Rheinische Post Hilden

Grundschul­konzept sorgt für Streit

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Die Stadtschul­pflegschaf­t hat die Eltern aller Grundschül­er für heute Abend zu einer Info-Veranstalt­ung eingeladen.

HILDEN Eltern können die Grundschul­e für ihre Kinder frei wählen. Das führt dazu, dass in Hilden einige Schulen stärker gefragt sind als andere. Die Stadt hat bislang immer nur reagiert, das heißt, den Raumbedarf den wechselnde­n Schülerzah­len angepasst. Das ist weder wirtschaft­lich noch nachhaltig und deshalb will Schuldezer­nent Sönke Eichner das Konzept ändern. Alle Grundschul-Standorte sollen auf absehbare Zeit erhalten bleiben, aber effektiver ausgelaste­t werden. Alle Grundschul­leitungen sind dafür – bis auf die der katholisch­en Astrid-Lindgren-Schule. Auch die Politik ist sich nicht einig. CDU, FDP und BA wollen das Wahlrecht der Eltern gewährleis­ten. Die Grünen haben sich enthalten. Nur die SPD ist bislang für das neue Grundschul­konzept. Am 7. Juni soll der Schulaussc­huss beschließe­n. Die RP klärt die wichtigste­n Fragen.

Was ist geplant? Die Stadt will künftig festlegen, wie viele Ein- gangsklass­e jede Grundschul­e bildet. „Wir garantiere­n jedem Hildener Kind eine wohnortnah­e Beschulung“, versichert Eichner: „Allein weil wir wegen steigender Schülerzah­len auf Schulraum nicht verzichten können. Aber wenn wir die Schüler besser verteilen, können wir die Unterhalts- und Investitio­nskosten senken.“Das Elternwahl­recht werde nicht ausgehebel­t, nur eingeschrä­nkt, erläutert Ulrich Brakemeier, Leiter des Amts für Schule, Jugend und Sport.

Was sagen die Grundschul­leitungen dazu? „Alle Grundschul­en mit Ausnahme der Lindgren-Schule begrüßen, dass endlich eine Steuerung greift“, erläutert Tina Ritterbeck­s, Leiterin der Busch-Schule und Sprecherin aller Hildener Grundschul­leitungen: „Wir wollen Planbarkei­t, Verbindlic­hkeit und Stabilität.“Warum ist die katholisch­e Lindgren-Schule gegen das Konzept? Sie bildet jetzt 2,5 Eingangskl­assen und soll künftig nur noch zwei bilden. Das neue Konzept widersprec­he geltendem Recht, hat Birgit

Sönke Eichner Hess vom katholisch­en Schulrefer­at Mettmann protestier­t. Katholisch­e Schulen seien gehalten, auch Kinder anderer Konfession­en aufzunehme­n. Die Stadt Hilden zähle für die Zügigkeit aber nur die katholisch­en Kinder. Das Elternrech­t habe höchste Priorität, auch das von nicht-katholisch­en Eltern.

Stimmt das? Nein, sagt Schuldezer­nent Sönke Eichner. Das neue Konzept sei rechtskonf­orm. Diese Auffassung werde auch von der Schulaufsi­cht beim Kreis und bei der Bezirksreg­ierung geteilt. Die Lindgren-Schule habe dann einen katholisch­en Charakter, wenn mindestens zwei Drittel der I-Dötzchen katholisch seien. Das sei die Rechtsauff­assung der Stadt. In den vergangene­n fünf Jahren habe die Lindgren-Schule aber jeweils im Schnitt nur 31 katholisch­e Kinder aufgenomme­n (40 bis 50 Prozent der aufgenomme­nen Schüler insgesamt). Die Grenze für zwei Eingangskl­assen liege bei 56 I-Dötzchen. Bei 57 müssten drei Eingangskl­assen gebildet werden. 60 Prozent der Lindgren-Schüler seien aktuell nicht-katholisch. Über den Charakter der Schule bestimmt übrigens weder das Erzbistum Köln noch die Schulaufsi­cht oder die Stadt Hilden, sondern allein die Eltern mit Mehrheit. Laut Bezirksreg­ierung Düsseldorf, so Eichner, hätten sich in allen Fäl- len dieser Art in den vergangene­n Jahren die Eltern für die Umwandlung ihrer katholisch­en Grundschul­en in Gemeinscha­ftsgrundsc­hulen ausgesproc­hen.

Kann die katholisch­e Kirche gegen das neue Konzept klagen? Nein, das Bistum Köln hat kein Klagerecht. Klagen können nur Eltern, deren Kind auf der Lindgren-Schule abgewiesen wurde. Die Klage würde sich gegen die Schulleitu­ng richten und nicht gegen die Stadt Hilden. Im Gesetz steht: Eltern dürfen die Grundschul­e frei wählen, allerdings im Rahmen der Wohnortnäh­e und der zur Verfügung stehenden Kapazitäte­n.

Was bedeutet das? Kapazität ist gleich zu setzen mit Zügigkeit, die Zahl der gebildeten Eingangskl­assen. Darüber entscheide­t der Stadtrat mit Mehrheit. Klar dagegen haben sich bislang CDU, FDP und BA ausgesproc­hen. Sie haben 20 Stimmen. Votieren dürfen 44 Ratsmitgli­eder sowie die Bürgermeis­terin, macht 45 Stimmen.

Geht es auch um Geld? Ja. Hintergrun­d des Konzepts ist eine bessere Verteilung des knappen Geldes. Allein im Grundschul­bereich muss die Stadt in den nächsten Jahren mindestens 6,5 Millionen Euro investiere­n – wenn das neue Konzept zum Tragen kommt. Entscheide allein der Elternwill­e rechnet Schul- dezernent Sönke Eichner mit gut acht Millionen Euro – das wären 1,5 Millionen Euro mehr. Hinzu kommt: Die Steuerung der Grundschül­er hat auch Auswirkung­en auf das Betreuungs­system der Offenen Ganztagssc­hule. 90 Prozent der Hildener Grundschül­er werden inzwischen nach der offizielle­n Schule betreut, erläutert Brakemeier. Die Stadt will die Zahl der OGS-Gruppen auf dem Status quo (45) begrenzen. Weil die Kommune für die Betreuung der 1150 Grundschül­er heute bereits rund zwei Millionen Euro aufwendet – aus eigener Tasche.

„Wenn wir die Schüler besser verteilen, können wir die Unterhalts- und Investitio­nskosten sen

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Schuldezer­nent

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