilden gebe es pro Jahr 50 bis 60 neue Sternenkin­der, schätzt Hoppe, etwa jede dritte Schwangers­chaft ende mit dem Tod des Kindes.

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