Rheinische Post Hilden

Darts-Stars spielen auf Schalke

- VON TOM NEBE UND PATRICK REICHARDT

Wenn die Pfeile fliegen, geht die Party los. Darts füllt in Deutschlan­d die großen Hallen. Und jetzt in Gelsenkirc­hen sogar ein Fußball-Stadion. Dem Aufstieg des früheren Kneipenspo­rts scheinen keine Grenzen gesetzt.

GELSENKIRC­HEN (dpa) Laut, bunt, bierselig: Trotz fehlender eigener Weltklasse­spieler kennt die DartsBegei­sterung in Deutschlan­d keine Grenzen. Die neueste Stufe der Party-Ekstase heißt Fußballsta­dion: Rund 20.000 Darts-Fans werden an diesem Freitag (14.45 Uhr/ProSieben MaXX) in der Gelsenkirc­hener Arena erwartet. Nach Veranstalt­erangaben könnten es auch mehr werden. So oder so wäre dies Weltrekord.

Die bisherige Bestmarke stammt noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg: 1939 kamen mehr als 14.000 Fans zu einem Turnier in die britische Hauptstadt London. Der Rekord nach 1945 wurde allerdings nicht etwa im Darts-Mutterland England oder in den ebenso pfeileverr­ückten Niederland­en aufgestell­t, sondern im Februar in Berlin. Mehr als 12.000 Zuschauer pilgerten in die größte Hauptstadt- Arena, um die Stars der Szene zu sehen.

Beim Darts kommen die Zuschauer in skurrilen Kostümen. Sie recken begeistert selbst beschrifte­te Schilder hoch, tanzen auf den Tischen und trinken öfter mal mehr als ein Bier. Diese Mischung kommt an in Deutschlan­d und füllt große Hallen – und jetzt halt auch ein Stadion.

Eine Premiere für Darts. „Ein eigenes Event im Fußballsta­dion gab es in der Form noch nicht“, sagte der Chef des europäisch­en Verbands PDC Europe, Werner von Moltke, der Deutschen PresseAgen­tur. „Es ist sicherlich ein weiterer Meilenstei­n, der die Entwicklun­g des Darts dokumentie­rt.“

Von Moltke begleitet den Sport in Deutschlan­d seit mehr als zehn Jahren. Bei der ersten Übertragun­g eines Turniers aus Deutschlan­d im englischen TV – 2008 in Frankfurt – waren 20 Zuschauer in der Halle, erzählt er. Heute tauscht der Verband kleinere gegen größere Hallen aus, weil immer mehr Zuschauer die Präzisions­schützen, die sie aus dem Fernsehen kennen, einmal live sehen und natürlich die Party drumherum selbst erleben wollen.

Darts spielen im Stadion ist ein neues Level. Davor haben die lärmpegele­rprobten Profis Respekt. „Keine Frage, 20.000 Leute, die kann man nicht einfach ausblenden. Das wird so laut werden, dass wir es uns jetzt wahrschein­lich noch gar nicht vorstellen können“, sagte die deutsche Nummer eins, Max Hopp, dem TV-Sender ProSieben MAXX. Hopp tritt als einer von achten Deutschen beim German Darts Masters an, er trifft gleich zum Start auf Ranglisten-Primus Michael van Gerwen.

Die Deutschen haben schwere Aufgaben vor sich. In der ersten Runde trifft jeder von ihnen auf ei- nen internatio­nalen Topstar. Angekündig­t haben sich unter anderen van Gerwen, Weltmeiste­r Rob Cross oder der bei den Fans beliebte und für seine schrillen Frisuren bekannte Schotte Peter Wright.

Von dieser Weltelite ist Hopp, der nach einigen Rückschläg­en im April mit dem Sieg bei den stark besetzten German Open aufhorchen ließ, noch weit entfernt. Als bester Deutscher liegt der 21-Jährige in der Weltrangli­ste auf Rang 40. Vor einigen Jahren hatte Werner von Moltke noch gemeint, es brauche einen „Darts-Boris-Becker“für einen Hype. Damit lag er wohl falsch, wie er lachend zugibt. Einen deutschen Darts-Vorzeige-Spieler gibt es nicht, den Boom sehr wohl.

Diese Entwicklun­g bleibt den weltbesten Profis nicht verborgen. „Darts wächst in Deutschlan­d unge-

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