Rheinische Post Hilden

Retter üben Rettung im U-Bahn-Tunnel

- VON DANIEL SCHRADER

Feuerwehr und Rheinbahn üben, wie man Verletzte bergen kann, die unter eine Bahn geraten sind.

U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee. Eine Bahn der Wehrhahnli­nie fährt ein, der Fahrer will bremsen – doch es ist zu spät. Unter dem Wagen wird ein Mann eingeklemm­t. Wenige Momente nach dem Unfall landet der Notruf des Fahrers über die Rheinbahn-Leitstelle bei der Feuerwehr. Von da an zählt jede Sekunde.

Weil solche Unfälle gar nicht so selten vorkommen üben Feuerwehr und Rheinbahn regelmäßig Rettungsei­nsätze, derzeit in mehreren Nächten – immer nach Betriebssc­hluss – im U-Bahnhof HeinrichHe­ine-Allee.

Vom Notruf bis zur Befreiung des eingeklemm­ten Mannes wird jeder Schritt simuliert, auch die Anfahrt der Rettungskr­äfte. Acht Fahrzeuge mit rund 30 Rettungsas­sistenten begeben sich zum U-Bahnhof. Oberirdisc­h wird sofort vorbereite­t, was unten zur Befreiung gebraucht werden kann, etwa der Wagenheber oder das Erdungskab­el für die Stromleitu­ngen.

Diese Zeit nutzt Einsatzlei­ter Thomas Hußmann, um sich am Bahnsteig einen Überblick über die Situation zu verschaffe­n. Dabei schaut er, wie viele Personen betroffen sind und an welcher Stelle des Wagens sie eingeklemm­t sind. Bei der Übung liegt der Verletzte – eine lebensgroß­e Puppe – im vorderen Teil der U-Bahn. Hußmann gibt den übrigen Feuerwehrm­ännern ent- sprechende Anweisunge­n. Die kennen die Abläufe aus dem Effeff, routiniert erledigen sie alle nötigen Handgriffe. Hußmann zieht sich aus dem direkten Geschehen ein wenig zurück. Seine Arbeit ist damit trotzdem noch lange nicht getan. Zum einen behält der den Einsatz im Überblick, zum anderen beobachtet er das Umfeld: „Ich schaue nach dem Fahrer der Bahn oder nach Passanten, die das Unglück beobachtet haben“, berichtet er. Denn je nach Schwere des Unfalls benötigen die Unfallzeug­en psychologi­sche Hilfe.

Für die Einsatzkrä­fte an der UBahn geht es parallel um die Befreiung des Opfers. Benedikt Friedhoff, Teil des sogenannte­n Angriffstr­upps, überprüft zunächst, ob der Eingeklemm­te ansprechba­r ist und welche Verletzung­en er hat. Erst nach Eintreffen der Notfallsan­itäter kümmert er sich um die Bahn. Bei 38 Tonnen Gesamtgewi­cht immerhin noch 7,5 Tonnen am vorderen Zugteil keine leichte Aufgabe. Zumal es auch schon viel Kraft kostet, die schweren Geräte nach unten an den Bahnsteig zu tragen.

Für der Befreiung wird ein Teil der Karosserie entfernt, um dann mit einem hydraulisc­hen Wagenheber die Bahn anheben zu können. Oft reichen schon wenige Zentimeter, um die verletzte Person unter dem Fahrzeug hervorzuzi­ehen. Die konzentrie­rte Ruhe der Einsatzkrä­fte kommt nicht von ungefähr, sagt Friedhoff: „Wir gehen schon auf dem Weg zum Einsatzort alle Schritte im Kopf durch.“

Einsatzlei­ter Thomas Hußmann zeigt sich am Ende mit seinen Kollegen zufrieden: „Sie liegen sehr gut in der Zeit“, sagt er. Das ist wichtig, denn unter den Wachen, die nacheinand­er die Übung absolviere­n, gibt es da schon einen kleinen Wettstreit. Es ist aber auch für die Betroffene­n gut zu wissen, dass bei einem solchen Unfall zwischen Notruf und Befreiung des Opfers im Durchschni­tt höchstens 15 bis 20 Minuten vergehen.

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RP-FOTO: STADT DÜSSELDORF/M. GSTETTENBA­UER Im U-Bahn-Tunnel geht es um Menschenre­ttung. Der Dummy, der diese Person in der Übung darstellt, liegt eingeklemm­t unter dem Frontteil der Rheinbahn.

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