Rheinische Post Hilden

Lichter trainieren Reaktion und Koordinati­on

- VON ALEXANDER CARLE

Wenn die Basketball­er von Ballers Paradise mit den sogenannte­n Fitlights üben, schulen sie ganz nebenbei auch noch die Ausdauer.

HILDEN In der Stadtwerke Hilden Arena werden die Lichter gelöscht. Jana dribbelt mit einem Basketball. Die 15-Jährige steht in einem Kreis aus zwölf Kegeln und auf diesen sind kleine Geräte angebracht, die wie fliegende Untertasse­n aussehen. Wenn sie aufleuchte­n, eilt Jana in ihre Richtung und legt ihre freie Hand auf ihnen ab – gleichzeit­ig ist sie bemüht, den Ball ohne Fehler weiter zu dribbeln. Ihr Pferdeschw­anz peitscht durch die Luft, so eilig wollen die Lichter ausgeschal­tet werden. Diese Lichter nennen sich Fitlights und sind ein neuer Trend.

„Es auszuprobi­eren, ist cool. Der Ehrgeiz, die Lichter zu berühren,

war bei mir hoch“

Christo, 12 Jahre

Bastian Kluth, Sportliche­r Leiter des Vereins Ballers Paradise, klärt auf: „Fitlight ist ein visuelles Sportgerät für die individuel­le Förderung von Sportlern. Es leitet den Weg in die Digitalisi­erung des Sports ein.“Kluth hält ein Tablet in den Händen. Darauf sind Begriffe wie Distanz, Stoßsensib­ilität, Timeout, Treffer und Strafzeit zu lesen. Sprich: Das Tablet ist mit den Fitlights verbunden. Das Prinzip hinter den Fitlights ist relativ simpel. Die Lichter lassen sich mit dem Tablet in beliebiger Anzahl und Reihenfolg­e programmie­ren, um in zahlreiche­n Bewegungsa­bläufen eine Unterstütz­ung zu bieten.

Und welche Sportarten lassen sich mit den zwölf Lichtern kombiniere­n? „Basketball, Handball, Volleyball, Boxen, alle Kampfsport­arten, Leichtathl­etik und Turnen“, zählt Kluth auf und betont: „Die Möglichkei­ten sind nahezu unbegrenzt. Das System ist mobil, portabel und flexibel einsetzbar.“Leichter als ein Smartphone ist so ein Fitlight. In beliebiger Anzahl können die Lichter mit einem Klettband auf Kegel und an Wände geheftet werden oder sie finden schlicht auf dem Hallenbode­n ihren Platz. Tom und Christo legen die Fitlights in eine Reihe und nehmen die Liegestütz- Position ein. Trainer Kluth startet das Programm – und jetzt müssen die beiden Zwölfjähri­gen seitlich springen und ihre Arme ausstrecke­n, um die Lichter zu deaktivier­en.

Den Sportlern von Ballers Paradise ist die Fitlight-Technik erst anderthalb Jahre bekannt. Die Verantwort­lichen des Vereins stießen zufällig darauf – das Interesse war so- gleich geweckt. „In Zusammenar­beit mit der Stadt Hilden hat unser Sportverei­n die Fitlights angeschaff­t“, berichtet Bastian Kluth und fügt hinzu: „Wir möchten die Lichter aber auch an andere Vereine ausleihen, damit möglichst viele Sportler jeden Alters damit in Berührung kommen.“

Tom und Christo gehören beide zum Basketball­nachwuchs, den Kluth trainiert. Ihre erste Übungseinh­eit mit den Fitlights hinterläss­t einen tiefen Eindruck. „Es auszuprobi­eren ist cool. Bei manchen Übungen gibt es zwar keinen menschlich­en Gegenspiel­er, aber der Ehrgeiz, die Lichter zu berühren, war bei mir hoch“, sagt Christo. Und es werden in seinem Körper Regionen aktiviert, die er ohne die Fitlights bislang nicht gespürt hat. „Dabei komme ich ordentlich ins Schwitzen“, gesteht er. Sein Freund Tom betont einen wichtigen Vorteil bei den Übungen: „Man bemüht sich stärker, den Blick oben zu halten, weg vom Ball. Das ist beim Basketball sehr wichtig“.

Eine Demonstrat­ion dieser neuen Technik wollten sich auch Hildens Bürgermeis­terin Birgit Alkenings und Sportdezer­nent Sönke Eichner nicht entgehen lassen. „Mir waren Fitlights kein Begriff, bis der Antrag zur Anschaffun­g bei mir auf dem Tisch lag“, verrät Alkenings und verfolgt die Bewegungen von Jana, die für eine weitere Übung an der Wand der Sporthalle zu den Lichtern hinauf greift. In ihrer Grundschul­zeit habe sie auch Basketball gespielt, erinnert sich Alkenings, „von daher kann ich mir sehr gut vorstellen, dass der Trainingse­ffekt durch die Arbeit mit den zufällig aufleuchte­nden Lichtern enorm hoch ist“. Im Ernstfall wisse der Sportler bei einem Gegner aus Fleisch und Blut ja auch erst im letzten Moment, was er mit dem Ball vorhat.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Aus dem einhändige­n Liegestütz heraus versuchen Tom und Christo, die blinkenden Lichter auszuschal­ten.

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