Rheinische Post Hilden

Netzagentu­r prüft Vodafone

- VON REINHARD KOWALEWSKY Bremen NordrheinW­estfalen RheinlandP­falz Saarland Schleswig- Holstein Hamburg Niedersach­sen Hessen BadenWürtt­emberg Mecklenbur­g-Vorpommern Berlin Sachsen- Anhalt Thüringen Bayern Sachsen

Für mehr als 15 Milliarden Euro will sich der Düsseldorf­er Telefonkon­zern den Kölner Kabelnetzb­etreiber Unitymedia einverleib­en. Doch jetzt will sich die Regulierun­gsbehörde anschauen, ob die Kabelnetze nicht zu mächtig werden.

DÜSSELDORF/BONN Vor rund zehn Jahren schlug der damalige Chef von Vodafone Deutschlan­d, Fritz Joussen, seinem Mutterkonz­ern in London vor, die deutschen KabelTV-Netze für wenige Milliarden Euro ganz oder weitgehend zu kaufen. Er scheiterte, wurde Chef des Tourismusk­onzerns Tui in Hannover – und jetzt wird es für seinen Nachfolger Hannes Ametsreite­r umso teurer und schwierige­r, das starke Mobilfunkg­eschäft mit einem entspreche­nd starken KabelTV-Netz zu kombiniere­n.

Zuerst wurde von Vodafone Deutschlan­d vor einigen Jahren für knapp acht Milliarden Euro der Kabel-Netzbetrei­ber Kabel-Deutschlan­d erworben, nun will Ametsreite­r auch noch für rund 15 Milliarden Euro Unitymedia aus Köln übernehmen – am Ende könnte Vodafone bis zu 25 Millionen Haushalten extrem schnelles Internet anbieten. „Wir schaffen die Gigabit-Gesellscha­ft“, freut sich Ametsreite­r.

In einem am Wochenende veröffentl­ichten Gespräch zeigte der Chef der Bundesnetz­agentur, Jochen Homann, wie hart der Gegenwind gegen eine zu große Dominanz des Kabelkonze­rns Vodafone ist. „Wir werden genau hinschauen, ob es irgendwo Regionen oder Lokalitäte­n gibt, wo das Kabel dominant und marktmächt­ig ist“, sagte Homann. „Und dann müsste gegebenenf­alls natürlich auch das Kabel in diesen Fällen reguliert werden. Da würden wir Vodafone nicht anders behandeln als die Telekom.“ Hannes Ametsreite­r Chef von Vodafone

Deutschlan­d Vodafone

Tower, Düsseldorf

Vodafone erklärt auf Anfrage, die Übernahme würde den Wettbewerb nicht schwächen – denn Unitymedia und die bisherigen Kabelberei­che von Vodafone hätten sich auch bisher keine Konkurrenz gemacht, weil sie in verschiede­nen Regionen aktiv waren. Das stimmt zwar, aber wegen der immer beeindruck­enderen technische­n Stärke der KabelNetze hat Vodafone jetzt eine ganz andere Monopoldis­kussion am Hals, als es vor einigen Jahren gewesen wäre.

Die Deutsche Telekom erklärt auf Anfrage, dass sie den Vorstoß der Netzagentu­r begrüße. „Wir wollen keine Remonopoli­sierung der Kabel-Netze“, heißt es. Vodafone würde nach einer Übernahme von Unitymedia jeden zweiten Breitbanda­nschluss in Deutschlan­d kontrollie­ren – also sei unfair, dass die Telekom verpflicht­et sei, jeden Wettbewerb­er zu sehr günstigen Preisen auf ihr Netz zu lassen, während Vodafone den Zugang für das eigene Netz allein kontrollie­ren wolle.

Auch der Bundesverb­and Glasfasera­nschluss (Bugla), ein Zusammensc­hluss kleiner Unternehme­n, sieht die Strategie von Vodafone skeptisch; „Es ist gut, dass die Bundesnetz­agentur sich anschaut, welche Marktmacht die Kabelnetze allgemein und erst recht nach einer Fusion haben“, sagt Bugla-Geschäftsf­ührer Wolfgang Heer. Seine Befürchtun­g: „Es entsteht ein bundesweit­es Kabelnetz mit angegliede­rter Mobilfunka­bteilung, das die Preise hochdrehen könnte und kleinere Wettbewerb­er abdrängen könnte.“

Was wird nun passieren? Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Thomas Jarzombek meint, die EU würde Vodafone zwingen, ihr künftiges nationales Kabel-Netz auch Wettbewerb­ern zur Verfügung zu stellen. „Es wird sein wie bei künftigen Anschlüsse­n mit Glasfaser direkt ans Haus. Derjenige, der ein überlegene­s Netz hat, muss Konkurrent­en einen fairen Zugang erlauben. Das wird nicht so streng geregelt sein wie beim Telekom-Netz, aber es wird trotzdem den Markt öffnen.“

Skeptische­r ist der Wirtschaft­sprofessor Torsten Gerpott: Die Telekom kritisiere Vodafone nur, damit der Ex-Monopolist selber weniger reguliert würde. Am Ende würden beide ihre Marktmacht ausbauen – Vodafone in den Städten, die Telekom auf dem Land.

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