Rheinische Post Hilden

Schule feiert ihre Europameis­ter

- VON BERND ROSENBAUM

Die „Bohlebots“vom städtische­n Gymnasium spielten ihre Gegner locker aus und siegten souverän.

HAAN Aus den Lautsprech­ern ertönte „Chariots Of Fire“von Vangelis, als die Helden von Montesilva­no gestern Mittag die Sporthalle des Gymnasiums betraten. Ihre 700 Mitschüler auf der Tribüne bereiteten ihnen einen würdigen Empfang mit einer doppelten La-Ola-Welle. Denn die zehn Schüler zwischen zwölf und 18 Jahren haben soeben erfolgreic­h an einer Fußball-Europameis­terschaft in Italien teilgenomm­en.

Fünf von ihnen, Conrad van Hall, Ole Dietz, Jannis Widmer (alle 14 Jahre alt), Julien Heikaus und David Stiebel (beide 12) brachten sogar den Titel mit nach Hause. Felicia und Lucie Patzelt (beide 15), Leonie Hamm (17), Tom Seiffert und Max Reisner (beide 18) errangen in ihrer Kategorie „Open“den dritten Platz.

Die Mädchen und Jungen kickten allerdings nicht selbst, sondern sie hatten kicken lassen, und zwar ihre selbst gebauten Roboter. Beim „European RoboCup Junior“treten hoch entwickelt­e Maschinen gegeneinan­der an, die von den Schülern nicht nur eigenhändi­g entworfen und konstruier­t, sondern auch selbst programmie­rt werden.

14 Nationen gingen vergangene Woche im italienisc­hen Montesilva­no an der Adriaküste an den Start. Dabei kristallis­ierte sich in der Kategorie „Lightweigh­t“für Roboter mit einem Maximalgew­icht von 1100 Gramm das Team Bohlebots des städtische­n Gymnasiums schnell als Favorit heraus. Alle ihre 14 Spiele gewannen die Haaner haushoch. Das Geheimnis ihrer Erfolges: „Wir haben in unsere Roboter zusätzlich eine Kamera eingebaut, die das Tor erkennen kann“, erklärt der 14-jäh- rige Conrad van Hall. Alle anderen Teams hatten lediglich Sensoren an Bord, mit denen sie zwar den Ball identifizi­eren konnten, sich den Weg zum Tor dann aber umständlic­h errechnen mussten.

Dass die anderen bisher keine Kameras einsetzen, hat Konstrukti­onsgründe, sagt Coach Roland Stiebel, gleichzeit­ig Informatik- und Robotik-Lehrer am Gymnasium und Gründer der Roboter AG, in der bis zu 50 Schüler mitmachen: „Die Kamera wiegt 40 Gramm, und die mussten die Schüler an anderen Stellen am Roboter erst einmal einsparen“, erklärt der 46-jährige technikaff­ine Pädagoge.

Doch statt ihre Entwicklun­gen für sich zu behalten und darauf zu setzen, im kommenden Jahr vielleicht sogar Weltmeiste­r zu werden, geben die Haaner „Bohlebots“ihre Erkenntnis­se auch gerne an Konkurrent­en weiter. „Es macht auf die Dauer mehr Spaß, gegen ähnlich starke Gegner anzutreten, statt immer haushoch zu gewinnen“, begründet Stiebel diesen Schritt und spricht damit seinen Schülern aus dem Herzen. Auch wenn es natürlich ein tolles Gefühl war, von Teams anderer Länder unterstütz­t zu werden. „Die Niederländ­er haben sich sogar Schürzen mit der deutschen Nationalfl­agge und der Aufschrift ’#1’ gemacht, um uns anzufeuern“, schildert Jannis Widmer die Atmosphäre bei der Robot-Soccer-EM. Etwas, das im klassische­n Fußball wohl kaum vorstellba­r wäre.

Stolz ist Roland Stiebel auch darauf, dass der Schule durch die Teilnahme an den Wettkämpfe­n keine Kosten entstehen. „Wir stemmen das über Sponsoren, die Schüler zahlen einen Eigenantei­l. sollten sich die Bohlebots nächstes Jahr sogar für die Weltmeiste­rschaft qualifizie­ren, könnte das allerdings teuer werden, denn die findet 2019 im australisc­hen Sydney statt. Dann brauchten die Bohlebots noch ein paar weitere Sponsoren.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH So sehen Sieger aus (v.l.): Conrad van Hall, Ole Dietz, Julien Heikaus, David Stiebel, Lehrer Roland Stiebel und Jannis Widmer.

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