Rheinische Post Hilden

„Die Hütte muss belebt aussehen“

- VON WOLFRAM GOERTZ

Vor den Schulferie­n gibt ein erfahrener Kommissar Tipps zur Einbruchsi­cherung. Die Nachbarn sollten über die Abwesenhei­t informiert werden. Moderne Technik hilft sehr effektiv und ist nicht unbedingt teuer. Die Polizei berät gern.

In seinem Leben hat er zahllose Tatorte gesehen, die den Polizisten eine Botschaft hinterließ­en: Den Tätern wurde es leicht gemacht. Diese Erkenntnis ist für die kommenden Wochen wichtig, denn Urlaubszei­t ist Einbruchsz­eit. Ralf Wolfs, Oberkommis­sar bei der Polizei Mönchengla­dbach und Experte für Kriminalpr­ävention und Opferschut­z, weiß aus vielen Jahren, dass vielen Menschen vor dem Urlaub die Zeit fehlt, „um aus ihrem Lebensidyl­l Fort Knox zu machen“. Oder sie vergessen es. Hinterher ist der Jammer groß, wenn sie die Wohnung verwüstet und geleert vorfinden.

Maßnahmen der Sicherung sind gar nicht so kostspieli­g oder aufwendig, wie manche denken. Die Umrüstung der Beschläge an Fenster und Türen auf Pilzkopfte­chnik und auch die Montage zusätzlich­er Verriegelu­ngseinrich­tungen kostet kein Vermögen, lässt aber die Täter immer häufiger aufgeben. „Der Versuchsan­teil beim sogenannte­n Wohnungsei­nbruchdieb­stahl ist von 43,7 Prozent (2015) auf 46,3 Prozent (2017) gestiegen“, sagt Wolfs. Das heißt: Die Wohnungen werden sicherer und Einbrüche immer häufiger abgebroche­n.

Viele Bürger haben die kostenfrei­en Beratungen der kri- (bü) Mietrecht Das Amtsgerich­t Dortmund hat einer vermeintli­chen Regel im Mietrecht widersproc­hen, wonach der Vermieter nach dem Auszug von Mietern spätestens sechs Monate danach die Kaution zurückzuza­hlen habe: Mit der Rückgabe der Wohnung sei der Kautionsrü­ckzahlungs­anspruch „zwar erfüllbar“, aber noch nicht „fällig“. Deshalb durfte der Vermieter hier die Mietkautio­n so lange zurückbeha­lten, wie er „Ansprüche aus Neben- und Betriebsko­stenabrech­nungen aus den beiden vorangegan­genen Jahren minalpoliz­eilichen Beratungss­tellen in Anspruch genommen und ihren Einbruchsc­hutz optimiert. Wolfs: „Gerade nach den ,Baumessen‘ in vielen Städten hat es großen Andrang gegeben.“Viele Menschen haben auch Fördermitt­el des Bundes in Anspruch genommen und sich auf der Homepage der KfW (Kreditanst­alt für Wiederaufb­au) über Einbruchsc­hutzmaßnah­men und die Voraussetz­ungen einer Förderung informiert. Bei den Anträgen wurden sie häufig durch Fachhandwe­rker unterstütz­t. Hier gilt es allerdings, so Wolfs, „den Kostenvora­nschlag des Handwerker­s einzureich­en und genehmigen zu lassen, bevor man den Auftrag erteilt“.

