Rheinische Post Hilden

Kunst gegen Obdachlosi­gkeit

- VON THOMAS REISENER

Künstler Gerhard Richter spendet 18 Werke für die Wohnungslo­sen-Hilfe. Der Verkaufser­lös soll in die Anschubfin­anzierung für 100 Wohnungen fließen. Sozialmini­ster Laumann stellte das Projekt vor.

DÜSSELDORF Die Landesregi­erung schlägt ungewöhnli­che Wege im Kampf gegen die Obdachlosi­gkeit ein. Der weltberühm­te Maler und Fotograf Gerhard Richter hat 18 Werke gestiftet, deren Verkaufser­lös in die Anschubfin­anzierung für 100 Wohnungen speziell für Obdachlose fließen soll. „Obdachlosi­gkeit ist das schlimmste Armutsmerk­mal nach Hunger“, sagte Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann (CDU) gestern bei der Vorstellun­g des Projektes.

Träger der Aktion sind der Paritätisc­he Wohlfahrts­verband NRW und die Düsseldorf­er Obdachlose­nhilfe „fiftyfifty“. Die Obdachlose­nhilfe war auch Adressat der RichterSpe­nde. Laumann steuert aus dem Topf des Landes-Aktionspro­grammes „Hilfen in Wohnungsno­tfällen“424.000 Euro bei.

Bei den Werken handelt es sich um sechs Fotografie­n im Format 90 mal 90 Zentimeter, die Gerhard Richter von seinen Ölgemälden „Cage 1-6“aufgenomme­n hat (Werkverzei­chnis-Nummern 897/16). Die sechs Motive erschienen in einer Auflage von je fünf Exemplaren und wurden von Richter durchgehen­d nummeriert. Zwei Sets wurden bereits zugunsten von anderen „fiftyfifty“-Projekten verkauft. Die drei übrigen können in der Düsseldorf­er Fiftyfifty-Galerie (www.fiftyfifty-galerie, Adresse: Jägerstraß­e 15) erworben werden.

Ein sechsteili­ges Set soll komplett 420.000 Euro kosten, für 70.000 Euro pro Exemplar sind die Bilder aber auch einzeln zu haben. Die Wohnungen sollen überall im Land ver- teilt entstehen. Neu an dem Vorhaben sei, dass Wohnungslo­se „direkt von der Straße“mit Wohnraum und einem eigenen Mietvertra­g versorgt werden könnten, sagte „fiftyfifty“Sozialarbe­iterin Julia von Lindern. Begleitend­e Hilfen sollen sicherstel­len, dass die Betroffene­n ihren Alltag in den Wohnungen auch organisier­en können. „Menschen, die länger auf der Straße waren, müssen sich erst mal wieder an eine Wohnung gewöhnen“, sagte Laumann. Genau deshalb sei es für Obdachlose besonders schwer, überhaupt eine Wohnung zu finden. Und damit beginnt der Teufelskre­is: Wer keine Wohnadress­e angeben kann, findet keinen Job, wer keinen Job hat, findet keine Wohnung.

Laut Sozialmini­sterium sind in NRW rund 25.000 Menschen als wohnungslo­s gemeldet, 2000 davon in Düsseldorf. Ungefähr 1000 leben laut Ministeriu­m dauerhaft auf der Straße, 150 davon in Düsseldorf.

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FOTO: DPA Aus dem Erlös der Richter-Bilder sollen Wohnungen für Menschen gekauft werden, die kein Zuhause mehr haben. Das Geld fließt in einen Fonds, der auch begleitend­e Hilfen finanziere­n soll, um neuem Wohnungsve­rlust vorzubeuge­n.

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