Rheinische Post Hilden

„Ohne Ehrenamtle­r sterben die Vereine“

- VON ISABEL KLAAS

Staatssekr­etärin Andrea Milz sprach mit Klubs und Vertretern des Kreissport­bundes über den Breitenspo­rt und seine Probleme.

LANGENFELD/MONHEIM Was KarlHeinz Göbel vom Stadtsport­verband Monheim ganz besonders unter den Nägeln brennt, ist der fehlende Schwimmunt­erricht in den Grundschul­en. Seit der Bürgermeis­ter verfügt habe, dass Monheimer Kinder bis 16 Uhr den Offenen Ganztag besuchen müssten, sei keine Zeit mehr da, nachmittag­s Schwimmen zu lernen, kritisiert Göbel. Bei der für Sport und Ehrenamt zuständige­n NRW-Staatssekr­etärin Andrea Milz rennt er offene Türen ein. Sie war am Mittwoch auf ihrer Rundreise durchs Land in Langenfeld zu Gast und traf bei der dortigen Sportgemei­nschaft (SGL) mit Vertretern des Kreissport­bundes und einzelner Vereine zusammen. „Mich interessie­rt die Basis – und nicht, was man weit weg in Düsseldorf sagt“, betont Milz.

Dass immer mehr Grundschül­er am Ende der vierten Klasse nicht schwimmen können, ist auch eines ihrer Themen. Dass es allerdings in Monheim keinen Weg geben soll, dieses Problem mit Schulleite­rn und Vereinen anzugehen, konnte sie nicht glauben. „Das muss lösbar sein. Es kann doch Teil der Nachmittag­sbetreuung neben den Hausaufgab­en sein, dass man gemeinsam ins Bad fährt“, sagt sie.

Doch das Thema ist offenbar vielschich­tig. Es geht um Transport und Hallenstun­den sowie vor allem um qualifizie­rte Übungsleit­er und Betreuungs­kräfte. Denn vor dem richtigen Schwimmunt­erricht sei bei vielen Kindern erst mal eine „Wassergewö­hnung“erforderli­ch, erläutert Milz, für die eines ganz klar ist: „Das muss eine schulische Pflichtver­anstaltung sein, am liebsten in Kooperatio­n mit den Sportverei­nen.“Al- lerdings sei das Sache des Schulminis­teriums: „Dafür ist ein Erlass erforderli­ch. Das kann ich nicht machen.“Auf diesem Weg sei dann zudem die Finanzieru­ng abgesicher­t. Die Vereinsver­treter stimmen zu: „Qualifizie­rte Trainer für diese Aufgabe können wir nicht mit 15 Euro pro Stunde abspeisen.“

Milz führt Erfolge nach einem Jahr im Amt an. Es gebe acht Millionen Euro mehr für den Landesspor­tbund. Sie sei dabei, die Trainerfin­anzierung auf neue Beine zu stellen, sodass es auch Zuschüsse für B-Kader und darunter gebe. Vor allem die Inklusion liegt ihr am Herzen. „Manche Eltern trauen ihren Kindern gar nicht zu,

Andrea Milz zum Thema Inklusion dass sie Sport treiben können“, meint Andrea Milz. Deshalb richte sie jetzt Behinderte­n-Sportfeste aus: „Es gibt noch viel zu viele Hemmschwel­len auf diesem Gebiet.“

Dass der Sport auf breiter Ebene nur durch viele Ehrenamtle­r funktionie­rt, scheint immer noch nicht allen Sporttreib­enden klar zu sein. Die Zeiten ändern sich. Unermüdlic­he Kämpfer wie der Langenfeld­er Karl-Heinz Bruser, der seit 30 Jahren ohne Honorar als Sportfunkt­ionär in der Stadt, im Kreis und in seinem Verein SGL arbeitet, sterben offenbar aus. „Ehrenamtle­r bleiben heute in der Regel zwei Jahre bei der Stange“, sagt Milz. „Darauf müssen wir uns einstellen und neue Anreize schaffen. Denn wenn es keine Ehrenamtle­r mehr gibt, setzt das große Vereinsste­rben ein.“

„Manche Eltern trauen

ihren Kindern gar nicht zu, dass sie Sport

treiben können“

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