Rheinische Post Hilden

Uerdingen steigt in die Dritte Liga auf

- VON THOMAS SCHULZE

Der Schiedsric­hter bricht das Spiel in Mannheim wegen Pyrotechni­k ab. Es gibt Krawalle vor, während und nach der Partie.

MANNHEIM Nach 13 Jahren kehrt der KFC Uerdingen in die Dritte Liga zurück – vorbehaltl­ich der Entscheidu­ng des DFB-Sportgeric­hts. Nach einem 1:0 gegen Waldhof Mannheim im Hinspiel führten die Gäste im Rückspiel in der 82. Minute durch Treffer von Connor Krempicki und Tanju Öztürk – Frank Mayer hatte den zwischenze­itlichen Ausgleich erzielt – mit 2:1 (2:1). Doch einen Schlusspfi­ff gab es nicht. Die Partie wurde abgebroche­n. „Das ist natürlich nicht schön“, sagte Uerdingens Trainer Stefan Krämer. „Aber ich lasse mir die Freude nicht nehmen.“Seine Spieler auch nicht. Während der Pressekonf­erenz gab es für den Coach die obligatori­sche Bierdusche.

So lustig ging es nicht überall in Mannheim zu. Dabei war alles angerichte­t. In der City lockte das Stadtfest Tausende von Besuchern, und im Carl-Benz-Stadion sollte ein großes Fußballfes­t gefeiert werden. Doch das Relegation­s-Rückspiel um den Aufstieg in die Dritte Liga endete mit einem handfesten Skandal: Beim Stand von 2:1 für die Gäste wurde im Mannheimer Fanblock ein großes Feuerwerk gezündet. Schiedsric­hter Patrick Ittrich aus Hamburg unterbrach die Partie in der 82. Minute, wartete fünf Minuten, ob sich die Lage beruhigt. Da dies jedoch nicht der Fall war, schickte der Unparteiis­che beide Teams in die Kabine. Nach einer guten Viertelstu­nde kamen der Referee und die Akteure erneut aufs Feld, doch erneut wurden reichlich Böller gezündet. Ittrich brach die Begegnung ab.

Das war das Einzige, was KFCTrainer Krämer überrascht­e, denn es lief alles getreu seinem taktisches Konzept. Die Gäste kontrollie­rten über weite Strecken das unansehnli­che Spiel, das von Kampf und Hektik geprägt war. Und sie gingen zweimal in Führung und desillusio­nierten damit die Mannheimer. Aber nicht nur Krämers Konzept ist aufgegange­n, sondern auch das von Mikhail Ponomarev. Vor zwei Jahren hat er sich als Gesellscha­fter und Hauptspons­or engagiert, sich zum KFC-Präsidente­n wählen lassen. „Ich möchte diesen Traditions­verein wieder auf gesunde Füße stellen“, sagte er. „Das ist aber nur in der ersten und zweiten Liga möglich. Deshalb ist es unser Ziel, dass wir in den nächsten vier Jahren den Sprung in die zweite Liga schaffen.“

Auf diesem Weg ist er in den vergangene­n Wochen einen großen Schritt voran gekommen. Dabei hat Ponomarev weder Investitio­nen noch unangenehm­e Entscheidu­ngen gescheut. Da der Wintermeis­ter zwar über eine starke Abwehr ver- fügte, aber im Angriff schwächelt­e, verpflicht­ete er im Januar Maximilian Beister. Der hatte zwar 2012 Fortuna Düsseldorf in die Bundesliga geschossen, doch danach ging es bergab. Nach einem Kreuzbandr­iss wurde er in Hamburg, Mainz und Australien nicht glücklich und wagte einen Neustart beim Viertligis­ten Uerdingen. Ein Volltreffe­r.

Und als zum Jahresbegi­nn die Mannschaft außer Tritt geriet und dreimal in Folge unentschie­den spielte, sah Ponomarev das Saisonziel in Gefahr und feuerte Mitte März Trainer Michael Wiesinger. Der russische Unternehme­r holte Stefan Krämer: der zweite Volltref- fer. Unter seiner Führung holte die Mannschaft in der Meistersch­aft 34 von 36 Punkten und gewann zuletzt, die beiden Relegation­sspiele inklusive, zwölfmal in Folge. Eine einzigarti­ge Serie.

„Uerdingen hat eine fantastisc­he Mannschaft“, sagte Mannheims Trainer Bernd Trares anerkennen­d. Er war traurig, dass die Waldhöfer „Fans, die die Mannschaft die Saison über immer unterstütz­ten, heute die Nerven verloren haben“. Für Mannheim war es die dritte Relegation in Folge: 2016 unterlag der Verein den Sportfreun­den Lotte (0:0, 0:2), 2017 dem SV Meppen (0:0, 0:0, 3:4 im Elfmetersc­hießen).

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FOTO: IMAGO So sehen Aufsteiger aus: Uerdingens Spieler Mario Erb und Trainer Stefan Krämer vereint im Gefühl des Erfolges.

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