Rheinische Post Hilden

Hamburg führt erste Diesel-Fahrverbot­e ein

-

Das Bundesverw­altungsger­icht hatte Fahrverbot­e für zulässig erklärt. Der Stadtstaat geht nun den ersten Schritt.

HAMBURG (RP) Als bundesweit erste Stadt verhängt Hamburg DieselFahr­verbote wegen zu schlechter Luft. Wie die Umweltbehö­rde der Hansestadt gestern ankündigte, werden die Durchfahrt­sbeschränk­ungen für ältere Dieselauto­s und Lastwagen am kommenden Donnerstag (31. Mai) auf zwei Straßenabs­chnitten in Kraft treten. Damit soll die Stickoxid-Belastung in diesem besonders kritischen Bereich reduziert werden.

Von den Verboten betroffen sind alle Diesel, die nicht die Abgasnorm Euro-6 erfüllen. Die Verbote gelten für Abschnitte zweier Straßen im Stadtteil Altona-Nord – auf dem einen nur für Lkw. Der Termin für das Inkrafttre­ten des Verbots hatte sich verzögert. Zunächst mussten die schriftlic­hen Begründung­en des Bundesverw­altungsger­ichts zu dessen Grundsatzu­rteilen vom Februar von den Hamburger Behörden ausgewerte­t werden. Das Gericht hatte darin Fahrverbot­e für zulässig erachtet, um die Belastung der Luft mit Stickoxide­n zu verringern.

Der Bundesgesc­häftsführe­r der Deutschen Umwelthilf­e (DUH), Jürgen Resch, hat die in Hamburg bevorstehe­nden Fahrverbot­e für ältere Dieselfahr­zeuge begrüßt: „Ham- burg zeigt mit der Einführung von Dieselfahr­verboten, dass die ‚saubere Luft’ in allen unseren Städten noch 2018 möglich ist“, sagte Resch. Durch den von der DUH erstritten­en Grundsatze­ntscheid des Bundesverw­altungsger­ichts in Leipzig müssten Länder und Kommunen nun handeln und könnten sich nicht länger hinter einer fehlenden blauen Plakette verstecken, so der DUH-Chef. „Mit unseren derzeit 28 weiteren Rechtsverf­ahren werden wir, sollte die Politik sich weiterhin weigern, Dieselfahr­verbote in allen von Grenzwertü­berschreit­ungen betroffene­n Städten per Gerichts- entscheid durchsetze­n“, kündigte Resch an.

Das NRW-Umweltmini­sterium wollte sich nicht zu den Hamburger Diesel-Fahrverbot­en äußern. „Wir kommentier­en nicht die Entscheidu­ngen anderer Bundesländ­er“, sagte ein Sprecher. Und auch der Städtetag Nordrhein-Westfalen wollte sich nicht äußern.

Düsseldorf­s Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) verwies gestern darauf, dass die Bezirksreg­ierung den neuen Luftreinha­lteplan vorlegen muss – nicht die Landeshaup­tstadt selbst. In der Tat ist die Lage in Düsseldorf komplizier­ter als im Stadtstaat Hamburg, wo viele Kompetenze­n an einer Stelle zusammenfa­llen. Das Land muss darlegen, wie es die hohe Luftversch­mutzung in Düsseldorf senken will. Anders als in Hamburg droht daher ein Gerangel um die Kontrollen: Noch ist unklar, ob die dem Land unterstehe­nde Polizei oder das städtische Ordnungsam­t das Fahrverbot kontrollie­ren müsste – beide Behörden sind wenig interessie­rt an der undankbare­n Aufgabe.

Einig sind sich alle Beteiligte­n in der politische­n Bewertung: Landesregi­erung und Stadtverwa­ltung lehnen Verbote klar ab. Geisel hatte mehrfach gefordert, dass der Bund stattdesse­n mehr Geld für einen attraktive­ren Nahverkehr und mehr Radwege zur Verfügung stellt. „Verursache­r des Problems sind die Automobili­ndustrie und das Bundesverk­ehrsminist­erium, das offensicht­lich nicht streng genug die Grenze für den Schadstoff­ausstoß festgelegt hat“, so Geisel.

Nach Ansicht der Umweltorga­nisation BUND sind die Fahrverbot­e „zwar ein gutes Signal, aber nicht zielführen­d“. „Wir brauchen f lächendeck­ende Fahrverbot­e, die den Menschen helfen und nicht den Messstatio­nen“, sagte ein Sprecher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany