Stiftung spendiert Schaukelstuhl
Klingt nach nichts, sieht nach nichts aus – und doch ist der Sessel eine wertvolle Hilfe im Alltag des Seniorenzentrums.
HILDEN Das Auffälligste an dem Möbel ist noch seine Farbe: Der Sessel mit Fußbänkchen, der seit drei Wochen im Seniorenzentrum an der Hummelsterstraße steht, ist knallrot. Margarethe Melles, die Bewohnerin, die sich soeben hinein gesetzt hat, wird ein wenig hin und her bewegt – und das ist es auch schon. Mehr sieht der unbedarfte Beobachter nicht, wenn der „DemenzSchaukelstuhl“in Betrieb ist. Und doch soll er eine wertvolle Hilfe im Alltag sein. Wie das?
„Gerade Bewohner mit einer Demenz sind oft unruhig“, erklärt Alexandra Kunz. Die Betreuungsfachkraft hat beobachtet, dass die Nutzer nicht nur ruhiger werden durch das sanfte Schaukeln, sondern dass auch deren Muskulatur stimuliert wird, „die Gelenke entspannen sich, die Sturzgefahr wird so erheblich gemildert“, sagt Kunz. Anstatt unruhig die Gänge auf und ab zu laufen, erhalten die dementiell Erkrankten mit der Zeit im roten Sessel ein wenig innere Ruhe zurück. Immerhin sind 80 Prozent der 93 Bewohner des Hauses namens „Stadt Hilden“mehr oder weniger von Demenz betroffen, „und wir müssen stets überlegen, wie wir sie schützen können, ohne ihre Freiheit unzulässig einzuschränken“, sagt Barbara Clouet vom Leitungsteam.
Da kommen die Sachspenden von der Mudersbach-Stiftung (siehe Info) genau richtig, ergänzt Ge- schäftsführerin Beate Linz-Eßer. Die Stiftung hat die Anschaffung möglich gemacht; ein Sessel kostet rund 2000 Euro. „Ohne Förderverein und die Mudersbach-Stiftung hätten wir viele Extras nicht.“Der Sessel ist dabei nur die neueste Spende, zuletzt hat Heinrich Klausgrete bereits Geld gegeben für Sensormatten und so genannte „Savebags“, die vor die Betten gelegt werden und wie Airbags schwerere Verletzungen verhindern, wenn jemand aus dem Bett fallen sollte.
Klausgrete ist nicht nur Kämmerer der Stadt, sondern auch Geschäftsführer der Stiftung und er würde gerne noch viel mehr Geld ausgeben für die Aufgaben der städtischen Seniorendienste. „Doch die Zinsen sind zu niedrig, das macht keinen Spaß mehr“, sagt er. Das Stiftungskapital darf nicht angerührt werden, so dass die verwendbaren Ausschüt-
„Ohne Förderverein und die MudersbachStiftung hätten wir viele Extras nicht“
tungen in den vergangenen Jahren vergleichsweise bescheiden ausgefallen sind.
Wenn Linz-Eßer einen Wunsch frei hätte, würde sie sich als nächste Anschaffung über ganz bestimmte Pflegebetten freuen. Die haben die Besonderheit, dass sie wie Matratzen bodennah liegen und niemand herausfallen kann. Zugleich können die Pflegekräfte das Bett aber hochfahren, falls benötigt. Die Betten sind doppelt so teuer wie übliche Pflegebetten, aber Kuratoriumsmitglied Clemens Caspari ist dem Wunsch mit offensichtlichem Wohlwollen begegnet.
Beate Linz-Eßer
Geschäftsführerin
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