Haaner Architekt setzt auf moderne Technik
Jochen Siebel machte die Alte Pumpstation zu Arbeits- und Kulturstätte – und ließ moderne Umwelttechnik einbauen.
HAAN Jochen Siebel wirkt zufrieden, als er über die Außenwand seines neuen Anbaus streicht. Die Fassade ist mit Metallplatten verkleidet, die weithin sichtbar rot-braunen Rost angesetzt haben. Ein gewünschter Effekt, der dem Neubau eine Art Patina verleiht. So fügt er sich harmonisch an die Alte Pumpstation mit ihren roten Ziegeln an. Diese hat sich als Arbeitsplatz und Veranstaltungsort für Kunst und Kultur in Haan längst einen Namen gemacht.
Jochen Siebel erinnert sich noch genau daran, als er den alten Bau erstmals besichtigte. „Ich bin damals durch eine knarzende Metalltüre gegangen und habe gedacht, das wäre ein idealer Standort, um alle Büros hier unterzubringen.“Es sollte fast zwei Jahre dauern, um diese Idee in die Tat umzusetzen. Siebel kaufte das still gelegte Be- triebsgebäude der Wuppertaler Stadtwerke mit drei weiteren Planern und gestaltete es in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz um. „Das Dach war undicht, die Fenster waren verrottet, innen herrschte Feuchtigkeit“, erzählt Siebel. Handwerker legten das Mauerwerk frei, so dass es atmen konnte. Sie erneuerten Dach und Fenster, „und nach drei Monaten war das Gebäude innen trocken“, berichtet der Architekt. Auch das sei bereits Nachhaltigkeit: Eine Brache wurde zu neuem Leben erweckt, Ressourcen wurden geschont. Einen Flächenverbrauch gab es nicht, denn die Fläche war ja bereits bebaut. Sie wird jetzt eben nur anders genutzt.
Dann widmeten sich die Handwerker der Heiz- und Klimatechnik. Und auch hier war der Umweltschutzgedanke vorherrschend: Die Fußbodenheizung wird mittels eines Eisspeichers betrieben. Das war völlig neu, denn noch nie zuvor wurde ein Denkmal mit einer solchen Technik ausgestattet. Dazu ist ein Behälter in den Erdboden eingelassen, der 100 Kubikmeter Wasser fasst. Eine Solaranlage heizt dieses Wasser mittels kostenloser Sonnenenergie auf. Eine Wärmepumpe nimmt die Energie des warmen oder heißen Wassers auf und gibt sie an die Räume der Alten Pumpstation weiter – und seit vergangenem Jahr auch an den neuen Anbau. Gefriert das Wasser im Winter, wird ebenfalls Energie freigesetzt. Auch diese so genannte Kristallisationsenergie kann die Wärmepumpe an Heizung und Heißwasserzubereitung weitergeben und zum Kühlen genutzt werden.
Durch diese innovative Haustechnik hat Siebel die Heizkosten unter 50 Cent pro Quadratmeter gesenkt. Das überzeugte: Für seine innovativen Ideen erhielt der Haaner Architekt im Jahr 2012 den „RWE Innovationspreis Wärmepumpen“. Mittlerweile ist die Alte Pumpstation Standort für vier Firmen mit insgesamt 60 Mitarbeitern – die Inge- nieurplan Siebel GmbH, die ISR Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH, die Leinfelder Ingenieure GmbH und die PBS Energiesysteme. Mit allen Gesellschaften ist Siebel über verantwortliche Positionen verbunden. Außerdem bietet die Alte Pumpstation Platz für zwei große Kunstausstellungen im Jahr. „Dadurch ist eine Marke entstanden“, sagt Siebel – und gleichsam ist die „alte Dame“, wie er sie manchmal respektvoll nennt, auch ein Referenz- objekt für seine Leistungen und die seiner Teams: „Unser nächster Nachhaltigkeitsschritt waren eine Solaranlage und eine Elektro-Tankstelle für E-Bikes. Durch die Solaranlage können wir so viel Strom erzeugen, dass die Büros damit versorgt sind.“Und warum investiert er sein Geld in diese Ideen? „Ich bin in Haan groß geworden, habe Kinder. Das ist die Welt, in der wir leben.“Sie schonend zu behandeln – das sei eines seiner Ziele.