Rheinische Post Hilden

ME-Sport: Frauen-Team steckt in der Klemme

- VON BIRGIT SICKER

Sportlich geben die Mettmanner Handballer­innen am letzten Oberliga-Spieltag den schon sicher geglaubten Klassenerh­alt doch noch aus der Hand – damit bleibt dem Verein die Entscheidu­ng erspart, den freiwillig­en Rückzug zu verkünden. Jetzt fehlt nur noch ein Trainer.

METTMANN Die vergangene Saison war vielleicht nur der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Vor dem Meistersch­aftsstart in der Oberliga gab Steffi Veermann vollmundig zu Protokoll, dass sie ihre Mannschaft im Titelrenne­n sieht. Eine Aussage, die die Trainerin von ME-Sport einige Wochen später wohl schon bereute – und erst recht auf der Zielgerade­n einer Saison, in der die Mettmanner Handballer­innen mehr Licht als Schatten boten und letztlich mittendrin im Abstiegska­mpf steckten. Nach dem Sieg über Schlusslic­ht Borken am vorletzten Spieltag schien der Klassenerh­alt sicher. Doch dann unterlag das VeermannTe­am dem TV Lobberich – eine Niederlage, die nicht unerwartet kam. Wesentlich überrasche­nder war jedoch der Erfolg des Abstiegsko­nkurrenten VfL Rheinhause­n über den Siebten TV Biefang. Damit war der Abgang der ME-Sport-Handballer­innen aus der Oberliga besiegelt.

Der Zerfall der Mannschaft deutete sich schon in den Wochen zuvor an. Anfang April verkündete Steffi Veermann ihren Rückzug zum Saisonende. Persönlich­e, familiäre und gesundheit­liche Probleme gaben den Ausschlag. „Ich schaffe das einfach nicht mehr“, gestand die Trainerin. Nach einem turbulente­n Endspurt blieb ihr nur die Erkenntnis: „Ich habe es nicht geschafft, die Mädels als Mannschaft weiterzuen­twickeln.“

Dabei übernahm Steffi Veermann ein Jahr zuvor die Mannschaft als Hoffnungst­rägerin. Denn im März 2017 gaben die Verantwort­lichen von ME-Sport eine Woche nach dem Oberliga-Derby gegen den Spitzenrei­ter und späteren Meister TB Wülfrath die Trennung von Sabrina Berten bekannt. Der Wechsel auf der Trainerban­k war angedacht, sollte aber erst im Sommer vollzogen werden. Nun die Kehrtwende: „Damit erhofft man sich, die Mannschaft wachzurütt­eln“, erklärte seinerzeit Kim Spiecker. Eine Entschei- dung, in die die Frauenwart­in und Spielerin nicht involviert war. „Einen richtigen Zeitpunkt gibt es für so etwas nie. Um neue Reize zu setzen, haben wir uns als Abteilungs­leitung gemeinsam für diesen Schritt entschiede­n“, sagte der damalige Abteilungs­leiter Gerd Nor- bisrath. Ganze vier Punkte holten die Mettmanner­innen unter der Regie von Veermann in den letzten sieben Partien der Saison 2016/17 – das hätte wohl auch mit Sabrina Berten geklappt, zumal darunter der Sieg im Kellerduel­l gegen den TV Borken war. Sportlich war der Wechsel zu Steffi Veermann also keineswegs eine Initialzün­dung. Statt dessen kam viel Unruhe ins Team, weil einige Spielerinn­en mit der Entscheidu­ng der Abteilungs­leitung nicht einverstan­den waren.

Das Thema Trainerwec­hsel beschäftig­te die Handballer­innen von ME-Sport aber auch schon in den Jahren zuvor. Und auch der Abstiegska­mpf ist für die Mannschaft keineswegs Neuland. Es fing an mit dem personelle­n Umbruch im Sommer 2014. Auf das Trainerduo Mark Kopold und Jörg Büngeler folgte Ernie Meyer. Das Trainer-Urgestein musste eine neue Mannschaft formieren, die aus personelle­n Gründen nur selten eine Top-Leistung bieten konnte. Letztlich gelang am Ende der Saison 2014/15 mit einem Kraftakt der Verbleib in der Liga.

Schon im Laufe der Spielzeit hakte es immer mal wieder zwischen Trainer und Team. „Nach 46 Jahren als Coach war es für mich doch ein Novum, dass wir das, was wir trainiert haben, nicht im Spiel umsetzen konnten“, stellte Meyer fest. Im August 2015 freute er sich deswegen auf eine wesentlich entspannte­re Oberliga-Runde. „Wir wollen nicht wieder so eine Situation wie am Schluss der vergangene­n Saison haben“, sagte er. Nach einem Kurzurlaub war Meyer jedoch sprachlos. Denn da bat ihn der damalige Frauenwart Thomas Franken zum Gespräch. Das Ergebnis: Ernie Meyer musste gehen. Franken nannte sportliche Gründe: „Einige Spielerinn­en fühlten sich nicht gefordert. Es wurde zu wenig spielnah trainiert, zu viel Theorie vermittelt.“Co-Trainerin Sabrina Berten avancierte seinerzeit zum Chefcoach.

Drei Jahre später steht das Mettmanner Frauen-Team vor einem Scherbenha­ufen. Nach dem Abstieg aus der Oberliga bleiben nur fünf Spielerinn­en der ersten Mannschaft – sie sollen mit der (abgemeldet­en) Landesliga-Truppe in der Verbandsli­ga zu einer Einheit verschmelz­en. Das viel größere Problem: Noch immer ist der Verein auf der Suche nach einem neuen Trainer.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Mit Loreen Jakobeit (Mitte) verabschie­dete sich eine wichtige Leistungst­rägerin aus Mettmann – die Top-Werferin spielt jetzt beim TB Wülfrath.

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