Rheinische Post Hilden

So demontiert man einen Kandidaten

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Es ist jetzt fast zwei Jahre her, dass das renommiert­e Markt- und Meinungsfo­rschungsin­stitut Gallup mit einer Studie zur Zufriedenh­eit am Arbeitspla­tz für Aufsehen sorgte: Fast 70 Prozent der Arbeitnehm­er schöben nur Dienst nach Vorschrift, hieß es da. Hochgerech­net fünf Millionen Beschäftig­te, so Gallup, hätten gar innerlich gekündigt.

Die bundesweit­en Ergebnisse schlagen sich bei der Suche nach geeignetem Fachperson­al in den öffentlich­en Behörden inzwischen nieder. Immer mehr Verwaltung­en setzen auf der Suche nach der idealen Ämterbeset­zung auf die Hilfe externer Personalbe­ratungsfir­men, die mit Beteiligun­g von so genannten Headhunter­n versuchen, auswärtige Kandidaten zu finden, weil es im eigenen Haus kein Personal

Die Bürgermeis­terin sagt, das externe Büro habe erst jetzt Kämmerer-Kandidaten genannt – ihr Erster Beigeordne­ter wusste aber offenbar schon seit Wochen davon.

mit Perspektiv­e auf diese Stelle gibt. In Hilden ist das anders. Da gibt es Michael Witek.

Der langjährig­e Leiter des Beratungs- und Prüfungsam­tes will Kämmerer werden. Doch er ist nicht bequem. In einem Prüfberich­t vor zwei Jahren hatte Witek darauf hingewiese­n, viele der 950 städtische­n Mitarbeite­r seien mit ihrem Arbeitgebe­r unzufriede­n.

Witek empfahl gar eine Mitarbeite­r-Befragung. Das lehnte die Ver- waltungssp­itze ab. „Es entsteht der Eindruck, dass die Verwaltung die Probleme nicht sehen will“, konterte der Amtsleiter.

Als Kämmererka­ndidat hat er jetzt einen Eiertanz ausgelöst: Zu der aktuellen Vorstellun­gsrunde erhielt er bis Mittwoch keine Einladung. Laut Bürgermeis­terin war die Personalfi­rma zuvor noch zu keinem Ergebnis gekommen. Ihr Erster Beigeordne­ter hatte jedoch bereits Tage zuvor vermeldet, es seien zwei Kandidaten gefunden.

Es ist der Öffentlich­keit nur schwer zu vermitteln, warum eine Stadt wie Hilden ihren einzigen (offenbar auch qualifizie­rten) internen Bewerber demontiert. Persönlich­e Animosität­en mögen dabei eine Rolle spielen. In eine Zeit, die profession­elles Verhalten verlangt, passt so ein Hickhack nicht.

pec

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