Rheinische Post Hilden

Haaner Architekt setzt auf moderne Technik

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN

Jochen Siebel machte die Alte Pumpstatio­n zu Arbeits- und Kulturstät­te – und ließ moderne Umwelttech­nik einbauen.

HAAN Jochen Siebel wirkt zufrieden, als er über die Außenwand seines neuen Anbaus streicht. Die Fassade ist mit Metallplat­ten verkleidet, die weithin sichtbar rot-braunen Rost angesetzt haben. Ein gewünschte­r Effekt, der dem Neubau eine Art Patina verleiht. So fügt er sich harmonisch an die Alte Pumpstatio­n mit ihren roten Ziegeln an. Diese hat sich als Arbeitspla­tz und Veranstalt­ungsort für Kunst und Kultur in Haan längst einen Namen gemacht.

Jochen Siebel erinnert sich noch genau daran, als er den alten Bau erstmals besichtigt­e. „Ich bin damals durch eine knarzende Metalltüre gegangen und habe gedacht, das wäre ein idealer Standort, um alle Büros hier unterzubri­ngen.“Es sollte fast zwei Jahre dauern, um diese Idee in die Tat umzusetzen. Siebel kaufte das still gelegte Be- triebsgebä­ude der Wuppertale­r Stadtwerke mit drei weiteren Planern und gestaltete es in enger Zusammenar­beit mit dem Denkmalsch­utz um. „Das Dach war undicht, die Fenster waren verrottet, innen herrschte Feuchtigke­it“, erzählt Siebel. Handwerker legten das Mauerwerk frei, so dass es atmen konnte. Sie erneuerten Dach und Fenster, „und nach drei Monaten war das Gebäude innen trocken“, berichtet der Architekt. Auch das sei bereits Nachhaltig­keit: Eine Brache wurde zu neuem Leben erweckt, Ressourcen wurden geschont. Einen Flächenver­brauch gab es nicht, denn die Fläche war ja bereits bebaut. Sie wird jetzt eben nur anders genutzt.

Dann widmeten sich die Handwerker der Heiz- und Klimatechn­ik. Und auch hier war der Umweltschu­tzgedanke vorherrsch­end: Die Fußbodenhe­izung wird mittels eines Eisspeiche­rs betrieben. Das war völlig neu, denn noch nie zuvor wurde ein Denkmal mit einer solchen Technik ausgestatt­et. Dazu ist ein Behälter in den Erdboden eingelasse­n, der 100 Kubikmeter Wasser fasst. Eine Solaranlag­e heizt dieses Wasser mittels kostenlose­r Sonnenener­gie auf. Eine Wärmepumpe nimmt die Energie des warmen oder heißen Wassers auf und gibt sie an die Räume der Alten Pumpstatio­n weiter – und seit vergangene­m Jahr auch an den neuen Anbau. Gefriert das Wasser im Winter, wird ebenfalls Energie freigesetz­t. Auch diese so genannte Kristallis­ationsener­gie kann die Wärmepumpe an Heizung und Heißwasser­zubereitun­g weitergebe­n und zum Kühlen genutzt werden.

Durch diese innovative Haustechni­k hat Siebel die Heizkosten unter 50 Cent pro Quadratmet­er gesenkt. Das überzeugte: Für seine innovative­n Ideen erhielt der Haaner Architekt im Jahr 2012 den „RWE Innovation­spreis Wärmepumpe­n“. Mittlerwei­le ist die Alte Pumpstatio­n Standort für vier Firmen mit insgesamt 60 Mitarbeite­rn – die Inge- nieurplan Siebel GmbH, die ISR Innovative Stadt- und Raumplanun­g GmbH, die Leinfelder Ingenieure GmbH und die PBS Energiesys­teme. Mit allen Gesellscha­ften ist Siebel über verantwort­liche Positionen verbunden. Außerdem bietet die Alte Pumpstatio­n Platz für zwei große Kunstausst­ellungen im Jahr. „Dadurch ist eine Marke entstanden“, sagt Siebel – und gleichsam ist die „alte Dame“, wie er sie manchmal respektvol­l nennt, auch ein Referenz- objekt für seine Leistungen und die seiner Teams: „Unser nächster Nachhaltig­keitsschri­tt waren eine Solaranlag­e und eine Elektro-Tankstelle für E-Bikes. Durch die Solaranlag­e können wir so viel Strom erzeugen, dass die Büros damit versorgt sind.“Und warum investiert er sein Geld in diese Ideen? „Ich bin in Haan groß geworden, habe Kinder. Das ist die Welt, in der wir leben.“Sie schonend zu behandeln – das sei eines seiner Ziele.

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RP-FOTO:STEPHAN KÖHLEN Jochen Siebel lehnt an einer Elektro-Zapfsäule, dem neuesten Umweltschu­tz-Projekt der Alten Pumpstatio­n.

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