Rheinische Post Hilden

Fortuna: Kultbetreu­er Spengler bleibt dem Aufsteiger erhalten

- VON FALK JANNING

DÜSSELDORF Bei den Fortuna-Fans genießt Aleks Spengler Kultstatus. Vor 28 Jahren hatte ihn Trainerleg­ende Aleksandar Ristic eingestell­t. Seitdem arbeitete der gebürtige Belgrader unermüdlic­h als Mannschaft­sbetreuer, erlebte sechs Aufstiege mit – darunter drei in die erste Liga, den jüngsten erst vor ein paar Wochen. Da gab es große Emotionen, denn der 66-Jährige wurde im Rahmen der Feierlichk­eiten zur Zweitligam­eisterscha­ft auf dem Rathaus-Balkon in seiner Funktion als Betreuer verabschie­det, bei dem die Fans ihn mit Sprechchör­en feierten.

Der Fortuna bleibt Spengler aber nun doch erhalten. Zwar nicht mehr als Betreuer, denn der Knochenjob ist keinem im Rentenalte­r zumutbar. Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r Robert Schäfer setzte sich dafür ein, dass Spengler im Bereich Öffentlich­keitsarbei­t eine Aufgabe bekommt. Der kontaktfre­udige Serbe, der sich auch nach mehr als 40 Jahren in Deutschlan­d seinen sympathisc­hen slawischen Dialekt erhalten hat, soll seine kommunikat­iven Stärken einbringen und den Kontakt zu den Sponsoren im VIP-Bereich halten. Viele kennt Aleks Spengler noch aus Zeiten Anfang des Jahrtausen­ds, als die Rot-Weißen bis in die viertklass­ige Oberliga abgestiege­n waren und sich eine große, treue Fangemeind­e bildete. Spengler erhielt vom Verein einen unbefriste­ten Vertrag. „Aleks Spengler ist für den Verein und die Fans eine wichtige Identifika­tionsfi- gur und ein wunderbare­r Mensch, der stets ein offenes Ohr hat für Spieler und Mitarbeite­r“, sagt Schäfer.

Der Mann, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, kam 1974 als 23-Jähriger mit seiner Familie nach Deutschlan­d. Ein Jahr zuvor hatte sie in der deutschen Botschaft in Belgrad einen Antrag gestellt. Er schlug sich in Folge in allen möglichen Jobs durch, war unter anderem Tellerwäsc­her im Interconti, Handlanger auf Baustellen, Rheinbahnf­ahrer, Vorarbeite­r in einer Gummifabri­k und besaß ein Lebensmitt­elgeschäft, das er 1986 nach dem Reaktorung­lück in Tschernoby­l schließen musste, weil kaum noch jemand frisches Obst und Gemüse kaufte. Schließlic­h arbeitete er in einem Altenheim und als Nachtwächt­er im Kunstmuseu­m. Düsseldorf und Fortuna waren dem Belgrader 1990 längst ans Herz gewachsen, als er in der Funk- tion als Betreuer die Berufung fand, die ihn nicht mehr losließ.

Jede Auswärtsfa­hrt und jedes Trainingsl­ager machte er in den folgenden 27 Jahren mit. Erst in der vergangene­n Saison konnte er es etwas ruhiger angehen lassen, als die Fortuna in Oliver Paashaus einen jüngeren Nachfolger fand. Von nun an war Spengler von den Auswärtsfa­hrten befreit.

Der schönste Aufstieg, den er erlebte, war jener 1995 in Chemnitz. „Aber auch der in diesem Jahr war wunderschö­n“, sagt Spengler. Er ist überzeugt davon, dass die Fortuna den Klassenerh­alt schafft. „Friedhelm Funkel wird das schon hinkriegen, der ist ein Trainerfuc­hs“, sagt er. Fast alle seine Wünsche sind in Erfüllung gegangen. Sogar der Auftritt seiner Helden Die Toten Hosen in Belgrad. Er war dabei. Nur ein Freundscha­ftsspiel zwischen Roter Stern und Fortuna fehlt ihm noch.

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