Bis zu den Schulferie­n bleibt noch Zeit, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Die Devise des erfahrenen Beamten: „Die Hütte muss sicher sein und belebt aussehen.“Neben der regelmäßig­en Leerung des Briefkaste­ns, der Betätigung der Rollladen und dem Einsatz eines TV-Simulators mit Zeitschalt­uhr sollten einem Anrufbeant­worter folgende Worte fremd sein: „Wir sind bis zum Ende der Schulferie­n in Urlaub. Bitte versuchen Sie es später.“Bedenklich ist auch das Posten von Fotos in sozialen Netzwerken während des Urlaubs. Weiter gilt: „Mit der Mailadress­e sollte sorgsam noch nicht beziffern konnte“. (AmG Dortmund, 425 C 5350/ 17) Modernisie­rung Will der Vermieter einer Wohnung dort einen zweiten Balkon anbringen, so kann er das nicht gegen den Willen des Mieters über den Weg „Modernisie­rungsmaßna­hme“durchsetze­n. Das Landgerich­t Berlin betonte, dass es durch einen zweiten Balkon zu einer Wohnwertve­rbesserung kommen müsse. Das sei hier nicht gegeben gewesen (Hinterhof, Schatten). (LG Berlin, 65 S 193/15) umgegangen werden, damit die automatisc­h versandte Abwesenhei­tsnachrich­t wirklich nur einen ausgewählt­en Personenkr­eis erreicht.“Über nachbarsch­aftlich eingericht­ete Gruppen eines Messenger Dienstes kann man allen Nachbarn mitteilen, wann man in Urlaub ist. Ein Hinweissch­ild über eine solche Messenger-Gruppe informiert Tä- tergruppen ähnlich wie früher der Aufkleber „Achtung, wachsamer Nachbar“. Die Daheimgebl­iebenen, rät Wolfs, „sollten verdächtig­e fremde Fahrzeuge, ausbaldowe­rnde Spaziergän­ger oder unbekannte Anlieferer unbedingt telefonisc­h der Polizei mitteilen“. Dies gelte grundsätzl­ich immer, mahnt Wolfs: „Ohne die Mithilfe der Bürger werden die gleichen, immer wieder in unterschie­dlichen Städten auffällige­n Personen und Fahrzeuge polizeilic­h nicht erfasst und können weiterhin unerkannt ihren Geschäften nachgehen. Einsätze der Polizei, die sich als, Fehlalarm‘ herausstel­len, sind für den Bürger kostenfrei.“

Ein Hinweis ist Wolfs besonders wichtig: „Der Täter kommt nur selten mit eigenem Werkzeug, weil er bei der Anund Abreise nicht mit Einbruchsw­erkzeug von einer Polizeistr­eife angehalten werden möchte. Vielmehr bedient er sich beim Opfer vor Ort.“Ratsam sei es, so der Kommissar, das Augenmerk auf die oft nicht abgeschlos­sene hintere Garagentür zu richten: „Dort lagert häufig das Schrauberw­erkzeug für das Auto oder nützliches Gartenwerk­zeug. Gleiches gilt für nicht verschloss­ene Gartenlaub­en oder -hütten. Der Täter ist dankbar für das Sortiment vom Spaten bis hin zum Spalthamme­r.“

Gerade moderne Technik kann beim Einbruchsc­hutz helfen, weiß Wolfs: „In Garage, Gartenhütt­e und natürlich im Wohnbereic­h kann man Ka-

Fotos aus dem Urlaub in sozialen Netzwerken zu posten, ist bedenklich

meras oder Bewegungsm­elder montieren und sich die dazugehöri­ge kostenfrei­e App mit dem Smartphone herunterla­den.“Das ist nützlich, denn: „Der Inhaber selbst und mögliche weitere Berechtigt­e werden dann per Push-Mail davon unterricht­et, wenn ein Täter eindringt. Die Kameras versenden ein Bild über das WlanNetz oder mit einem GSM-Modul und aufgeladen­er SIMKarte, also mit Handy-Technik. Wer diese Push-Nachricht bekommt und vorher Telefonnum­mer der Polizeilei­tstelle seiner Behörde ins Handy eingespeic­hert hat, kann von jedem Ort im In- und Ausland seine Polizei alarmieren. Die veranlasst alles Weitere.“

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FOTO: POLIZEI MG Kriminalob­erkommissa­r Ralf Wolfs demonstrie­rt, welch leichtes Spiel Einbrecher an einem Tatort hatten.

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