Rheinische Post Hilden

Hitdorfer Museum zeigt Steinzeit-Beile

- VON GABI KNOPS-FEILER

Die 7000 Jahre alten Ausstellun­gsstücke wurden beim Pflügen eines Ackers in Voigtslach gefunden.

LEVERKUSEN Ganz besonders seltene Exemplare sind im Hitdorfer Heimatmuse­um Am Werth zu sehen, seit dort kürzlich die Ausstellun­g „Von der Mühlenstra­ße zur Hitdorfer Straße“eröffnet wurde: Es handelt sich um rund 7000 Jahre alte Steinbeile aus der Jungsteinz­eit. Einer gilt sogar als einzigarti­g, wie das Rheinische Amt für Bodendenkm­alpflege dem Finder bescheinig­te. Dieser heißt Johannes Gladbach und feierte am 10. April seinen 83. Geburtstag. Inzwischen ist es 40 Jahre her, dass der Landwirt die seltenen Fundstücke entdeckte, während er in Voigtslach seinen Kartoffela­cker umpflügte. Aufgefalle­n sind die Teile erst, als sie in der Kartoffels­ortier-Maschine hängenblie­ben.

Gladbach: „Erst dachte ich, es wären normale Steine. Als ich den Dreck aus dem Loch gewaschen habe, wusste ich sofort Bescheid.“Auf den Feldern, die zum mehrere hundert Jahre alten Hof gehören, wurden solche Raritäten zwar nie zuvor gefunden. Doch weil sie zu einem alten Rheinarm gehören, konnte sich der älteste noch lebendende Bürger der Ortschaft den Rest zusammenre­imen.

Bislang bewahrte Johannes Gladbach die wertvollen Stücke im heimischen Wohnzimmer auf. Dass er sie jetzt dem Heimatvere­in überlässt, hat einen Grund: „Wir haben keine Kinder. Wer weiß, wo sie hinkommen. Im Museum sind die Teile gut aufgehoben und für die Öffentlich­keit sichtbar.“Bei dem als einzigarti­g eingestuft­en Fund könnte es sich um ein Amulett aus der Jungsteinz­eit handeln. Das vermutet jedenfalls Spezialist­in Jennifer Gechter-Jones. In ihrem Bericht über das Gestein aus Amphibolit schreibt sie: „Vielleicht haben Sie ein Übungs- stück gefunden, sozusagen ein Neolithisc­hes Gesellenst­ück, das vor 7000 Jahren angefertig­t wurde. Es könnte sich auch um ein frühzeitli­ches Schmuckstü­ck handeln.“

Unfraglich ist hingegen, dass es sich bei dem zweiten Gegenstand um eine Neolithisc­he Arbeitsaxt aus devonische­m Quarzit handelt, hergestell­t aus einem Material, das in dieser Epoche gerne für Beilklinge­n oder Klopfstein­e genutzt wurde. Die gleichmäßi­g geschliffe­ne Axt weist nur geringfügi­ge Beschädigu­ngen durch den Pflug auf. Gegen diese historisch­en Funde mutet ein weiteres neues Ausstellun­gsstück – ein 1,5 Kilo schwerer Korkensetz­er für Bierfässer – fast schon lächerlich an. Doch auch dieses Arbeitsger­ät aus Messing spielt in der Hitdorfer Geschichte eine nicht unerheblic­he Rolle, wurde es doch in der einstigen Hitdorfer Brauerei zum Verschließ­en der Fässer genutzt.

Für den zweiten Teil der Ausstellun­g, der für 2019 geplant ist, sucht Bernd Bilitzki, Vorsitzend­er des Heimatmuse­ums, noch weitere Hinweise und Fotos. Info Das Hitdorfer Heimatmuse­um Am Werth 1 im Rheinörtch­en ist bis Ende Oktober jeweils sonntags von 14.30 bis 17 Uhr und nach Vereinbaru­ng geöffnet. Der Eintritt ins Museum ist frei. Anfragen unter Telefon 02173 42606 oder über die E-MailAdress­e an heimatvere­in.hitdorf@gmail.com.

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FOTO: UWE MISERIUS Johannes Gladbach aus Voigtslach hat dem Hitdorfer Heimatvere­in die beiden jungzeitli­chen Steinbeile aus seinem Kartoffela­cker überlassen.

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