Mit Fantasie gegen den 60er-Jahre-Muff
Wände und Türen raus, Licht rein: Ein Haus in Urdenbach bekam ein neues Innenleben, einen Garten und eine mosaikgeschmückte Fassade.
Der erste Eindruck muss wenig erbaulich gewesen sein. Denn was sie da sahen, war der Muff der frühen 1960er Jahre: gelbe Klinkerfassade unterbrochen von bläulichem Schiefer, kleine Räume, kleine Fenster, ein enges, dunkles Treppenhaus. „Es hat nur noch der Geruch nach Kohl gefehlt“, erinnert sich Maxi Ernst. Man müsste alles abreißen und neu bauen, dachten sie damals. Aber das war unmöglich, denn dann wäre das Nachbarhaus, das direkt angrenzt, beschädigt worden. Also mussten sie sich was einfallen lassen, wenn sie an diesem Ort leben wollten. Und das taten sie dann.
In Urdenbach, ganz im Süden der Stadt, schlägt das dörfliche Herz von Düsseldorf. Noch immer ist der Kern von historischem Fachwerk geprägt, der Charakter dieses Ortes hat die Kindheit von Hans Dieter Ernst bestimmt. Und die nahen Rheinwiesen – ein Abenteuerspielplatz von der Natur gestaltet. Später zog das Paar aus beruflichen Gründen nach Münster, aber der Plan stand schon lange: Mit dem Ruhestand geht’s zurück ins heimatliche Urdenbach. Da traf es sich gut, dass genau zu diesem Zeitpunkt das Haus nahe der Anger verkauft werden sollte. „Man brauchte schon eine Menge Fantasie, um sein Potenzial zu erkennen“, erinnert sich Hans Dieter Ernst. Er ging damals mit seiner Frau Maxi durch die Räume und riss in Gedanken Wände ein, ließ Türen verschwinden und Licht rein. Sie kauften den Klinkerbau 2010 – „kurz vor dem großen Immobilien-Boom“– und legten los.
Das Erdgeschoss, wo bisher eine Familie mit zwei Kindern gelebt hatte, wurde zu einem großzügigen Raum geöffnet und durch einen Wintergarten erweitert. Im Zentrum: die Küche, die durch einen kühnen Material-Mix auffällt, der sich im Wohnbereich fortsetzt – das schafft Harmonie. Hellbeige gelackte Schranktüren treffen auf alte Eichenmöbel, grauer Stein (als Arbeitsfläche) auf Eichenparkett. Dazu leuchten als Kontrast orange Wandflächen hinter Glasplatten.
Den Wohnbereich dominiert ein schwarzer Glastisch, der sich bald in eine festliche Tafel für 20 Menschen in Feierlaune erweitern wird: Der jüngste Sohn des Hauses heiratet, und Hans Dieter Ernst übt schon mal am Klavier den Hochzeitsmarsch von Schubert. Von der Wand darüber überblickt der Komponist in Acryl, gemalt von einer zeitgenössischen Künstlerin, die Szenerie. Überhaupt prägt moder-