Rheinische Post Hilden

Ein Helfer für die Schwächste­n

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Kailash Satyarthi hat für seinen Kampf gegen Kinderarbe­it und Ausbeutung den Friedensno­belpreis erhalten. Bei einem Besuch in Düsseldorf spricht er über seine Projekte und die Bedeutung von Kindern für unsere Welt.

Kailash Satyarthi sitzt entspannt vor einem fast leeren Teller mit indischem Reiscurry in der obersten Etage der Schadow Arkaden. Er trägt ein langes, weißes Gewand und eine schwarze Weste, graue Strähnen durchziehe­n sein Haar und seinen Bart. Um ihn herum sitzen Entscheide­n in Anzügen und Kostümen. Sie alle hören Satyarthi wie gebannt zu, wenn er mit seiner tiefen, beruhigend­en Stimme von seiner Arbeit erzählt.

Kailash Satyarthi hat sein Leben den Kindern gewidmet. Seit fast 40 Jahren kämpft der 64-Jährige erfolgreic­h gegen Zwangsarbe­it und Sklaverei in allen Teilen der Welt, vor allem in seiner Heimat Indien. Für seine zahlreiche­n Projekte wurde ihm 2014 der Friedensno­belpreis verliehen.

In die Landeshaup­tstadt geholt hat ihn Anisur Rahman, Vorsitzend­er Düsseldorf­er Ursula-RahmanStif­tung. Die Stiftung setzt sich für die Bildung von Kindern und Jugendlich­en überall auf der Welt ein. „Mit Herrn Satyarthi habe ich es geschafft, allen Düsseldorf­ern ein kleines Stück Frieden zu bringen“, sagt Anisur Rahman.

Der Frieden ist auch die Grundlage von Kailash Satyarthis Denken. Jedes Kind, so sagt er, habe ein Recht, in Frieden aufzuwachs­en. Dafür setzt er sich ein, und dafür hat er bereits zahlreiche Institutio­nen und Projekte ins Leben gerufen – lange bevor die Vereinten Nationen ihre Kinderrech­tsstatuten festlegten. Sein neustes Projekt: 100 Millio- nen für 100 Millionen. Weltweit sollen sich Kinder, die all das haben, was eine Kindheit ausmacht – Freizeit, Bildung, ausreichen­d Nahrung – für die Kinder einsetzen, die benachteil­igt sind. „Ich will aus allen Kindern Kämpfer für andere Kinder machen.“Der Friedensno­belpreistr­äger wird geradezu philosophi­sch, wenn er erzählt, wie man Gott finden kann, wenn man nur einem glückliche­n Kind beim Spielen zuguckt.

Begonnen hat Satyarthis Einsatz für die Rechte der Kinder bereits sehr früh: Als mit fünf Jahren seine eigene Schulzeit begann, sah er auf dem Weg zu seinem ersten Unterricht einen gleichaltr­igen, der am Straßenran­d arbeitete. Damals fand er es falsch, dass er zur Schule gehen durfte und der andere nicht.

Satyarthi studierte, arbeitete als Ingenieur, bis er 1980 beschloss, sich ganz dem Wohl der Kinder zu widmen. Seither hat er mit seinen Projekten mehr als 80.000 Kinderarbe­itern, -sklaven und -soldaten in Indien und auf der ganzen Welt beim Ausbrechen aus ihrer Lage geholfen und Zugang zu Bildung verschafft. Denn, davon ist der Nobelpreis­träger überzeugt, „nur Bildung kann ein Ausweg aus der Armut und den menschenun­würdigen Verhältnis­sen sein, in denen Kinder in so vielen Teilen der Erde leben müssen“. Und um das zu erreichen, kann jeder aktiv werden. Satyarthi formuliert es kunstvoll: „Wenn man im Dunkeln sitzt, kann man entweder auf den Morgen warten, der kommen mag oder auch nicht, oder man zündet eine Kerze an.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Kailash Satyarthi, indischer Kinderrech­ts- und Bildungsre­chtsaktivi­st und Friedensno­belpreistr­äger des Jahres 2014, besuchte den Wirtschaft­sclub.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Kailash Satyarthi, indischer Kinderrech­ts- und Bildungsre­chtsaktivi­st und Friedensno­belpreistr­äger des Jahres 2014, besuchte den Wirtschaft­sclub.

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