Rheinbahn lässt E-Scooter meist stehen
Die Fahrhilfen für Schwerbehinderte werden oft nicht mitgenommen, weil es an geeigneten Bussen fehlt.
HILDEN/HAAN Nur jeder zehnte Bus der Rheinbahn ist bisher dafür geeignet, ein Elektrofahrzeug für Schwerbehinderte mitzunehmen. Da diese Busse zudem fast täglich auf einer anderen Strecke eingesetzt werden, weiß keiner der betroffenen Fahrgäste, wann und an welcher
Georg Schumacher Haltestelle er denn auch tatsächlich mitgenommen wird – selbst wenn er inzwischen einen Rechtsanspruch darauf hat.
„Das Ganze ist zurzeit leider noch ein Glücksspiel“, räumte Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher jetzt auf Anfrage ein. Die Situation werde sich im Laufe des Jahres aber deutlich verbessern, denn das Unternehmen tausche in den kommenden Monaten routinemäßig den Großteil seiner Fahrzeugflotte aus – „und dabei achten wir natürlich darauf, dass alle Neuanschaffungen so ausgelegt sind, dass sie EScooter mitnehmen können“, betonte Schumacher.
Erkennen lässt sich das künftig an einem blauen Piktogramm, das alle in Frage kommenden Busse für die E-Scooter-Fahrer gut sichtbar auf ihre Karosserie geklebt bekommen.
Doch Vorsicht: Auch die Elektroscooter selbst müssen vom Hersteller mit einer solchen Plakette versehen sein. Sonst bleiben sie draußen.
Der Sozialverband VdK Deutschland hat noch einmal die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema zusammengestellt. Hier eine Auswahl:
Für welche Personengruppe gilt die Mitnahmepflicht?
Sie gilt für E-Scooter-Fahrer, die schwerbehindert mit Merkzeichen „G“sind oder das Fahrzeug von der Krankenkasse verordnet bekommen haben. Welche Busse kommen in Frage? Die Linienbusse müssen einen ausreichenden Rollstuhlplatz mit einem mindestens 28 Zentimeter überstehenden Haltebügel zum Gang hin aufweisen, um die sichere Aufstellung des E-Scooters auf dem Rollstuhlplatz zu gewährleisten.
Darf mein Modell im Bus mitgenommen werden?
Einen Überblick über mitnahmefähige E-Scooter-Modelle gibt es beim Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) unter www.bsk-ev.org
Technisch wäre es übrigens jetzt schon möglich, den ElektroscooterNutzern genau mitzuteilen, welcher Bus für sie geeignet ist und wo er gerade eingesetzt wird. „Über unsere Handy-App oder digitale Anzeigen an den Haltestellen wäre das sicher machbar“, sagt Rheinbahn-Sprecher Schumacher. Doch weil sich die Einsatzpläne ja täglich änderten, sei der personelle Aufwand für das Nachhalten der einzelnen Strecken viel zu hoch.
Immerhin: Bislang beschränkt sich die Nachfrage laut Rheinbahn auf wenige Einzelfälle, die vor allem den ländlichen Raum betreffen. Doch die sind meist ärgerlich: So hatte unsere Redaktion 2015 über einen damals 65-jährigen Haaner berichtet, der in seinem E-Scooter mit dem Bus immer nach Hilden gefahren war – bis die Verkehrsbetriebe im Land die Mitnahme wegen angeblicher Sicherheitsbedenken plötzlich generell verweigerten.
Auch er darf sich jetzt im Recht fühlen – und wird doch vorerst meist an der Haltestelle stehen bleiben.
„Das Ganze ist zurzeit leider noch ein Glücksspiel. Bei Anschaffungen achten wir drauf“
Sprecher der Rheinbahn