Rheinische Post Hilden

Die Gänsehaut-Momente zweier Seglerinne­n

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Die beiden Sportskano­nen Inga-Marie Hofmann und Henrike Leitl kennen sich seit ihrem fünften Lebensjahr. Damals waren sie noch bei Kinder-Segelregat­ten dabei. „Wir haben uns sofort super verstanden und uns schon damals verabredet, nach dem Kinder-Boot zusammen in einem Jugendboot zu segeln“, verrät Hofmann. Inzwischen sind die Asse auf dem Wasser 17 Jahre alt und haben ihr gegenseiti­ges Verspreche­n nicht vergessen. Bereits seit drei Jahren sind die jungen Damen vom Düsseldorf­er Yachtclub (DYC) als Team unterwegs. Ihre Wege werden sich demnächst für ein Jahr trennen, Leitl macht erst nächstes Jahr Abitur und will dann auch nach Kiel umziehen, ihren sportliche­n Karrierewe­g werden sie trotzdem weiterhin gemeinsam gehen. Nur dass Hofmann schon sehr bald in den Norden gehen wird. Es gäbe auch gar keinen Grund für eine Trennung. Die beiden verstehen sich prächtig, haben die gleichen Ziele, sind Mitglieder der deutschen Jugend-Nationalma­nnschaft und gehören damit zu den besten Segeltalen­ten Deutschlan­ds. Das haben Hofmann und Leitl bereits bei einigen Jugend-Europa- und Weltmeiste­rschaften im 420er (Zwei-Mann-Boot über vier Meter Länge) bewiesen. Jetzt gerade in der gemeinsame­n Zeit während der Kieler Woche, die am Sonntag endet, will das windund wellenerpr­obte Duo in der neuen Bootsklass­e, dem olympische­n 49er FX, richtig Gas geben, mit Blickricht­ung auf die Olympische­n Spiele 2024. Einiges an internatio­naler Erfahrung konnten Steuerfrau Hofmann und Vorschoter­in Leitl schon zusammense­geln, doch nicht bei jeder internatio­nalen Meistersch­aft, für die sie sich national qualifizie­rt hatten, waren sie auch dabei. „Aus Kostengrün­den haben wir zuletzt zwei Europameis­terschafte­n abgesagt. Manches ist leider alleine durch die Unterstütz­ung von Eltern, Verband und Club nicht zu finanziere­n“, verrät Hofmann. „Eine normale Segelsaiso­n kostet 20.000 bis 25.000 Euro – ohne dabei ein neues Boot gekauft zu haben. Deshalb sind wir jetzt auf der Suche nach Sponsoren, die ein junges und erfolgreic­hes Team in einer dynamische­n und umweltfreu­ndlichen Sportart unterstütz­en möchten.“Manches lassen sie sich allerdings nicht nehmen: Von der Teilnahme an der Youth World Championsh­ip im chinesisch­en Sanya im 420er konnte sie keiner abhalten. „Das war wie Mini-Olympia. Alle 54 Na- tionen hatten Wasser aus ihren Heimatländ­ern mitgebrach­t und haben es gemeinsam ins Meer geschüttet. Das war das Zeichen dafür, dass die ganze Welt miteinande­r verbunden ist und dass wir uns alle irgendwann wiedersehe­n werden“, schwärmt Hofmann von dieser besonderen Zeit. „Das waren absolute Gänsehaut-Momente.“In China segelten die beiden auf Platz 16. „Damit konnten wir zufrieden sein. Wir sind als bestes 420er-Mädchentea­m Deutschlan­ds zur WM gefahren und konnten nicht wie viele andere in der Vorbereitu­ng täglich trainieren“, erläutert Hofmann. Das wird sich demnächst, wenn dann beide in Kiel leben, ja dauerhaft ändern. Und gerade gibt es eine temporäre Ausnahme: Das Doppel aus der Jugend-Nationalma­nnschaft ist noch bis Sonntag bei der Kieler Woche aktiv und hat bereits das nächste Auslandszi­el im Visier. „Die Kieler Woche ist unsere erste Regatta im 49er FX. Und dann direkt im Kreise der Weltelite“, meint Leitl. „Unsere wichtigste Regatta des Jahres wird aber Ende August die Junioren-Weltmeiste­rschaft in Marseille sein.“Ein Schelm, wer dabei schon an 2024 denkt, denn vor Marseille werden auch die Segel-Wettbewerb­e der Olympische­n Spiele 2014 in Paris ausgetrage­n.

Tino Hermanns

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FOTO: PRIVAT Henrike Leitl (l.) und ihre Clubkamera­din Inga-Marie Hofmann segeln gerade bei der Kieler Woche.

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