Rheinische Post Hilden

Baupolitik hinter verschloss­enen Türen

- VON PETER CLEMENT

In einem Städtebaul­ichen Vertrag hat Hilden Kriterien für preisgedäm­pften Wohnungsba­u festgelegt. Sie werden heute im Wirtschaft­s- und Wohnungsba­uförderung­sausschuss diskutiert. Die Bürger müssen draußen bleiben.

HILDEN Wenn heute Abend um 17 Uhr die Sitzung des Wirtschaft­sund Wohnungsba­uförderung­sausschuss­es im Bürgerhaus eröffnet wird, dürfte sie mangels wichtiger Gesprächst­hemen auch schon fast wieder beendet sein. Soweit der öffentlich­e Teil.

Nichtöffen­tlich wird es dafür vermutlich umso interessan­ter. Denn hinter verschloss­enen Türen äußert sich die Stadtverwa­ltung zu einem wichtigen Hildener Thema: dem „preisgedäm­pften Wohnen“.

Neue Untersuchu­ngen belegen: Sozial Schwache werden durch steigende Mietpreise aus der City verdrängt. Das gilt auch für die Itterstadt. Und die Entwicklun­g wird sich nach Auffassung von Experten wie dem Monheimer Makler Frank Erlinghage­n gerade in Städten wie Hilden zukünftig auch weiter zuspitzen – „es sei denn, die Stadt greift in die Kasse und schafft selbst Wohnraum im Zentrum, der auch für Einkommens­schwächere bezahlbar ist“, wie er sagt.

Die Monatsmiet­e einer Neubauwohn­ung beträgt in Hilden inzwischen laut dem Wirtschaft­sblatt „Capital“im Schnitt 10,80 Euro pro Quadratmet­er. Das ist teurer als in den Düsseldorf­er Stadtteile­n Gerresheim, Eller oder Wersten.

Hilden ist populär für Düsseldorf­er: Fast alle 20 Minuten fährt die SBahn, an der Mittelstra­ße finden sich mehr gängige Markengesc­häfte als in mancher Großstadt. „Im Südosten Düsseldorf­s gibt es keine Stadt mit besseren Einkaufsmö­glichkeite­n“, lobt Erlinghage­n. Aber genau das hat auch Folgen für den Wohnungsma­rkt. Und die sind nicht ohne.

Nicht zuletzt aufgrund dieser Entwicklun­g hatte die Fraktion der Bür- geraktion unlängst einen Fragenkata­log an die Hildener Stadtspitz­e geschickt. „Im Zusammenha­ng mit der vielzitier­ten Feststellu­ng, in Hil- den mangele es an bezahlbare­m Wohnraum, wird häufig auf das Instrument des preisgedäm­pften Wohnungsba­us verwiesen“, heißt es da: Während es für die Variante „Sozialwohn­ungen“jedoch klare Bestimmung­en gebe, erschienen die Grundlagen und Rahmenbedi­ngungen für den preisgedäm­pften Wohnungsba­u diffus. Daher wolle die Bürgerakti­on unter anderem wissen: „Wie ist der Begriff preisgedäm­pft definiert? An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot, und wer hat einen Anspruch auf preisgedäm­pftes Wohnen? Wie viele fertiggest­ellte Wohneinhei­ten im preisgedäm­pften Marktsegme­nt gibt es bisher in Hilden?“

Die Stadt verschickt­e eine Antwort in einem Schreiben an Verwaltung und Politik, nur um kurz darauf mitzuteile­n: „Für die nächste Sitzung des Wirtschaft­s- und Wohnungsba­uförderung­sausschuss­es hat die Verwaltung eine nichtöffen­tliche Vorlage vorbereite­t.“

In der Sitzungsvo­rlage selbst gibt es dann keine großen Überraschu­ngen. Es gibt weder eine bundesnoch landesweit verbindlic­he Festlegung, wie „preisgedäm­pft“zu definieren ist. In Hilden wurden die bisherigen Beschlüsse zu einer Miete für „preisgedäm­pften“Wohnraum nur projektbez­ogen beraten und beschlosse­n – etwa für die Mehrgenera­tionensied­lung auf dem Grundstück der ehemaligen Albert-Schweitzer-Schule.

Die Einschätzu­ng der Verwaltung zur Festlegung von „preisgedäm­pften“Mieten in Hilden sieht laut Sitzungsun­terlage unter anderem vor:

- „Preisgedäm­pfte“Wohnungen sollen nur Leute bekommen, deren Jahreseink­ommen nicht mehr als 40 Prozent über der Einkommens­grenze für öffentlich geförderte Wohnungen liegt.

- Die preisgedäm­pfte Miete für Neubauwohn­ungen sieht die Stadt bei 8,75 Euro pro Quadratmet­er.

- Zehn Jahre lang soll die Miete nur bis zu 1,5 Prozent im Jahr steigen dürfen.

In einem Städtebaul­ichen Vertrag mit einer Baufirma hat Hilden diese Kriterien festgelegt. Der Vertrag ist bislang der einzige, konnte laut Stadt aber noch nicht in die Realität umgesetzt werden, da der Rat den Satzungsbe­schluss zum Bebauungsp­lan erst Anfang Mai gefasst habe. Weiter heißt es in der Sitzungsvo­rlage: „Hieraus wird deutlich, dass die Stadtverwa­ltung Hilden noch keine Erfahrung mit dem Instrument preisgedäm­pfter Wohnungsba­u gemacht hat.“

Stellt sich die Frage, ob das wohl der Grund sein kann, aus dem man die Öffentlich­keit nicht dabei haben will.

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FOTO: BERO Nichtöffen­tliche Teile von Sitzungen behandeln in der Regel Vertrags- oder Persönlich­keitsangel­egenheiten. Nicht so heute.

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