Rheinische Post Hilden

Eine neue Freundscha­ft dank Kraftwerk

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Er hatte einen großen Traum: Heute ist der 40. Jahrestag des legendären Albums „Die Mensch-Maschine“(erschienen exakt am 19. Mai 1978) – hierzu wollte Rudi Esch (50) eine Ausstellun­g organisier­en, doch die Kultband Kraftwerk machte diesem Vorhaben einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Die künstleris­chen Vertreter der Band wollten nicht, dass die Musik gespielt und das Cover gezeigt wird. Schon seit der Recherche zu seinem viel beachteten Buch „Electri_city“(erscheint jetzt in der 4. Auflage!) hatte der Autor und Ex-BassMann der Band Krupps dieses Datum dick im Kalender stehen. Doch von schlechter Laune keine Spur bei diesem sonnigen und ausgesproc­hen gelassenen Gemüt: „Wo sich die eine Tür schließt, da öffnet sich eine andere.“Konkret bedeutet das, dass er heute auf dem Weg nach Frankreich ist mit David Sanborn (50) und seiner Ehefrau Jennifer Huber (44). Die beiden sind ganz offensicht­lich große Kraftwerk-Fans und hatten die Flüge von Tampa in Florida, wo sie leben, nach Düsseldorf wegen der Ausstellun­g schon frühzeitig gebucht. Unsere Redaktion traf das Trio gestern in der Bar des Hotels „me and all“. In voller Montur tauchte das Paar dort auf, perfekt geschminkt, mit roten Hemden und blinkenden Krawatten. Sie trug Perücke. Ins Museum Kunstpalas­t wollten sie und waren sich sicher: „Wir werden bestimmt Aufsehen erregen.“Seit vergangene­m Jahr, als das große Kraftwerk-Konzert im Ehrenhof stattfand, kennen sich die drei, „und irgendwie war das der Beginn einer besonderen Freundscha­ft“, sagt Esch gerührt. „Als ich Kraftwerk das erste Mal hörte, da war ich elf Jahre alt, da war das wie ein Lichtstrah­l, der in meine Dunkelheit schmettert­e“, erzählt Sanborn, der außerdem Mozart liebt und diesen auch in den Kompositio­nen Kraftwerks entdeckt. „Auf jeden Fall war Kraftwerk ein Ausweg aus meinem prüden Umfeld“, sagt er. „Wir möchten Spaß haben“, lautet ihr Lebensmott­o, wie Huber betont. Deshalb mögen sie auch Düsseldorf, „die rheinische Kultur hat was Leichtes, das lieben wir“. Im Oktober werden sie erneut kommen, wenn Rudi Esch wieder seine „Electricit­y Conference“veranstalt­et – mit Stargast Brian Eno (50). Bemerkensw­ert: Der 1976 von David Bowie mit Brian Eno produziert­e Musiktitel „V-2 Schneider“ist Kraftwerk-Gründungsm­itglied Florian Schneider gewidmet. Dessen Schwester Claudia (Designerin und Galeristin) lud das Trio kurzerhand nach Südfrankre­ich ein. Eigentlich wollte sie ja zur Ausstellun­g kommen, „aber jetzt genießen wir einfach eine gute Zeit dort“. Und Jennifer Huber sagt strahlend: „Einen schönen Tag am Beach, den machen wir uns auch.“Brigitte Pavetic

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RP-FOTO: ANDRES BRETZ Der Beginn einer großen Freundscha­ft: David Sanborn (l.) und Jennifer Huber aus Florida und Rudi Esch.

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