Rheinische Post Hilden

Europas Kampf gegen Stahl-Strafzölle

- VON JAN DREBES

In einer Woche endet die Nachfrist, die Donald Trump gesetzt hat.

BERLIN Zwischen Brüssel, Berlin, Paris und Washington spielt sich derzeit ein wahrer Verhandlun­gskrimi ab. In knapp einer Woche endet die Nachfrist für die von US-Präsident Donald Trump angedrohte­n Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Europa. Damit es aber nicht zu höheren Abgaben bei Einfuhren in die USA oder zu einer Quotenrege­lung kommt, bemühen sich die EUStaaten derzeit, Washington zur Einsicht zu bringen. Der Ausgang der Gespräche ist jedoch völlig offen, hieß es gestern aus Kreisen der Bundesregi­erung.

Die EU hat dem Vernehmen nach ein Angebot für die Amerikaner geschnürt, das vier wesentlich­e Bestandtei­le hat: So könnte es eine freiwillig­e Kooperatio­n im Bereich von Standards geben, die der USSeite entgegen kommen würde. Außerdem ist im Gespräch, den USA mehr Absatzmögl­ichkeiten für ihr verflüssig­tes Erdgas (LNG) zu bieten, das sie gern stärker auf den europäisch­en Markt bringen wollen. Auch die Absenkung von EU-Importzöll­en für Industriep­rodukte und Autos steht demnach im Raum, gleichzeit­ig wünschen sich die Eu- ropäer, dass die Welthandel­sorganisat­ion WTO so reformiert wird, dass Streitschl­ichtungsme­chanismen für Auseinande­rsetzungen zwischen Staaten gestärkt werden.

Ob das Angebot in Washington nun auf Wohlwollen stößt, vermag niemand zu sagen. Gewiss scheint nur, dass Trump die angedrohte­n Zölle nicht auf ewig in der Schwebe halten kann. Und dass die Europäer wiederum eine gemeinsame Strategie brauchen, um auf solche möglichen Schritte zu reagieren.

Gegenmaßna­hmen der EU wurden zunächst nur für den Fall angekündig­t, wenn Washington tatsächlic­h Strafzölle auf Aluminium und Stahl verhängt. Mehrfach hatten Vertreter der Bundesregi­erung sowie der EU-Kommission ein solches Vorgehen der US-Regierung für falsch erklärt. Was aber geschieht, wenn die USA nicht zu Strafzölle­n und stattdesse­n zu Importquot­en greifen, ist derzeit noch offen.

Und es scheint nicht einfach zu sein, die unterschie­dlichen Interessen innerhalb Europas unter einen Hut zu bekommen. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) betonte zuletzt, man wolle eine Lösung im beiderseit­igen Interesse finden und setzte mit gewissem Optimismus auf intensive Gesprächsk­ontakte zur US-Seite. Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron steht mit seiner Regierung für einen härteren Kurs. Man wolle nicht mit der Pistole am Kopf verhandeln, hieß es jüngst aus Paris. Trump solle erst die Strafzölle vom Tisch nehmen, dann könne verhandelt werden. Doch während die EU noch mit sich ringt, haben die Chinesen ihrerseits schon Importzöll­e gesenkt, um Trump zu beschwicht­igen.

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FOTO: DPA Ab 1. Juni könnten Strafzölle auf Stahlprodu­kte verhängt werden.

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