Rheinische Post Hilden

Kämmerer-Nachfolge sorgt für Zündstoff

- VON PETER CLEMENT

Die Stelle des Finanzchef­s ist nur extern ausgeschri­eben. Dabei gibt es einen internen Bewerber. Doch der hat keine Chance.

HILDEN Am kommenden Montag steht in Hilden eine wichtige Vorentsche­idung an. Personalde­zernent Norbert Danscheidt hat für diesen Tag Vertreter der politische­n Fraktionen zu einer Runde zusammenge­rufen, bei der sich geeignete Kandidaten für den vakanten Posten des Stadtkämme­rers und Leiters des Amtes für Finanzserv­ice vorstellen sollen.

Dabei wird es aller Voraussich­t nach ausschließ­lich um auswärtige Kandidaten gehen. Und das sorgt in Hilden für politische­n Zündstoff. Denn die Stellenaus­schreibung, bei der auch ein so genannter Headhunter eingeschal­tet wurde (also jemand, der gezielt in Frage kommende Personen von außerhalb anspricht), wurde offenbar auf den Weg gebracht, ohne zuvor abzuklären, ob es nicht auch im Rathaus geeignete Bewerber geben könnte.

Die städtische Einladung zur Vorstellun­gsrunde am kommenden Montag enthält keinen Hinweis darauf, dass es tatsächlic­h eine interne Bewerbung gab. Dabei hatte Michael Witek, der langjährig­e Leiter des Beratungs- und Prüfungsam­tes, seinen Hut in den Ring geworfen. Die beauftragt­e Personalbe­ratungsfir­ma hatte ihn auch zu einem Vorstellun­gsgespräch eingeladen, wie Witek gestern auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte. Danach hörte er aber nichts mehr, auch zu der Vorstellun­gsrunde erhielt er nach eigenen Angaben keine Einladung.

Witek ist da nicht der Einzige. Auch der bei Stellenbes­etzung eigentlich zu konsultier­ende Personalra­t wusste gestern noch nichts von der Veranstalt­ung, wie die Vorsitzend­e Claudia Rehag leicht irritiert einräumte. „Vielleicht kommt das ja noch“, grübelte sie, fügte dann aber schnell hinzu: „Sei’s drum; am 11. Juni kann ich sowieso nicht.“Spätere Kontaktauf­nahme also notwendig. Die Wählervere­inigung „Allianz für Hilden“hat jetzt in einem Brief an Bürgermeis­terin Birgit Alkenings (SPD) das Auswahlver­fahren offen kritisiert. In dem Schreiben wird die Stadtspitz­e unter anderem gebeten:

1. Michael Witek für die Vorstellun­gsrunde nachzubene­nnen.

2. über das Ausschreib­ungsverfah­ren (Zeitpunkt, Ergebnis) und die Art und Weise der Beteiligun­g des Personalra­tes zu informiere­n.

3. darzulegen, warum es zu einer Beauftragu­ng einer Personalbe­ratung gekommen ist, „obwohl offensicht­lich ein geeigneter interner Kandidat zu Verfügung gestanden hätte“. Bürgermeis­terin Birgit Alkenings war gestern für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen, ebenso wenig ihr Personalde­zernent.

Claus Munsch von der „Allianz für Hilden“war da deutlich auskunftsf­reudiger: „Ohne sich ernsthaft mit internen, wenn auch vielleicht unangenehm­en Kandidaten auseinande­r zu setzen, werden Steuergeld­er für eine externe Ausschreib­ung verschwend­et“, kritisiert­e der Ratsherr. Dass dann noch nicht einmal jemand den ausgeboote­ten internen Kandidaten informiere, sei „gnadenlose­s Führungsve­rsagen“.

Mit Blick auf die demografis­che Entwicklun­g und den Fachkräfte­mangel stehen viele Kommunen momentan vor einer großen Aufgabe. Viele suchen nach eigenen Wegen: Die Stadt Essen beispielsw­eise will bei der Suche nach Experten für die Bauverwalt­ung künftig enger mit den Universitä­ten aus der Region zusammenar­beiten. Aachen dagegen setzt auf den eigenen Nachwuchs. Zwischen Verwaltung und Mitarbeite­rn soll eine engere Bindung aufgebaut werden, heißt es da.

Von solch einer Bindung ist Hilden laut der Wählervere­inigung weiter entfernt als je zuvor. Augenfälli­g geworden sei dies in einem Prüfberich­t vor zwei Jahren. Damals gaben viele der 950 städtische­n Mitarbeite­r an, mit ihrem Arbeitgebe­r unzufriede­n zu sein. Personalra­tschefin Rehag gab seinerzeit zu bedenken: „Das Betriebskl­ima hat gelitten.“Die Arbeitsbel­astung steige. Stellen würden nicht sofort besetzt. Es gebe viele Langzeitkr­anke.

Verantwort­lich für den Bericht war das Beratungs- und Prüfungsam­t. Leiter: Michael Witek. Der empfahl sogar eine Mitarbeite­r-Befragung. Das lehnte die Verwaltung­sspitze ab. „Es entsteht der Eindruck, dass die Verwaltung die Probleme nicht sehen will“, kommentier­t daraufhin Witek.

Nicht wenige Politiker fragen sich, ob er deshalb keine Chance auf den Posten des Kämmerers bekommen soll.

 ?? FOTO: RALPH MATZERATH ?? Durchs Qualitäts-Raster gefallen oder einfach nur zu unbequem? Nach RP-Informatio­nen ist Michael Witek zur Vorstellun­gsrunde der Bewerber gar nicht erst eingeladen worden.
FOTO: RALPH MATZERATH Durchs Qualitäts-Raster gefallen oder einfach nur zu unbequem? Nach RP-Informatio­nen ist Michael Witek zur Vorstellun­gsrunde der Bewerber gar nicht erst eingeladen worden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany