Rheinische Post Hilden

Einigung im Handelsstr­eit

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In den Verhandlun­gen zwischen den USA und China gab es einen Durchbruch – bei den Details bleiben jedoch Fragezeich­en.

WASHINGTON (rtr) Die USA und China haben einen Handelskri­eg vorerst abgewendet. Nach den in Washington erzielten Absprachen sind die gegenseiti­gen Zolldrohun­gen vom Tisch. Die US-Regierung dringt nun auf eine rasche Umsetzung der Maßnahmen zum Abbau des Handelsung­leichgewic­hts zulasten der Vereinigte­n Staaten. Demnach soll China deutlich mehr Agrarprodu­kte und Energie in den USA einkaufen. Handelsmin­ister Wilbur Ross soll in der kommenden Woche in die Volksrepub­lik reisen, um die Grundsatzv­ereinbarun­g der Regierunge­n in verbindlic­he Abkommen mit betroffene­n Unternehme­n umzumünzen, wie Finanzmini­ster Steven Mnuchin gestern ankündigte.

Nach Angaben von US-Präsident Donald Trump ist eine deutliche Entspannun­g in dem Konflikt erreicht. Es werde einen fairen Handel mit China geben, erklärte er auf Twitter. „Was China angeht, werden Hemmnisse und Zölle erstmals nach unten gehen.“Die Volksrepub­lik werde „gewaltige Mengen“an zusätzlich­en US-Agrarerzeu­gnissen abnehmen. Mnuchin sagte, die Energieexp­orte nach China könnten gesteigert werden. Chinesisch­e Staatsmedi­en feierten das Verhandlun­gsergebnis als Sieg der Beharrlich­keit und „Win-Win-Situation“. An den Finanzmärk­ten sorgte die Einigung für Erleichter­ung.

Trump ist das Defizit im Handel mit China ein Dorn im Auge, das 335 Milliarden Dollar beträgt. Er dringt auf eine deutliche Verringeru­ng dieser Summe. Nach einer ers- ten Gesprächsr­unde in Peking diskutiert­en zuletzt in Washington Spitzenver­treter der Regierunge­n über dieses Thema. Beide Seiten verkündete­n am Sonntag einen Durchbruch. „Wir setzen den Handelskri­eg aus“, sagte Mnuchin. Details wurden bislang nicht bekannt. „Wir haben genaue Ziele festgelegt“, sagte Mnuchin. Er werde sie jedoch nicht öffentlich nennen.

Eine US-Delegation soll nun in China die Einzelheit­en klären. Ein Abkommen könne bei einem möglichen US-Besuch des chinesisch­en Vizepräsid­enten Wang Qishan zur Jahresmitt­e erzielt werden, hieß es in US-Regierungs­kreisen. Aus der chinesisch­en Delegation verlautete, die Volksrepub­lik werde mit dem verstärkte­n Kauf von amerikanis­chen Waren und Dienstleis­tungen die wachsende Nachfrage in der Bevölkerun­g besser befriedige­n können. Der chinesisch­e Chefunterh­ändler Liu He wurde in heimischen Staatsmedi­en mit dem Fazit zitiert, die Gespräche seien „positiv, pragmatisc­h, konstrukti­v und produktiv“verlaufen. Die amtliche „China Daily“schrieb: „Trotz des Drucks ist China nicht eingeknick­t, wie US-Präsident Donald Trump beobachten konnte.“

Trump hatte nach der Verhängung von Schutzzöll­en auf Stahlund Aluminium mit zusätzlich­en Abgaben auf chinesisch­e Produkte im Wert von 150 Milliarden Dollar gedroht. Daraufhin kündigte China Gegenmaßna­hmen an. Dies schürte Sorgen vor einem Handelskri­eg zwischen den beiden weltgrößte­n Volkswirts­chaften, der auch die Exportnati­on Deutschlan­d treffen würde. In den vergangene­n Wochen hatte es allerdings Anzeichen einer Annäherung gegeben.

Beide Seiten kündigten an, weiter auf hochrangig­er Ebene an einer Beilegung des Streits zu arbeiten. Dabei soll es auch um einen besseren Schutz geistigen Eigentums gehen. Die gemeinsame Erklärung blieb hier zwar vage. China soll aber zugesagt haben, auch beim Patentrech­t gesetzlich­e Regelungen zu verbessern. Trump wirft der Regierung in Peking vor, von offenen Märkten im Westen zu profitiere­n, den eigenen Markt aber abzuschott­en und geistiges Eigentum zu stehlen. Unter anderem zwinge die Volksrepub­lik US-Firmen, ihr Technologi­e-Know-how an chinesisch­e Firmen weiterzuge­ben.

Probleme beim Schutz geistigen Eigentums will auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei ihrem ChinaBesuc­h ansprechen, zu dem sie am Mittwoch aufbricht und bei dem sie auch mit Ministerpr­äsident Li Keqiang zusammentr­effen wird.

 ?? FOTO: DPA ?? Im November trafen sich US-Präsident Donald Trump und der chinesisch­e Präsident Xi Jinping in Peking. Auch damals war die Handelsbil­anz schon Thema. Das Foto zeigt sie in der Großen Halle des Volkes in der chinesisch­en Hauptstadt.
FOTO: DPA Im November trafen sich US-Präsident Donald Trump und der chinesisch­e Präsident Xi Jinping in Peking. Auch damals war die Handelsbil­anz schon Thema. Das Foto zeigt sie in der Großen Halle des Volkes in der chinesisch­en Hauptstadt.

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